Köln | Das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln widmet in seiner aktuellen Sonderausstellung ab dem 8. April 2014 der Rolle der Kölner Polizei im Nationalsozialismus. Dabei liegt der Fokus der Ausstellung nicht auf der Kölner Gestapo sondern der Schutzpolizei, zuständig für die öffentliche Sicherheit und Ordnung im Staat der Kriminalpolizei als Strafverfolgungsbehörde.

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Die Ausstellung des NS-DOK dekonstruiert dabei das von den Medien der NS-Zeit propagierte Bild der Polizei als „Diener des Volkes“ und „Freund und Helfer“. Sie konfrontiert die Selbstdarstellung einer unpolitischen Kriminal- und Schutzpolizei mit der realen Indienstnahme der Polizei durch die Nationalsozialisten und mit ihrer bereitwilligen Unterstützung des NS-Regimes. Während der NS-Zeit seien Polizeibeamte zu willfährigen Helfern der Nazi-Verbrechen geworden, so der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers anlässlich der Eröffnung der Ausstellung, die bereits vor 14 Jahren im NS-DOK ihre Premiere feierte, dann lange Jahre in Hannover ausgestellt war und schließlich 2012 wieder nach Köln zurückkehrte.  

Auf den Spuren der Vergangenheit

Die Ausstellung soll die Besucher und Besucherinnen anregen, selbst nach Spuren zu suchen und sich auf den Weg der Wahrheitsfindung zu begeben. So sollen sie selbstständig Akten erforschen, Vorschriften und Erlasse studieren. Riesige umgefallene Pappkartons und nachempfundene Büroschränke rekonstruieren dabei die Aufbewahrungsorte zahlreicher aufgefundener Akten im Keller des Kölner Polizeipräsidiums als begehbare Räume.

Die überdimensionalen Kartons und auch die Aktenschränke fordern die Besucherinnen und Besucher auf, sich immer weiter ins Thema der Ausstellung zu vertiefen und dabei Bemerkenswertes, Erstaunliches und Erschreckendes zu entdecken. Sie begeben sich damit auf den Weg, den 1996 Historiker, Polizisten, Journalisten und interessierte Kölner betraten. Der damalige Kölner Polizeipräsident und heutige Oberbürgermeister Jürgen Roters hatte die Anregung gegeben, die schutz- und kriminalpolizeiliche Alltagsarbeit in Köln zur NS-Zeit zu erforschen und aufzuarbeiten. „Damals eine Pionierarbeit eines deutschen Polizeipräsidiums auf diesem Gebiet“, wie NS-DOK-Leiter Werner Jung betont.

Kölner Polizeibeamte waren  an Massaker beteiligt

Die Ausstellung soll den Besuchern verdeutlichen, dass sich Polizisten bereitwillig vor den braunen Karren spannen ließen, wie eng Gestapo und Kripo zusammenarbeiteten und wie das Verhältnis der Polizei zu SS und SA aussah. Die Schutzpolizei übernahm beispielsweise die Begleitung von Transporten von Gefangenen oder von Deportierten in Konzentrationslager. Die Kriminalpolizei klärte nicht nur Verbrechen auf, sie verfolgte auch Sinti und Roma, Homosexuelle oder sogenannte „Asoziale“. Und Kölner Polizisten waren an Morden der Poli-zeibataillone in Polen, Russland, Riga, Prag und Den Haag beteiligt. So auch an einem Massaker in dem polnischen Ort Bialystok, wo am 27. Juni 1941 Mitglieder des Kölner Polizeibataillons 309 jüdische Männer, Frauen und Kinder in die dortige Synagoge trieben, um diese dann in Brand zu stecken. Um die brennende Synagoge herum bildeten die Polizisten einen Absperrungsring, flüchtende Juden wurden erschossen. Mehr als 2.000 Menschen fielen dem Massaker zum Opfer.

Autor: dd