Aachen | Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den französischen Präsidenten Emmanuel Macron bei der Verleihung des Karlspreises in Aachen für seine „Begeisterungsfähigkeit für Europa“ gelobt. „Wer einen Blick auf die Liste der Karlspreisträger seit 1950 wirft, der sieht ein Spiegelbild der jüngeren europäischen Geschichte“, sagte Merkel am Donnerstag in ihrer Laudatio. Es seien immer Persönlichkeiten gewesen, die Europa ein Gesicht gegeben hätten.

„Mit Emmanuel Macron hat ein junger, dynamischer Politiker die europäische Bühne betreten, für den die europäische Integration, für den die gemeinsame Währung eine Selbstverständlichkeit ist.“ Gerade deshalb spüre er vielleicht aber auch, dass diese Selbstverständlichkeit das größte Risiko für die europäische Integration und das europäische Modell darstelle, so Merkel. Macron erhalte zu Recht bereits ein Jahr nach seiner Amtsübernahmen den Karlspreis.

Er wisse, was Europa im Inneren zusammenhält und er habe klare Vorstellungen davon, wo und wie Europa sich weiterentwickeln sollte. Außerdem bringe der französische Präsident seine „Begeisterungsfähigkeit für Europa“ ein. Der Karlspreis wird seit 1950 in der Regel jährlich an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verliehen, die sich um Europa und die europäische Einigung verdient gemacht haben.

Benannt wurde der Preis nach Karl dem Großen, der wohl bereits zu Lebzeiten als „Vater Europas“ galt. Macron wurde für „seine Vision von einem neuen Europa und der Neugründung des europäischen Projektes“ sowie für „sein Eintreten für eine neue europäische Souveränität“ vom Karlspreis-Direktorium ausgewählt. Der französische Präsident sei ein „mutiger Vordenker für die Erneuerung des Europäischen Traums“, heißt in der Begründung des Direktoriums. Einige Kritiker bemängeln, dass die Verleihung des Preises an Macron verfrüht sei.

Greenpeace kritisiert Karlspreisverleihung an Macron

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat die Verleihung des Karlspreises an Frankreichs Staatspräsidenten Emmanuel Macron kritisiert. „Der französische Präsident verantwortet mit seiner veralteten Energiepolitik die marodesten Atommeiler Europas – das verbindet Völker und Nationen nicht, sondern gefährdet sie“, sagte ein Sprecher von Greenpeace am Donnerstag. Macron wurde in Aachen für „seine Vision von einem neuen Europa und der Neugründung des europäischen Projektes“ sowie für „sein Eintreten für eine neue europäische Souveränität“ ausgezeichnet.

Die Atomgegner kritisieren, dass der französische Präsident finanzielle Interessen vor die Sicherheit Europas stelle. Ein Großteil des Stromkonzerns EDF (Électricité de France) besitzt der französische Staat. „Macron trägt die Verantwortung für die größten Risiken eines Atomunfalls in Europa“, so Greenpeace.

Am Rathausplatz in Aachen gab es am Donnerstag während der Preisverleihung Proteste gegen die französische Atompolitik. Greenpeace-Aktivisten entrollten ein Banner mit der Forderung „Build a nuclear free Europe! Stop Tihange & Cattenom.“

Autor: dts