Das Bild aus der Wikipedia zeigt die Hochschule für Musik und Tanz Köln. Es wurde am 27. Februar 2019 erstellt. Foto: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons); (https://de.wikipedia.org/wiki/Hochschule_f%C3%BCr_Musik_und_Tanz_K%C3%B6ln#/media/Datei:Hochschule_f%C3%BCr_Musik_und_Tanz_K%C3%B6ln-5617.jpg)

Köln | Die Hochschule für Musik und Tanz Köln organisierte eine Veranstaltung mit den „Combatants for Peace“ zur Lage in Nahost. Die Deutsch Israelische Gesellschaft Köln (DIG) kritisierte Veranstaltung und Einladung der Organisation. Report-K fragte bei der Fachstelle Antisemitismus im NS DOK der Stadt Köln nach.

Die Hochschule betont, dass sich seit dem Überfall der Terrorgruppe Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 Studierende, Lehrende und Mitarbeitende mit dem Konflikt beschäftigten. Rektor Prof. Tilmann Claus habe den terroristischen Überfall auf Bewohnerinnen und Bewohner Israels bei der Eröffnung des Wintersemesters  scharf verurteilt und sein Beileid für allen betroffenen Israelis zum Ausdruck gebracht, so die Hochschule. Am 30. Januar 2024 habe die Hochschule die Veranstaltung mit den „Combatants for Peace“ angeboten, die von Prorektorin Prof. Ariadne Daskalakis moderiert worden sei.

Die Hochschule schreibt dazu: „Am Beispiel der Geschichten von zwei Menschen, die auf entgegengesetzten Seiten des Nahostkonflikts aufwuchsen und dabei unterschiedliche Erfahrungen von Leid und Gewalt machen mussten, wollten wir aufzeigen, dass es wichtig ist aufeinander zuzugehen und in den Dialog zu kommen. Der Israeli Rotem Levin und der Palästinenser Osama Eliwat, setzen sich inzwischen gemeinsam in der Organisation ‚Combatants for Peace für Dialog und Frieden‘ ein. Auf der Veranstaltung haben beide betont, wie entscheidend es ist den ‚Anderen‘ als gleichberechtigten Menschen zu akzeptieren, trotz aller Unterschiedlichkeit und leidvollen Erfahrung Vertrauen zu entwickeln und sich gemeinsam für Verständigung und Frieden zu engagieren. In keinster Weise wurde dabei der Ausgangspunkt der aktuellen Auseinandersetzung, wie er durch den Überfall der Hamas auf Israel entstanden ist, relativiert.“

Die Kritik der DIG Köln

Die DIG Köln spricht von einem Fehler der Hochschule die NGO „Combatants for Peace“ einzuladen vor dem Hintergrund des Terrorangriffs der Hamas und dem gerechtfertigten Verteidigungskrieg Israels gegen die Terrororganisation Hamas. Es verhöhne die Opfer des 7. Oktober 2023, wenn ein Friedensappell gesendet werde, bevor die Hamas besiegt sei und die Geiseln befreit. Die DIG Köln schreibt: „Es geht nicht um ‚entgegengesetzte Seiten des Nahostkonflikts‘, sondern darum, dass Israel sich gegen seine Todfeinde, die mordend, brandschatzend, vergewaltigend auf israelischem Territorium wüteten, durchsetzt.“

Der NGO „Combatants for Peace“ wirft die DIG Köln vor eine antizionistische, mindestens aber eine postzionistische Agenda zu verfolgen und keine Distanz zur antiisraelischen BDS-Bewegung (Boycott Divestments Sanctions) zu haben. Den Rednern auf der Veranstaltung wie Osama Eliwat wirft die DIG Köln vor sein Leben, im Widerstand gegen die israelische Besatzung und Apartheid zu definieren. Dem Israeli Rotem Levin sagt die DIG Köln nach, sich dem Durchbrechen der zionistischen Segregtionsblase zu widmen. Die DIG Köln: „Die Stichwörter der ‚israelischen Apartheid‘ und die Behauptung Israel befände sich in einer ‚zionistischen Segregationsblase‘ markieren die antizionistische Stoßrichtung der Veranstaltung. Die Reconciliation, wenn sie denn irgendwann ansteht, steht jedenfalls jetzt nicht zur Debatte. Frühestens dann, wenn die Hamas als Voraussetzung für einen Frieden endgültig besiegt sein wird.“ Die DIG Köln vertritt die Auffassung, dass der Konflikt sich erst lösen lasse, wenn die palästinensischen Milizen entwaffnet seien. Den Frieden störe nicht Israel, sondern die Palästinenser.

Das sagt die Fachstelle für Antisemitismus im NS DOK

Report-K fragte ei der Fachstelle gegen Antisemitismus im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln nach und bat um eine Einschätzung der Veranstaltung. Daniel Vymyslicky, Mitarbeiter des NS-DOK: „Zunächst ist es zu begrüßen, wenn der aktuelle Konflikt in Nahost in Kölner Kultureinrichtungen thematisiert wird. In Anbetracht der Gräueltaten, die die Hamas am 7. Oktober an der israelischen Zivilbevölkerung verübt hat, ist es jedoch momentan wichtiger denn je, dabei nicht in einseitige „Israel-Kritik“ zu verfallen. Die Veranstaltungsankündigung lässt jedoch genau dies befürchten: So heißt es hier, dass sich die beiden Referenten gegen eine angeblich in Israel herrschende „Apartheid“ sowie „für das Durchbrechen der zionistischen Segregationsblase“ einsetzen würden. Dagegen wird die Terrororganisation Hamas, deren erklärte Programmatik auf antisemitischen Verschwörungsmythen basiert und die dem genannten Ziel von „Frieden und Verständigung“ in der Region diametral entgegensteht, nicht einmal erwähnt. In Anbetracht des massiven Anstiegs antisemitischer Vorfälle in Köln seit dem 7. Oktober können derartige Veranstaltungen insbesondere bei jüdischen Studierenden der Musikhochschule das bereits bestehende Gefühl der Verunsicherung weiter verstärken.“

ag