Kölner Fahrzeug- und Maschinenbau sucht dringend qualifizierte Konstrukteure
Kölner Branchenforum Industrie beschäftigt sich mit Nachwuchsmangel

Wer an einem renommierten Lehrstuhl für Konstruktion seinen Abschluss als Ingenieur gemacht hat, hat am Industriestandort Köln beste Chancen. Das sagte Carl Martin Welcker, Geschäftsführender Gesellschafter der Alfred H. Schütte GmbH & Co bei der gestrigen Zusammenkunft des Branchenforums Industrie in seinem Unternehmen. Das Kölner Traditionsunternehmen, das seit 1910 in Poll ansässig ist, produziert mit rund 600 Beschäftigten, darunter 65 Auszubildenden, hochwertige Produkte des Maschinenbaus.

Mit den Mehrspindeldrehautomaten von Schütte – wegen ihrer Komplexität auch die „Königinnen unter den Werkzeugmaschinen“ genannt –  werden nach Welckers Angaben vier von fünf Autozündkerzen weltweit hergestellt. Auch Präzisionsbohrer für den Einsatz in der Medizin und künstliche Knie und Hüftgelenke entstehen heute weltweit auf den Maschinen aus Köln-Poll. Jede der Drehmaschinen bestehe nur zu etwa fünfzig Prozent aus identischen Grundbausteinen, die übrigen fünfzig Prozent seien individuell auf die Ansprüche des jeweiligen Kunden ausgerichtet. Das erkläre, warum nur etwa die Hälfte der Beschäftigten unmittelbar in der Produktion arbeite, die anderen vor allem in der Konstruktion und im Engineering. Nur so bleibe das Unternehmen technisch und qualitativ Weltspitze und habe den Rückgang von 25 Produzenten weltweit im Jahr 1993 auf heute fünf überlebt.

Wirtschaftsdezernent Norbert Walter-Borjans nannte die Alfred H. Schütte GmbH & Co eines der Vorzeigeunternehmen der Kölner Industrie, das belege, welche Industrieprodukte am Standort Köln Zukunft hätten: Güter, bei denen es auf Innovation, Spitzentechnik, höchste Präzision und qualifizierte Konstrukteure und Facharbeiter ankomme. Dieses Personal bleibe auch in Zukunft in der starken Position, zwischen verschiedenen Arbeitgebern und Arbeitsorten wählen zu können. Das sei die Chance für renommierte Unternehmen an einem attraktiven Standort wie der Domstadt.

Hermann H. Hollmann, Mitglied der Geschäftsführung von Ford und Vorsitzender des Branchenforums Industrie, bestätigte ebenso wie Deutz-Vorstand Helmut Meyer den großen Bedarf an Spitzeningenieuren. Der Markt sei leergeräumt, technischer Nachwuchs eine Überlebensfrage.

Die Runde war sich einig darin, dass Köln vor allem die Bestandspflege der ortsansässigen Industrie weiter intensivieren müsse. Der Unternehmensservice der städtischen Wirtschaftsförderung sei ein Schritt in die richtige Richtung, dem weitere folgen müssten. Besonders wichtig sei es, jungen Leuten zu zeigen, dass Traumberufe nicht nur in der Medienwirtschaft zu finden seien. Außerdem sei eine bessere Information der Kölnerinnen und Kölner nötig, damit die Bedeutung der Industrie auch für die anderen Branchen in der Stadt und die Wirtschaftsentwicklung insgesamt noch besser erkennbar werde. Industrieunternehmen in der Nachbarschaft seien längst keine Lärm- und Geruchsverursacher mehr, sondern unverzichtbare Stützen unseres Wohlstands.