Eine schwierige Situation für die Einsatzkräfte
Die Polizei definiert eine Amoktat sehr klar. Die liegt dann vor, wenn ein Täter wahllos oder gezielt mit Waffen oder anderen Mitteln versucht eine unbekannte Zahl Menschen zu verletzen oder zu töten versucht. In diesem Fall handelt die Kölner Polizei sehr schnell und setzt Prioritäten. Auch die Streifenwagenbesatzungen werden regelmäßig auf solche Taten vorbereitet, denn sie sind oft die ersten am Tatort. Alle Kölner Beamten werden in speziell ausgerüsteten Häusern, die mit Spezialeffekten versehen sind, geschult. Dabei legt die Kölner Polizei Wert darauf, dass man gezielt und überlegt vorgeht und nicht nach blindem Aktionismus vorgeht. Besonders schwierig sei für die Beamten die Situation im Umgang mit Betroffenen, etwa verletzten Personen. Diese müssen die Beamten dann oft liegen lassen und erst den Täter stellen, bevor dieser noch mehr Schaden anrichten kann. Um diese Situation auch bei der heutigen Übung besonders realitätsnah darzustellen waren Kölner Polizeischüler vor Ort. Die spielten die Opfer.

Alle Spezialkräfte übten heute gemeinsam. Die Technische Einsatzgruppe, das mobile Einsatzkommando, aber auch die Verhandlungsgruppe. Die zeigte sich heute nützlich bei der Lenkung der Opfer, die aus der Schule herausliefen. Die Übung wurde von der Fortbildungsstelle für Spezialeinheiten beim Landesamt für Aus- und Fortbildung der Polizei in Selm vorbereitet. Alle NRW Spezialkräfte üben noch in den nächsten Tagen diese Einsatzlage. Eine Einsatzlage, so die Experten der Kölner Polizei, die besonders schwierig und komplex ist.

Gegen 14:15 Uhr heute nachmittag an der Bonner Straße. Man hört nur den Verkehr rauschen, sonst ist es leise. Plötzlich hört man Schreie aus dem riesigen grauen Gebäude. Menschen stöhnen schreien um Hilfe. Lange passiert nichts, dann rollt ein Streifenwagen vor. Dahinter mehrere Zivilfahrzeuge. Kaum stehen diese öffnen sich die Türen und mehrere schwer bewaffnete Beamte des Kölner SEK Kommandos stürmen voran. Jetzt geht alles ganz schnell. Im Gebäude sind krachende Schüsse zu hören. Wo diese stattfanden ist von außen nicht zu lokalisieren. Die Beamten gehen rasch voran. Eine Person liegt vor dem Eingang schreit um Hilfe. Die Beamten lassen die Person liegen, dringen erst in den Gebäudekomplex vor. Wieder sind Schüsse zu hören. Noch mehr Beamte rücken vor, mit gezückten Pistolen und Maschinengewehren. Die Schreie werden lauter im Gebäude, auch an den Fenster betteln Menschen um Hilfe. Eine Beamtin ruft den Personen im Gebäude zu die Ruhe zu bewahren und vom Fenster zurückzugehen. Plötzlich stürmt eine Gruppe junger Menschen aus dem Eingang, sie wollen sich in Sicherheit bringen. Eigentlich die falsche Reaktion. Aber auch hier reagiert die Verhandlungsgruppe sicher und lenkt die Gruppe sofort in die richtige Richtung.

Nach acht Minuten ist der Täter – gespielt von einem Polizeibeamten – dingfest gemacht ist. Die Experten sind sich einig, eine gute Zeit. Allerdings wird die gesamte Übung auch noch intensiv analysiert werden. So beobachteten auch Schiedsrichter die Übung um den eingesetzten Kräften ein Feedback zu geben. Geübt wurde auch die Zusammenarbeit mit der Kölner Berufsfeuerwehr, etwa das Anlegen von Atemschutzmasken, wenn es in Gebäuden brennt in denen sich ein Amoktäter aufhält. Die Anwohner an der Bonner Straße mögen sich über die lauten Knallgeräusche gewundert haben, aber es handelt sich eben nur um eine Übung.

[ag]