„Sie war eine unglaublich herzliche, bodenständige und kluge Frau. Wir vermissen sie sehr“, so Iva Haendry, eine enge Freundin Ludwigs und zweite Vorsitzende des Ludwig Forums in Aachen. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, Peter Ludwig, der 1996 in Aachen verstarb, entwickelte Irene Ludwig eine eindrucksvolle Sammlung von Kunstwerken und –gegenständen, von denen insgesamt 528 die Sammlungen des Ludwig Museums und des Museums Schnütgen in Köln bereichern. Im Andenken an Ludwig stellt das gleichnamige Kölner Museum nun neun Kunstwerke aus dem Privathaus des Sammlerpaares aus: darunter beispielsweise Karls Hofers „Nach dem Bade“ aus dem Jahr 1912 und Lyonel Feiningers „Die große Kutterklasse“ von 1929.
Wider Erwarten
Als Sammlerin sei Ludwig keiner speziellen Kunst besonders angetan gewesen. Das zeigt nun auch die kleine Schau. Denn die gezeigten Werke zeugen von einer besonderen Vielseitigkeit der Ludwigschen Sammlung: neben den bereits erwähnten Werken finden sich in der Sonderschau beispielsweise Roy Lichtensteins „Still Life with Pitcher and Apple“ von 1972 oder Jackson Pollocks ‚speziell-formatiges’ Werk „No.2-C“ aus dem Jahre 1952. Auf Letzteres hatte Museumsdirektor Kasper König schon früh ein Auge geworfen. „Das Bild gehört hierhin und wird auch immer hier bleiben“, hätte Ludwig damals in ihrem Haus entgegnet, erzählt König. In ihrem Testament sah sie dann jedoch vor, das Werk Pollocks als Dauerleihgabe an das Ludwig Museum abzugeben, wo es nun neben Henri Matisses „Modèle au miroir“ (1937) die Ausstellung schmückt.
Jedes Sammlerstück ein Mosaikstein
Eine Besonderheit der Ausstellung sind drei Arbeiten von Candida Höfer, die vor allem für ihre Fotografien öffentlicher Räume bekannt geworden ist. Die drei großformatigen Abbildungen setzen die Räume des Ludwigschen Privathauses in Aachen in Szene. Dabei zeigen die Fotos, wie die Bilder der Ausstellung im Privathaus hingen. Mit den Fotografien erhält der Betrachter also gleichsam einen Einblick in die künstlerische Gestaltung der privaten Räume und damit in das Kunstverständnis der Ludwigs. Denn die dargestellte Einrichtung mutet selbst wie ein Kunstwerk an, und jedes Sammlerstück wie ein wertvoller Mosaikstein.
Wie lebt man mit großer Kunst?
So nimmt die kristalline Struktur des Feininger-Werkes unmittelbar zwischen holländischen Porzellantellern aus dem 17. Jahrhundert Platz; Lichtensteins Pop Art wird in ein Kommunikationsverhältnis mit antiken Holzmöbeln, ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert, gebracht. Mit ihren Fotos decke Höfer die spannenden Verhältnismäßigkeiten der einzelnen Kunstgegenstände im Privathaus der Ludwigs auf, so die Kuratorin Barbara Engelbach. Damit geben die Fotos, zumindest teilweise, eine Antwort auf jene Frage, die dem Kölner Kulturdezernenten Georg Quander beim Anblick der Kunstwerke gekommen sei: „Wie muss das Lebensgefühl sein, wenn man mit solch wertvollen Gemälden zusammenlebt.“
Damit geht die Ausstellung – mit ihrem Nebeneinander von Kunstwerk und der Einbettung dieses Kunstwerks in den Raum der Besitzerin – einem für Höfer wichtigen Thema auf den Grund, und zwar der Präsentation von Kunst. Diesem Thema hat sich auch Irene Ludwig gewidmet und die Verteilung ihrer Sammlung früh in ihrem Testament festgeschrieben.
Infobox:
29.11.2012 – 24.06.2012
„Im Andenken an Irene Ludwig“
Museum Ludwig
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, 10:00 bis 18:00 Uhr
Jeden ersten Donnerstag im Monat: 10:00 bis 22:00 Uhr
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[il]