Fast 10 Prozent in Köln sind arbeitslos
Der Kölner Arbeitsmarkt hat sich im Juni weiter positiv entwickelt. Die Zahl der Arbeitslosen sank erneut. Mit 50.920 Personen lag der Wert um 130 oder 0,3 Prozent unter dem des Vormonats. Den Wert von Juni 2009 unterschreitet die Zahl um 3.693 Personen oder 6,8 Prozent. Die Arbeitslosenquote, bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen, entsprach dem Vormonatswert von 9,9 Prozent. Sie liegt damit um 0,7 Prozentpunkte niedriger als im Vorjahresmonat. Dies gab heute die Agentur für Arbeit Köln bekannt.

„Der Rückgang der Arbeitslosigkeit setzt sich im Juni erwartungsgemäß fort. Das ist saisonüblich. Auch dass sich der Rückgang abschwächt, ist saisontypisch. In den Sommermonaten Juli und August dürfte die Arbeitslosigkeit wieder leicht ansteigen. Aber im Augenblick freue ich mich, dass der Kölner Arbeitsmarkt sich als so robust erweist. Und die wichtigsten Arbeitsmarktindikatoren sind positiv“, beschreibt Peter Welters, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Köln, die aktuelle Arbeitsmarktsituation. „Allerdings darf bei allem Optimismus nicht verkannt werden, dass unsere Arbeitsmarktpolitik nach wie vor stabilisierend auf den Markt wirkt. Ohne den Entlastungseffekt der arbeitsmarktpolitischen Aktivitäten – die Kurzarbeit ist hierbei nicht berücksichtigt – läge die Arbeitslosigkeit bei über 73.000. Die Quote läge mit 14,2 Prozent um 4,3 Prozentpunkte über der Arbeitslosenquote von 9,9 Prozent“, so Welters.

Langzeitarbeitslosigkeit bereitet Sorge
„Aufpassen müssen wir allerdings bei der Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit. Das bereitet mir Sorge. Die Zahl derer, die länger als ein Jahr arbeitslos sind, liegt zwar insgesamt um 3,3 Prozent unter dem Vorjahreswert, im Bereich der Arbeitslosenversicherung allerdings schon um 17,4 Prozent darüber. Diesen Verkrustungstendenzen der Arbeitslosigkeit müssen wir durch Weiterbildung und Unterstützung bei der Wiedereingliederung entgegenwirken. Es muss aber auch präventiv mehr getan werden. Möglichst alle jungen Menschen müssen die Schulen berufs- und ausbildungsfähig verlassen. Nur so können wir verhindern, dass junge Menschen arbeitslos werden und in den Bezug von Arbeitslosengeld II hineinschliddern“, erklärt Welters. Fast 90 Prozent der jungen Menschen, die vom Jobcenter der ARGE die Grundsicherung Arbeitslosengeld II beziehen, haben keinen Berufsabschluss. Im Kundenzentrum der Agentur für Arbeit (Arbeitslosenversicherung) besitzen dagegen knapp 42 Prozent der jüngeren Arbeitslosen (unter 25 Jahre) keinen Berufsabschluss.

Die wichtigsten Arbeitsmarktindikatoren senden im ersten Halbjahr 2010 weiterhin positive Signale: Die Zahl der Arbeitslosmeldungen unmittelbar nach dem Verlust des Arbeitsplatzes – fast 20.000 im ersten Halbjahr 2010 – liegt um gut sechs Prozent unter dem Vorjahreswert. Das gilt sowohl für den Bereich der Arbeitslosenversicherung (Kundenzentrum der Arbeitsagentur; minus 6,4 Prozent) als auch im Bereich der Grundsicherung (Jobcenter der ARGE; minus 5,6 Prozent). Durch die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit konnten in der ersten Jahreshälfte knapp 14.000 Menschen ihre Arbeitslosigkeit beenden, etwas mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum (13.888). Im Kundenzentrum der Arbeitsagentur waren es mit gut 9.300 im ersten Halbjahr gut vier Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Im Jobcenter der ARGE beendeten im gleichen Zeitraum gut 4.600 Menschen ihre Arbeitslosigkeit durch die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit am ersten Arbeitsmarkt, sechs Prozent weniger als vor einem Jahr. Insbesondere qualifizierte Fachkräfte finden wieder Arbeit.

Fachkräfte sind derzeit gefragt
Die Kräftenachfrage hat deutlich angezogen. Mit über 14.300 ungeförderten Stellen lag die Zahl der im ersten Halbjahr gemeldeten Stellen um über 2.500 oder gut 21 Prozent über dem Vorjahreswert. Aktuell standen im Juni gut 6.500 ungeförderte Stellen zur Besetzung an. Ein gutes Drittel hiervon wurde von Zeitarbeitsunternehmen angeboten. Vom Rückgang der Arbeitslosigkeit profitieren alle Personengruppen. Von Vorteil stellt sich jetzt allerdings eine gute Qualifizierung heraus. Denn insbesondere Fachkräfte werden am Markt nachgefragt. So sorgte die Arbeitsaufnahme junger Fachkräfte, die zunächst nach der Ausbildung nicht übernommen wurden, für einen deutlichen Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit im Bereich der Arbeitslosenversicherung (im Vorjahresvergleich: minus 661 oder 35,4 Prozent). „Die Nachfrage nach – akademischen wie nichtakademischen – Fachkräften wird noch zulegen. Unternehmen werden angesichts der demografischen Entwicklung absehbar Probleme bekommen, ihren Fachkräftebedarf zu decken“, erklärt Welters. Die Arbeitsagentur unterstütze beispielsweise Betriebe bei der Qualifizierung ihrer Beschäftigten, um etwa den gestiegenen Anforderungen im Rahmen der anziehenden Konjunktur zu begegnen.

Kölner Ausbildungsmarkt
Noch über 2.200 freie Ausbildungsstellen im Juni
„Der Königsweg zur Sicherung des künftigen Fachkräftebedarfs ist die Ausbildung der eigenen Mitarbeiter“, erklärt Peter Welters, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Köln. „Und die Chancen sind günstig. Viele Betriebe blicken optimistischer in die Zukunft und entschließen sich, dieses Jahr doch noch zusätzliche Auszubildende einzustellen. Dabei spielt sicherlich eine Rolle, dass die Betriebe – insbesondere vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung – absehbar immer größere Schwierigkeiten bekommen, geeignete Nachwuchskräfte zu gewinnen. Aus der ‚knappen Ressource Ausbildungsstelle‘ wird zunehmend die ‚knappe Ressource Mensch‘. Und es suchen noch etliche junge Menschen mit Potenzial eine Lehrstelle“, so Welters.

Vergleichsweise günstig sieht die Lage auf dem Kölner Ausbildungsmarkt aus. Im Verlauf des Berichtsjahres (Oktober 2009 bis September 2010) wurden der Agentur für Arbeit Köln bislang 5.717 Ausbildungsstellen gemeldet, 254 oder 4,6 Prozent mehr als vor einem Jahr (5.463). Gleichzeitig stieg die Zahl der gemeldeten Bewerber um 749 oder 17,0 Prozent auf 5.161. Somit entfallen rein rechnerisch auf 100 Bewerber 111 Stellen. Mitte Juni waren noch 2.258 Ausbildungsstellen unbesetzt, 29 oder 1,3 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Dem standen 2.091 unversorgte Bewerber um eine Ausbildungsstelle gegenüber, 148 oder 7,6 Prozent mehr als vor einem Jahr. Von den insgesamt 3.070 versorgten Bewerbern hatten 686 bereits eine Alternative für den 30. September, falls sie keine Ausbildungsstelle erhalten sollten, etwa eine schulische Ausbildung oder eine weiterführende Schule. Sie suchen aber weiterhin über die Arbeitsagentur einen Ausbildungsplatz. Statistisch werden sie nicht mehr als unversorgte Bewerber geführt.

Es fehlen Stellen und Bewerber
Den insgesamt 2.777 noch suchenden Bewerbern (Bewerber mit Alternative plus unversorgte) stehen 2.258 derzeit unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber. Rein rechnerisch entfallen somit auf 100 derzeit noch eine Lehrstelle suchende Bewerber 81 unbesetzte Lehrstellen. Vor dem Hintergrund, dass etwa 45 Prozent der in Köln beschäftigten Auszubildenden nicht in Köln wohnen, also zur Ausbildung einpendeln, fehlen am Ausbildungsmarkt allerdings nicht nur geeignete Bewerber für die unbesetzten Stellen, sondern auch Stellen für die noch suchenden Bewerber.

Kontaktmöglichkeiten für Betriebe und Jugendliche
Kölner Unternehmen, die noch keinen festen Ansprechpartner beim Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur haben, erreichen diese telefonisch unter der Arbeitgeber-Service-Rufnummer 01801 66 44 66 (3,9 Cent je Minute aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunkpreise höchstens 42 Cent / min.), unter Koeln.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de per EMail oder unter 0221 9429-1695 per Fax. Ausbildungsinteressierte Jugendliche können unter der Service-Rufnummer 01801 555 111 einen Beratungstermin vereinbaren (3,9 Cent / Minute aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunkpreise höchstens 42 Cent / min.).

[cs]