Passend war zunächst einmal der Ort: Das Hyatt Regency Cologne am Kennedy-Ufer, Festivalhotel und Ort für allerlei kulinarische Zusammenkünfte im Rahmen der lit.Cologne. Das gab den Erzählungen aus Wladimir Kaminers "Küche totalitär" – eine Reise durch die russiche Küche – den richtigen Rahmen. Voll besetzt war der Saal, rund 500 Kaminer-Begeisterte wollten die neuesten ironisch-folkloristischen Geschichten des Lakonikers Wladimir und die erste Veröffentlichung seiner Frau Olga aus deren Munde hören. Das hat auch etwas für sich, denn beide haben diesen speziellen russischen Akzent in der Aussprache, der alles noch ein wenig lakonischer klingen lässt.




Kleine Sitzperfomance von Wladimir Kaminer bei der Lesung

Der Anfang – etwas ungewöhnlich. Kaminer versinkt hinter dem Tisch. Er
nimmt’s mit Humor und macht eine Performance daraus und setzt sich schließlich auf den Tisch. Das hatte was. Dann die erste Geschichte: Die deutsche Sprache, damit spielt Kaminer in seinen Erzählungen, und er hatte sogleich die Lacher auf seiner Seite: "Wir waren ein wenig sauer auf den Weißwein, dass er so plötzlich gegangen war, ohne auf uns zu warten." Und so erzählt der Autor über das Kommen und Gehen in einem Georgischen Restaurant.
So ging sie weiter, die folkloristische Reise in kurzen Erzählungen
durch die ehemaligen Sowjetstaaten, durch die Teller und Töpfe entlang der Tischsitten und quer durch die Haute Cuisine der Sowjets. So manch andere Küche musste sich einen Seitenhieb gefallen lassen. Auch über die deutsche Küche wusste Kaminer aus russischer Sicht zu berichten: "Die Barbaren haben die Römer vertrieben, und was haben sie davon? Döner Kebap!"


Die Lesung seiner Frau Olga griff die andere russische Sicht auf die Dinge des Lebens auf – Alltagssituationen neu entdeckt -, die Sicht der russischen Frau. Ruhiger, etwas subtiler und nicht so offensichtlich zum Lachen, das ist es, was Olga Kaminers Erzählungen innewohnt. Es bringt zum schmunzeln und es ist auch etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man auf den Stil ihres Mannes eingestellt ist. Sie berichtet in ihren Erzählungen, wie sie in Deutschland ankam, hier die deutsche Sprache in einem Intensivkurs paukte und schließlich ihren Mann Wladimir kennen- und lieben lernte. Olga Kaminer: "Er erzählte eine unglaubwürdige Geschichte nach der anderen."

Highlight des Abends war Kaminers Lesung aus bislang unveröffentlichten Manuskripten, die er erst kürzlich verfasste: "Alles dreht sich hier um das Missverständnis Nr. 1: >> Es gibt kein Sex in Russland <<", so begann er. Dass Kaminer hier wiedersprechen muss, ist für ihn selbstverständlich. Und das tut er in seinen neuen Texten. Lakonisch und am Ende immer mit einer Pointe. Denn auch die obige Aussage war ein Missverständnis. Die Person, die diesen Satz sagte, wollte eingentlich sagen: ">> Es gibt keinen Sex in Russland im Fernsehen >>." Nun dann, sie hatte sich verschluckt und konnte den Rest des Satzes erst später sagen. Sollte dies das Thema des kommenden Kaminer-Werkes werden, wird es sicher für Gesprässtoff sorgen.


Hatten anschließend Spaß bei der Signierstunde, Waldimir und Olga Kaminer

Björn Troll für report-K.de Kölns Internetzeitung