Köln | Jennifer Frank, Schauspielerin am Kölner Schauspiel und eine zierliche Frau, mit viel Emotion und Kraft in der Stimme saß in einem braunen Designerstuhl vor einer grandiosen Kulisse. Köln von Oben mit Blick aufs Bergische Land, Dom und im Moment der blauen Stunde, wenn die Stadt langsam auf´s elektrische Licht umschaltete.

Bevor Frank mit Tucholsky Schloß Gripsholm schloss, hatte sie passgenau von der amerikanischen Autorin Joan Didion deren Interpretation der „blauen Stunde“ in ihrer Vorlesemappe. Insgesamt 23 literarische Amuse guele hatte die junge Schauspielerin mitgebracht und vorgelesen. Es war ein bunter Mix, der journalistische Stücke aus dem Jugendmagazin der Süddeutschen genauso beinhaltete, wie Heningway´s „Garten Eden“, Erich Kästners „Prima Wetter“, ein Zitat von Dorothy Parker oder Peter Stamm´s „Die Reise meines Lebens“. Frank entführte ins Urbane, stimmte aber auch auf den Sommer ein und beschäftigte sich gleich mehrfach mit der literarischen Interpretation des Begriffes Glück.

Für den Kölnturm war die Teilnahme am Festival „Literatur in den Häusern der Stadt“ eine Premiere. Die Zuhörer nutzten dann auch nach der Lesung ausgiebig die Gelegenheit die kölsche blaue Stunde des gestrigen Abends auf ihre Smartphones zu bannen. Ort und Lesung schmolzen vor allem bei den urbanen Interpretationen, als Frank etwa zu Streifzügen durch Paris einlud, zu einem inspirierenden Gesamtkunstwerk und großartigem Kopfkino ineinander. Eine Besucherin lobte besonders die hohe Emotionalität mit der Frank die Texte stimmlich interpretierte.

Autor: Andi Goral
Foto: Vorleserin Jennifer Frank zur blauen Stunde im 39. Stock des Kölnturm