Mehr eigene Ideen
Die Künstler, vor allem die Bekanntesten sind allesamt gut vorbereitet, die Programme und Technik sind professionalisiert worden in den letzten Jahren und das zahlt sich aus. Manch ein Zwiegespräch oder Redner waren dabei kreativer und andere wiederum garnierten ihre gut gepflegten und gehegten Scherze aus der letzten Session mehr oder weniger nur um. Aber das machen ja bekanntermaßen auch einige der ganz Großen so. Damit kann die Session starten und das Publikum sich auf ein professionelles Programm freuen, wenn die Literaten nicht nur die Großen buchen, sondern ihre Programme mit den wirklich guten Artisten aus der so genannten zweiten Reihe würzen. Nicht zuletzt sollte man spätestens jetzt damit anfangen, denn die am Horizont auftauchenden Gastspiele der Big Five nördlich von Köln rücken näher und werden manche Programmgestaltung ab 2013 erschweren.

Neues bei der Kajuja
Große Überraschungen gab es in dieser Vorstellsaison nicht, lediglich auf dem Vorstellabend der Kajuja kam mit "Kalassa" eine neue Band auf die Bühne, die das Potenzial hat sich mit den Newcomern der letzten Session "Cat Ballou" um die Krone unter den jungen Bands zu streiten. Und Konkurrenz belebt ja bekanntlich den Markt. Hier ist also Bewegung und das die Jugend auch noch Nachwuchs von großen Musikern des kölschen Fasteleer sind und damit in deren Fußstapfen tritt, ist erfreulich. Bei den Künstlervereinigungen stellten die bekannten Größen ihre neuen Programme, aber auch bekannte Highlights vor.

Mehr musikalische Einflüsse reinholen
Nicht so punkten konnte in diesem Jahr das Literarische Komitee des Festkomitees, trotz Akademie. Diese Plattform war schon einmal schöpferischer und hatte ja nicht zuletzt den auf dem Stammtisch umjubelten "Hausmann" Jürgen Beckers, oder Marc Metzger auf die Kölner Bühnen geholt. Abgeschnitten wirken hier die zuvor geknüpften zarten Bande zu einer der schöpferischsten Bewegungen im kölschen Fasteleer der letzten Jahre "Loss mer singe". Das ist schade, denn die kreativen Pflanzen von dort belebten vor allem die musikalische Szene.

Wo bleibt das Kölsch im kölschen Fasteleer
Schade ist, dass sich gerade die großen Vereinigungen die Nachwuchsförderung nicht auf ihre Fahnen schreiben. Hier liegt viel Potenzial brach. Auch eine stärkere Verschränkung von kölscher Sprache wünscht man sich, vor allem wenn es um die Förderung von Brauchtum geht. Alleine scheint der Karneval damit überfordert. Wäre hier nicht die Chance der Akademie für uns Kölsche Sproch? Müsste man hier nicht die Querverbindungen in den Kölner Karneval erweitern? Jupp Menth hat es pointiert mit seiner Übersetzungsnummer mit Walter Schweder auf den Punkt gebracht. Die Muuzemändelcher unterscheiden sich hier ebenfalls. Auf deren Soirée spielte die kölsche Sprache noch eine große Rolle und wird dort liebevoll gepflegt. Nicht gut kamen bei vielen etwa Auftritte von Gruppen in Lederhosen an, bei denen man das Gefühl hatte sie kölschen ihre sonst breiter genutzten Songs nach Zielgruppe ein und morgen singen sie bayerisch.  

Tanzgruppen haben sich gut entwickelt – jetzt muss man sie nur noch buchen
Erfreulich, aber das ist es ja schon seit Jahren, ist das Niveau der Kölner Tanzgruppen. Herausragend sind die „Höppemötzjer“, die „Luftflotte“ und sicher auch die „Rheinveilchen“, aber auch die „Blauen Jungs“ aus Lövenich schließen auf. Die Tanzgruppen haben sich in den letzten zwei Jahren wesentlich weiter entwickelt und dies sollte und muss auch honoriert werden, wenn man es mit der Nachwuchsförderung in den eigenen Reihen ernst meint. Vor allem geht man bei dem durchaus älteren und auch konservativen Publikum sicherlich kein Risiko ein. Allerdings gehören auch Tanzgruppen durchaus in der ersten Hälfte einer kölschen Sitzung und nicht als Schlussnummer weit nach Mitternacht präsentiert.

[ag]