Die Beschäftigung mit dem Thema Karneval, Fasching oder Fastnacht in der NS-Zeit war lange tabuisiert. Erst mit einem allgemeinen Generationswechsel setzte um das Jahr 2000 eine ganze Reihe von Studien ein, die neue Kenntnisse hervorbrachten und damit einen offenen und kritischen Umgang mit dem Karneval ermöglichten. Mit seiner neuesten Ausstellung bietet das NS-Dokumentationszentrum vom 18. November 2011 bis 1. April 2012 erstmals einen differenzierten Blick auf die Entwicklungen des Kölner Karnevals von 1933 bis 1945. Präsentiert werden Tonaufnahmen und seltene Filmsequenzen, Fotogrtafien und Objekte. Die Schau will aufzeigen, dass sich der Karneval auf den ersten Blick kaum änderte, die Nationalsozialisten ihn aber tatsächlich gleichschalteten und instrumentalisierten.

Die Ausstellung gliedert sich in vier Themenbereiche: Der erste thematisiert die Karnevalsgesellschaften und ihre Gleichschaltung. Zwischen Karnevalisten und Angehörigen der NS-Organisation „Kraft durch Freude“, der SA, den kommunalen Behörden und Parteistellen gab es eine enge personelle Verschränkung. Der zweite Themenbereich umfasst die Rosenmontagszüge, der dritte die karnevalistischen Saalveranstaltungen. Hier präsentiert die Ausstellung die ganze Bandbreite von harmloser Unterhaltung bis zur NS-ideologisch aufgeladenen Propaganda. Besonders ab 1936 propagierte der der offizielle Karneval in Motivwagen der Rosenmontagszüge, Büttenreden und Liedern politische, ideologische und antisemitische Vorstellungen des Regimes. Nur in seltenen Fällen gab es Widerstand von Karnevalisten, regimekritische Töne wurden nur ganz vereinzelt bekannt. Im Mittelpunkt des vierten Bereichs stehen die Biographien von drei Karnevalisten: Der Kölner Mundartdichter Willi Ostermann schrieb bedeutende Lieder für den Karneval. Hans Tobar, Conférencier und Autor zahlreicher Heimatrevuen, erhielt als Jude Auftrittverbot und emigrierte 1939 in die USA. Karl Küpper widersetzte sich als einziger konsequent einer Zensur und geriet schließlich ins Visier der Gestapo.

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Foto: NS-Dok]