Das Spiel ging für den VfL gleich gut los: Minden hatte den Anwurf, doch Drago Vukovic stibitze sich einen Pass Henriksson und setzte Adrian Wagner in Szene, der souverän zum 1:0 einnetzte. Der VfL legte in der ausverkauften Eugen Haas-Halle los wie die Feuerwehr, nach dreieinhalb Minuten führte der VfL nach Toren von Gunnarsson, Szilagi und Vukovic mit 4:0. Als der Anfangsschwung der Blau-Weißen verraucht war, kam auch Minden besser ins Spiel: Henriksson, Gylfason und Schmidt schafften mit ihren Treffern den Anschluss, auf der Gegenseite scheiterte Adrian Wagner mit einem Siebenmeter an der Latte und Geoffroy Krantz an GWD-Torwart Nikolas Katsigiannis – nach acht Minuten stand es 4:4-Unentschieden. Erst spielte der VfL eine 4:0-Serie, dann vollbrachte Minden das gleiche Kunststück. In der 11. Minute ging GWD erstmals in Führung, ein abgefälschter Wurf von Stephan Just trudelte ins Tor, Drago Vukovic konterte und überwand mit einem beherzten Wurf aus dem Rückraum den starken Katsigiannis: 6:6.

An dem Unentschieden änderte sich auch bis zur 20. Minute nichts: Minden ging stets in Führung, der VfL glich aus. Eine etwas unglückliche Figur machte in dieser Phase das Schiedsrichterduo Hartmann/Schneider, die dem VfL innerhalb von wenigen Minuten drei Tore abpfiffen. Dazu brachte auch der zweite Siebenmeter keinen Erfolg: Katsigiannis parierte gegen Vedran Zrnic. Der Rechtsaußen machte in der 24. Minute seinen Fehlwurf aber wieder wett und traf mit einem Dreher zum 13:12 – die Oberbergischen lagen wieder in Front. Richard Ratka reagierte mit einer Auszeit, die Pause schien auch VfL-Coach Sead Hasanefendic gelegen zu kommen, auch er gab seiner Mannschaft neues taktisches Rüstzeug mit auf den Weg. Doch es blieb dabei: In der Defensive ließ der VfL dem GWD einfach zu viel Platz: Sinnbild ein Treffer von Aljoscha Schmidt, der fast unbedrängt von außen an den Kreis laufen konnte und traf. Doch auch bei GWD schlichen sich nun Unkonzentriertheiten ein. Die Folge waren drei Zeitstrafen innerhalb weniger Minuten. Doch richtig Kapital schlugen die Oberbergischen nicht aus der Überzahl: Adrian Wagner sorgte zwar für das 15:14, doch postwendend glich Gylfason aus. Auch der letzte Angriff in Halbzeit eins blieb ohne Erfolg – mit 15:15 ging es in die Halbzeit. Die Aussicht mit einem Sieg auf den dritten Platz zu klettern, schien das Hasanefendic-Team zu lähmen, der VfL agierte ungewohnt fahrig und nur selten souverän.

Sead Hasanefendic wechselte zur Halbzeit den Torwart: Herdeiro stand nun für den glücklosen Goran Stojanovic zwischen den Pfosten. Der schwedische Keeper konnte jedoch nicht verhindern, dass GWD eine 3:0-Serie spielte und nach nur drei gespielten Minuten in Halbzeit zwei mit 18:15 ging. Zwischendurch war mit Viktor Szilagyi der dritte VfL-Spieler mit einem Siebenmeter an Katsigiannis gescheitert – es lief nicht rund für den VfL. Erst der vierte Strafwurf brachte Erfolg: Vedran Zrnic traf zum 17:18 (35. Minute). Nach einer erneuten Zeitstrafe von Minden glich Drago Vukovic aus, sein nächster Wurf aber verfehlte das Tor, so dass dem VfL die Führung verwehrt blieb. Geoffroy Krantz machte es besser, tankte sich durch die GWD-Abwehr und sorgte für das 19:18. Mittlerweile war auch Jungnationalspieler Steffen Fäth im Spiel, vor den Augen von Bundestrainer Heiner Brand sollte der Halblinke für neue Impulse im VfL-Spiel sorgen. Nach einer Zeitstrafe für Wleklak spielte der VfL erneut in Überzahl, doch mehr als ein Wagner-Treffer zum 21:20 sprang nicht heraus – im Gegenteil, Minden erzielte sogar zwei Unterzahltreffer (21:21/42. Minute).

Immerhin fand Vedran Zrnic seine Treffsicherheit wieder: der kroatische Olympiasieger netzte dreimal hintereinander ein und brachte den VfL mit 24:22 in Front, dazu erwies sich Herdeiro Lucau in dieser Phase als guter Rückhalt und parierte mehrere GWD-Schüsse. Sead Hasanefendic setzte die letzten zwölf Spielminuten aber wieder auf Erfahrung: Goran Stojanovic nahm wieder den Platz zwischen den Pfosten ein. In der 50. Minute war der VfL mit zwei Toren vorne: Drago Vukovic setzte sich durch und traf zum 27:25. Die Oberbergischen überstanden die erste Strafzeit – Drago Vukovic musste für zwei Minuten auf die Bank – ohne Gegentor, doch durch einen Doppelschlag schaffte Minden wieder den Ausgleich: 27:27/54. Minute.

VfL-Kapitän Robert Gunnarsson brachte die Blau-Weißen wieder in Führung, Geoffroy Krantz baute diese auf 29:27 (57. Minute) aus, doch die Gäste gaben sich noch lange nicht geschlagen, erneut kam GWD zum Ausgleich. Noch zwei Minuten waren zu spielen, die Anzeigetafel zeigte ein 29:29. Robert Gunnarsson brachte den VfL mit einem unglaublichen Rückhandtor wieder in Front, Richard Ratka zog daraufhin die grüne Karte und schickte mit Just einen siebten Feldspieler auf die Platte. Doch genau im richtigen Moment war Goran Stojanovic zur Stelle und parierte. Der VfL hatte den Ball, Drago Vukovic setzte sich durch, wurde jedoch per Foul gestoppt. Zwanzig Sekunden vor Schluss trat Vedran Zrnic zum finalen Siebenmeter an – und traf. Die Halle bebte, der VfL gewann das Spiel nach hartem Kampf knapp mit 31:29 und springt auf Tabellenplatz drei. 

Stimmen nach dem Spiel
„Ich freue mich sehr, wenn ich mir die Tabellen betrachte. Wir haben trotz der unruhigen Zeiten hier viel geschafft, das ist gut für die zukünftigen Projekte wie den erhofften Hallenneubau. Aber wir müssen realistisch sein und nicht euphorisch werden, wir sind am Limit, mit dem kleinen Kader werden wir nicht immer so erfolgreich spielen können. Wir haben heute gesehen, dass wir nicht viel besser als Minden waren. Die Verteidigung war nicht gut heute, wir haben viele Fehler gemacht. Auch die Torleute müssen sich steigern, wenn wir in Lemgo nächste Woche eine Chance haben wollen. Doch wir haben gewonnen und sind auf Tabellenplatz drei, das können wir heute genießen. Daher bin ich stolz und zufrieden“, sagte Sead Hasanefendic nach dem Spiel.

„Ich bin ein bisschen enttäuscht, wir hätten nach dem Spielverlauf einen Punkt verdient gehabt. Doch letztlich fehlte uns die nötige Cleverness. Meine Mannschaft hat das Optimum aus sich herausgeholt, daher bin ich zufrieden. Mehr ging bei unserer Verletztenmisere nicht“, sagte GWD-Coach Richard Ratka nach dem Spiel.

Tore VfL: Krantz 4, Wagner 3, Vukovic 6, Gunnarsson 5, Szilagyi 4, Zrnic 9/4
Strafen: VfL 2/ GWD 6
Zuschauer: 2187

[ag; Quelle: VFL]