OB Henriette Reker besuchte das Praetorium. Foto: Bopp

Köln | Es ist für die künftigen Besucher der Archäologischen Zone im MiQua nur ein kleiner Schritt von den Ausgrabungen des römischen Statthalterpalastes, dem Praetorium, zum jüdischen Viertel. Mit diesem Schritt geht es direkt von der römischen Antike ins Mittelalter. Der Blick durch den unterirdischen Durchbruch fällt auf alte Kellerräume, deren dicke Mauern direkt auf alte römische Mauerwerke gebaut worden sind. Die dazugehörigen Häuser standen im Mittelalter an der Judengasse.

„Viele der Keller wurden bis zum Zweiten Weltkrieg noch benutzt. In manchen Mauern werden bis zu fünf Zeitepochen sichtbar. Bei den Ausgrabungen gab es spannende Funde wie das Werkzeug von Uhr- und Schuhmachern, jüdische Tonlampen oder Parfümflakons. Dazu kommen Inschriften und gut erhaltene Schiefertafeln aus der jüdischen Zeit.

Kinder schrieben auf Schiefertafeln

Auf den Tafeln haben Kinder das Schönschreiben geübt. Es finden sich aber auch Einkaufslisten für Händler oder Karikaturen. Es gibt die jüdische genauso wie die deutsche Schrift. Das zeigt, dass hier im Viertel Juden und Christen zusammengelebt haben. Die besten Funde zeigen wir später im Museum“, berichtet Grabungsleiter Gary White.

Die Durchbrüche durch die Stahlwände des Praetoriums waren ingenieurstechnisch höchst anspruchsvoll. Die Wand als Abschluss des Praetoriums schließt an die denkmalgeschützte Spannbetondecke des Statthalterpalastes an. Um die Lasten dieser Decke aufzunehmen, musste eine neue Wandscheibe erstellt werden.

Zwischenwand zum Schutz vor Erdbeben eingezogen

Zum Schutz vor Erdbeben wurde zudem eine zusätzliche Zwischenwand eingezogen. Durchgeführt wurde der Durchbruch mittels einer Kernbohrung. Pro Bohrvorgang fielen mehr als 18 Tonnen Material an. Mit der so entstandenen Öffnung ist die komplette Front des römischen Palastes erstmals seit seiner Zerstörung im frühen Mittelalter wieder in vollständiger Größe erlebbar.

„Das ist ein Durchbruch von historischer Dimension und ein Meilenstein für das MiQua“, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die mit LVR-Direktorin Ulrike Lubek, der Vorsitzenden der Landschaftsversammlung Rheinland, Anne Henk-Hollstein, und der Leiterin der städtischen Gebäudewirtschaft, Petra Rinnenburger, den neuen Durchgang in Augenschein nahm.

Im Praetorium gibt es viele Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Foto: Bopp

Das MiQua entsteht mit seinem Jüdischen Museum über der Erde und der unterirdischen archäologischen Zone auf und unter dem Rathausplatz an der Via Culturalis. Mit dem römischen Praetorium, dem mittelalterlichen jüdischen Viertel und dem Goldschmiedeviertel präsentiert es einige der bedeutendsten archäologischen Funde der Kölner Stadtgeschichte. Dazu gehört auch das jüdische Ritualbad Mikwe, das grundlegend saniert wird.

2000 Jahre Kölner Stadtgeschichte

Auf der etwa 6000 Quadratmeter großen Ebene im Untergrund wird ein archäologischer Parcours als Dauerausstellung durch 2000 Jahre Kölner Stadtgeschichte führen. Im ersten Obergeschoss des neuen Museums wird es eine Schau zur jüdischen Geschichte und Kultur Kölns geben, die vom Mittelalter bis zur Moderne reicht. Der Landschaftsverband Rheinland übernimmt die Trägerschaft und bindet das Haus in den Verbund seiner schon bestehenden Museen ein. Unterhalten wird das Gebäude und das Bodendenkmal von der Stadt. Ein genauer Eröffnungstermin steht wegen mehrfacher Verzögerungen aktuell noch nicht fest.