Köln | Für das Jahr 2011 kann das NS-Dokumentationszentrum erneut eine Steigerung der Besucheranzahl verbuchen. Das geht aus dem nun vorliegenden Jahresbericht hervor. In diesem Jahr plant das NS-Dok nun die lang erwartete Erweiterung des Hauses. Mit den Umbauarbeiten soll zugleich die Gedenkstätte barrierefrei zugänglich werden.

Demnach kamen 2.280 Besucher mehr in das El-De-Haus als noch in 2010, was einen Anstieg von 4,24 Prozent entspricht. Im Vergleich zum Jahr 2002, dem Beginn der Besuchererhebung, kamen mit 56.080 Besuchern sogar rund doppelt so viele Menschen ins NS-Dok. „Wir sind weiter auf Erfolgskurs“, kommentierte Direktor Werner Jung heute erfreut die vorliegenden Zahlen.

Längere Öffnungszeiten

Es ergeben sich aber auch Schwierigkeiten mit den wachsenden Besucherzahlen, denn die Räumlichkeiten der Gedenkstätte sind begrenzt. Um diesem Problem entgegenzuwirken, ist das NS-Dok seit dem 17. November 2011 an jedem Öffnungstag (Dienstag bis Sonntag) zwei Stunden länger als bisher, nunmehr bis 18 Uhr, geöffnet. Die Kosten für die zusätzliche Bewachung von rund 28.000 Euro muss das Museum aus eigener Tasche stemmen. Dabei handelt es sich um Mehrerträge bei den Einnahmen, die sich aus erhöhten Eintrittspreisen, Ausgleichzahlungen aus dem „Köln-Tag“ und zahlreichen Aktivitäten zusammensetzen.

Die Höhepunkte 2011

Insgesamt zeigte das NS-Dok in 2011 sechs Sonderausstellungen und organisierte 178 Veranstaltungen. Werner Jung hob heute besonders drei Ausstellungen des vergangenen Jahres hervor: Dazu gehören die beiden Schauen über das Ghetto Litzmannstadt (Lodz) „Das Gesicht des Gettos: Bilder jüdischer Photographen aus dem Getto Litzmannstadt 1940-1944“ und „Deportiert ins Ghetto: Die Deportationen der Juden aus dem Rheinland im Herbst 1941 in das Getto Litzmannstadt“. Die Erstere war eine Übernahme aus Berlin, die Zweite wurde als Wanderausstellung konzipiert und nach Köln bereits in Düsseldorf und Siegburg gezeigt. Der dritte Höhepunkt war laut Jung die Köln bezogene Ausstellung „Kölle Alaaf unterm Hakenkreuz: Karneval zwischen Unterhaltung und Propaganda“. Diese war die Erste in Deutschland, die sich mit diesem Thema auseinandersetzte.

Des Weiteren beleuchtete der Direktor die Gedenkveranstaltungen zum 70. Jahrestag der Deportationen nach Litzmannstadt und Riga. Für „70 Jahre danach“ reiste eigens Henry Oster mit seiner Frau von Los Angeles nach Köln. Der 1928 in der Domstadt geborene Oster berichtete dort die Erfahrungen, die er und seine in den 1930er Jahren in Köln und im Ghetto Litzmannstadt und 1944 in Auschwitz machen musste. Die seit 1997 existierende Dauerausstellung wurde im vergangenen Jahr umgestaltet, um im Zuge dessen der Audioguide erneuert und um rund 75 Minuten auf mehr als drei Stunden verlängert. Zudem sind nun auch die Sprachen Niederländisch und Hebräisch hinzugekommen. Damit ist der Audioguide nun in acht Sprachen verfügbar. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 5.111 Audioguides verliehen. Für 2012 plant das NS-Dok, den Audioguide komplett auf die Website zu stellen und somit einen virtuellen 360-Grad-Rundgang zu ermöglichen. Dies soll nach der Sommerpause geschehen.

El-De-Haus wird barrierefrei

Die bereits 2008 vom Rat beschlossene Anmietung der benachbarten Galerieräume steht unmittelbar bevor, wodurch eine Erweiterung des El-De-Hauses möglich wird. In einem hinzukommenden tiefer gelegenen Innenhof, der bislang als Park- und Müllcontainerplatz diente, soll neben der Gedenkstätte als Hinrichtungsstätte aufgearbeitet werden. Für die künstlerische Gestaltung werden dann Werkstattgespräche mit ausgewählten Künstlern stattfinden. Über eine alte Garage, in der noch ein Straßenschild „Langgasse“ angebracht ist, soll mithilfe eines Aufzuges zum Innenhof der Zugang für Rollstuhlfahrer geschaffen werden, die bisher das NS-Dokumentationszentrum nicht besuchen konnten. Über den Innenhof kann dann die Gedenkstätte und von dort die übrigen Ausstellungen besucht werden.

Die Sonderausstellungen, die bislang in der zweiten Etage stattfanden, sollen in die neuen Räumlichkeiten umziehen, sodass an ihrem alten Standort Platz für ein neues pädagogisches Zentrum, das sogenannte Geschichtslabor, geschaffen werden kann. Diese neue Art des Umgangs mit der NS-Zeit wird eigenständig und selbst im Haus entwickelt und soll einen unterschiedlichen Zugang sowohl für Kinder als auch für Erwachsene ermöglichen. Es ist geplant, das Museum während der Umbaumaßnahmen geöffnet zu halten, doch werden voraussichtlich keine Sonderausstellungen gezeigt werden.

Spendenverdopplungs-Aktion für neues Geschichts-Labor

Die Bethe-Stiftung fördert die Arbeit des NS-Dok, indem alle Spenden vom 15. März bis zum 15 Juni bis zu einem Gesamtbetrag von 75.000 Euro verdoppelt werden. Dadurch soll vor allem der Bau des Geschichtslabors unterstützt werden. Bislang ist rund ein Drittel des Geldes zusammengekommen. Hier finden Sie weitere Informationen zur Spendenverdopplungsaktion.

Autor: Nicola Ninnemann | Photo: NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln / Jörn Neumann
Foto: Schulführung in der Gedenkstätte Gestapogefängnis, Junge schaut in den Schaukasten.