Report-K.de: Ein Novum in diesem Jahr ist der späte Herbsttermin der InterKarneval. Sonst fand die Messe immer im Juni statt. Was waren die Beweggründe für die Verlegung des Termins?
Pothof: Unser Ursprungstermin war der 9.-11. Juni  2006 und wir wollten, nach Gesprächen mit den Ausstellern, auch an diesem Termin festhalten. Im September letzten Jahres wurde uns klar, dass wir mit dem Termin aus dem Fußballhype der WM im eigenen Land raus müssen. Wir hätten ja am gleichen Tag die Messe eröffnet, an dem das Eröffnungsspiel der WM 2006 in München stattfand. Wir bekamen auch entsprechende Signale aus dem Markt.

Wie war die Rückmeldung der Aussteller auf die Terminverschiebung?
Die Terminverschiebung hat die Buchungszahlen der Aussteller nicht negativ beeinflusst. Wir sind jetzt 10 Wochen vor der Messe und haben uns zum Vorjahr verbessert. Eine ganze Reihe Erstaussteller konnten hinzu gewonnen werden. Der ein oder andere bei dem die Kunden im Frühjahr ordern, ist zurückgetreten.

Werden Sie bei diesem Termin bleiben?
Im nächsten Jahr werden wir aller Voraussicht nach die Messe an ihrem angestammten Platz im Juni stattfinden lassen. Eine Einschränkung mache ich allerdings: Sollten die Erkenntnisse in diesem Jahr so überwältigend sein, dass alles für die Beibehaltung des September-Termins spricht, dann würden wir erneut über das Thema nachdenken. Der späte Termin hat den Charme der Messe als Karnevalspreview, schließlich ist der 11.11. dann ja nicht mehr fern.

Erstmalig werden auch Schützen bei der InterKarneval dabei sein. Wie passt das ins Konzept?
Es gibt viele Überschneidungen in den Märkten. Das passt hervorragend zusammen. Beide Gruppen haben sich die Traditions- und Brauchtumspflege auf die Fahnen geschrieben und haben ähnliche Marktbedürfnisse, denken Sie nur an die Uniformen und an die Fahnen.

Wo liegen konkret die Überschneidungen?
Das Seminarprogramm zum Beispiel. Egal ob ich Mitglied in einer Karnevalsgesellschaft oder in einem  Schützenverein bin, es sind die gleichen Fragen die mich umtreiben. Wenn ich eine Veranstaltung organisere, wie sieht es z.B. mit der Haftung aus, wie mit den GEMA Gebühren? Hier wollen wir mit einem interessanten Seminarprogramm beiden Gruppen die Möglichkeit bieten sich selbst zu professionalisieren. Denn Workshops zur Vereinsführung, Rechtsfragen, Haftungsfragen, Steuern, Waffengesetz, Versicherungen und PR-Arbeit interessierten Vertretrer beider Gruppen. Wir wollen die Messe zu einer Brauchtumsmesse für Vereine entwickeln, die Vereine sind das Herz der InterKarneval.

Das heißt,  Sie zielen mit der Messe weit über die Stadtgrenzen Kölns hinaus?
Ja, auf alle Fälle. 41 % der Besucher nahmen 2005 eine Anreise von über 100 km in Kauf. 49 % hatten eine Anreise von rund 50 km. Wir sind eine internationale Messe und die einzige große Karnevalsmesse. Andere Veranstaltungen, wie z.B. die „Narro“, gibt es heute nicht mehr. Die Spontaneität im Karneval und seine heterogenen Zielgruppenstrukturen machen es Messeveranstaltern allerdings auch nicht leicht. Aber mit dem Content unseres Ausstellungsangebotes und unseres Rahmenprogramms, wie den Tanzworkshops, den Männerballetten und den Seminaren, sind wir sehr gut aufgestellt. Und das weit über Köln hinaus.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem Festkomitee Kölner Karneval und dem Bund Deutscher Karnevalisten?
Dazu muss ich ein bisschen ausholen. Die Messe begann unter der Führung des Unternehmens „carnex“ in Düsseldorf und mit einer anderen Philosophie als wir sie haben. Leider klappte die Zusammenarbeit zwischen dem BDK und der „carnex“ nicht so gut, so dass letztendlich das Miteinander gelitten hat. Das hinterließ vor allem beim BDK schmerzhafte Wunden.

Wir treffen uns regelmäßig mit dem BDK und dem Festkomitee Kölner Karneval, sogar vor der diesjährigen Messe noch und stehen in regem Austausch. Ich würde das Verhältnis als gut bewerten, auch wenn der ganz große Wurf leider noch nicht gelungen ist. Aber ich kann gut nachvollziehen, dass nach dem ehemals zerrütteten Verhältnis mit der „carnex“, der BDK erst einmal eine beobachtende Rolle einnimmt. Uns als Koelnmesse Ausstellungen ist daran gelegen, ein langfristig gutes Verhältnis zum Festkommitee und zum BDK aufzubauen. Wir sind überzeugt auf die Dauer eine Win-Win-Situation für beide Seiten schaffen zu können.

Wo liegen denn die Knackpunkte?
Es ist im Wesentlichen die Frage der Messekonzeption, ob eher Halli-Galli Publikumsevent oder Fachausstellung für die Entscheider aus den Vereinen (B to C oder B to B). Da muss sich der Schwerpunkt noch herauskristallisieren. Sowohl der BDK als auch das Festkomitee sind von uns eingeladen an der künftigen Messekonzeption mitzuwirken. Die Einladung ist im Übrigen auch angenommen. Schaun’ wir mal.

Gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Kölner Karnevalsmuseum. Das böte sich doch an?
Nein, eine direkte Zusammenarbeit gibt es nicht. Als Messe wollen wir natürlich den Besuchern erst einmal das Angebot unserer Aussteller zeigen und sie nicht kurz nach der Ankunft schon wieder an einen anderen Ort bringen. Das wäre kontraproduktiv.

Wie sähe es aus, wenn das Museum noch nach Messeschluss Besichtigungstermine anböte?
Ja, ein solches Angebot für die Messegäste wäre sicherlich interessant, vor allem weil das Museum so exzellent gelungen ist. Mir gefällt das Museum und das Ausstellungskonzept übrigens sehr gut.

Interkarneval 2010 – wo sehen Sie die Chancen für die Zukunft der Messe?
Ich sehe klar den Trend zu einer weiteren Professionalisierung der Veranstaltung, zu einer Erlebnismesse und einem Kongress, der die Brauchtum- und Traditionspflege in den Mittelpunkt stellt. Dazu passt die Integration der Schützen und des Kölner Stadtmusikerverbandes. Hier wünsche ich mir auch noch mehr Musikcorps. Das ist die richtige Richtung.

Herr Pothof, wir danken Ihnen für das Gespräch.

INFOBOX:
InterKarneval
22. bis 24.9.2006
Hallen 11.1 und 11.2
Geöffnet täglich von 9:00 bis 18:00 Uhr
Besucherservice: 0221.821-3065
Homepage:
www.interkarneval.de

Das Gespräch führte Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung