Köln | Klopsztanga – heißt im schlesischen Dialekt Teppichstange. Die Macher des „Fest mit Polen“ verorten hier einen „magischen Ort“ und haben den polnischen Kulturaustausch mit NRW in diesem Jahr unter diesen Titel gestellt. Ein Ort aus der Kindheit, ersten Küssen oder der ersten heimlichen Zigarette. Das Kulturfestival bietet heute im Schauspielhaus Musik, Fotografie und viel Videokunst. Köln ist ein Ort in NRW im Rahmen von „Polen grenzenlos NRW“ und der polnische Gegenbesuch. Denn 2011 war NRW in 13 polnischen Städten präsent.

Das Fest mit Polen im Schauspielhaus

Zunächst beeindrucken die großen inszenierten Fotos im Schauspielhaus. Sie zeigen Menschen die sich vor TV Geräten entblößen, oder statt Wasser aus der Brause in der Badewanne ihr Haar berieseln lassen, dieses aus roten Kanistern über sich gießen. Aber sie sind gar nicht Teil der Ausstellung, sondern zeigen Szenen aus Inszenierungen des Kölner Schauspielhauses. Das ist irritierend und es wäre besser gewesen diese wenigstens mit einem Vorhang zu verhängen. Die Fotos aus Polen sind in kleineren Rahmen nicht so plakativ gehängt. Es sind Reportage-Fotos die uns in die polnische Realität entführen und in ihrer monothematischen Ausrichtung Momente verdichten. Sie zeigen nicht ein modernes, gestyltes Land, sondern ein Land im Umbruch. Da ist der Arbeiter der etwas zerstört und vielleicht Platz für Neues zu schaffen, das verlassene Schwimmbad mit Kinderbecken, eine Grafik deren Farbe an der Hauswand bereits abblättert, oder Kunst im öffentlichen Raum, kontrastiert durch eine sie umgebende alt wirkende Industriestadtschaft. Es sind Bilder aus der Kohleregion in Oberschlesien, die Ausstellung trägt den Titel „Ein Blick in die Kohle“. Die Fotografien stammen von Arkadiusz Gola, Piotr Wöjcik und Andrezej Tobis. Seit 1991 arbeitet Gola als Fotoreporter für schlesische Zeitungen in Kölns Partnerstadt Katowice. Mehrere Ausstellungen, zahlreiche Preise und Ankäufe durch das Schlesische Museum und das Museum der Geschichte von Katowice dokumentieren die Qualität seiner künstlerischen Arbeit.

Auf mehreren Fernsehgeräten oder mit Beamern wird Videokunst gezeigt. In Videosequenzen sehen wir als Hunde verkleidete Menschen auf der Bühne und real existierende Hunde im Zuschauerraum interagieren, oder den Abriss eines Hauses. Spannend und irritierend. Die akustische Dimension und Dialog findet bei der Videokunst via Kopfhörer statt. In der Schlosserei wurden polnische Filme die das Thema Solidarnosc aufgriffen gezeigt und es gab einen Poetry Slam der Kulturen. Später am Abend gab es Klezmer aus den Karpaten mit der Transkapela und Pop mit Julia Marcell.

Die Vorbereitungen im Schauspielhaus dauerten bis zur letzten Sekunde an. Da wurden im Foyer noch mit Maßband und Wasserwaage die letzten Fotos angebracht, oder Flyer ausgeteilt. Schade ist, dass die Kataloge des Instytut Adama Mickiewicza nur in polnischer Sprache ausliegen. In Köln ist das Festival noch an 14 weiteren Orten aktiv, aber auch im Rahmen der c/o pop und erstreckt sich bis in den November diesen Jahres.

Das Fest mit Polen war der Auftakt für das Festival in Nordrhein-Westfalen. Die Eröffnung wurde im großen Saal des Schauspielhauses von einem Konzert der Gruppe Baaba begleitet. Die zelebrierte „Polish TV-Tunes vs. 60´s Songs about Iron and Steel“. Kulturministerin Ute Schäfer bei der Eröffnung: „Zu Brücken der Verständigung zwischen Polen und Nordrhein-Westfalen soll die am Sonntag beginnende polnische Kultursaison in NRW beitragen. Kunst bringt die Menschen zusammen – jenseits sprachlicher und kultureller Hürden. Im vergangenen Jahr konnten wir eine großartige Präsentation nordrhein-westfälischer Kultur in Polen erleben. Jetzt sind unsere polnischen Freunde zum Gegenbesuch gekommen. Die Saison Polen grenzenlos NRW 2012 „Klopsztanga“ findet mit insgesamt 60 Veranstaltungen bis Juni 2012 in zwanzig Städten Nordrhein-Westfalens statt. Der Kulturaustausch ist Teil des Polen-NRW-Jahres 2011/12. Er wird mit rund 1,5 Millionen Euro vom Land NRW gefördert. Auf Initiative des Landes NRW sollen damit die Beziehungen zwischen NRW und Polen vertieft und ausgebaut werden.“ Kölns Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes freute sich, dass die Eröffnung des Festivals in der international orientierten Stadt Köln mit der seit 1991 bestehenden Städtepartnerschaft zu Kattowice gefeiert wird. Małgorzata Omilanowska, Vize-Minister für Kultur und nationales Erbe der Republik Polen betonte im Kölner Schauspielhaus, dass das Festival ein Geschenk an alle Generationen und ein Dankeschön für „Tam Tam“, das NRW-Festival 2011 in Polen sei. Omilanowska lobte die besonderen Beziehungen zwischen NRW und Polen und den Austausch von Wissenschaft und Kunst.

Infos zum vielfältigen Programm findet man unter www.klopsztanga.de

Autor: Andi Goral
Foto: Letzte Vorbereitungen im Kölner Schauspielhaus für den Auftakt zu Klopsztanga – Polen Grenzenlos NRW 2012