Köln | Es war nicht die anstehende Schließung des Römisch-Germanischen Museums (RGM), die zur Zusammenarbeit mit dem Museum Kolumba geführt hat. Geplant war die gemeinsame Ausstellung „Pas de deux“ schon lange vorher. Ein Jahr lang sind dort jetzt Exponate aus beiden Häusern in faszinierenden Zusammenstellungen zu sehen.
Foto: ehu | Drei kleine Eroten sitzen in einem Schiffchen, geschnitzt aus Bernstein. Sie wurden einem verstorbenen ins Grab gelegt.
Drei Frauen, in einem flachen Nachen stehend: Die überlebensgroße große Holzskulptur von Felix Droese – geschaffen um 1984 – beherrscht den Raum. Wo – anatomisch gesehen ihr Herz sein müsste – klaffen große Löcher. Fahren sie über den Styx? Davor, ganz klein, in einer Vitrine, ein Bernsteinschiffchen, vielleicht zehn Zentimeter lang. Darin sitzen drei kleine Eroten, ein Künstler hat sie vor geschätzten 1.700 Jahre aus dem versteinerten Harz geschnitzt. Das kleine Fundstück gehört dem RGM, gefunden wurde die Grabbeigabe in Köln. Schließlich noch ein römischer Weihealtar, ebenfalls gut 1700 Jahre alt, ebenfalls in Köln gefunden; drei Schutzgöttinnen zieren ihn.
Nicht nur die Zahl drei verbindet die Exponate in Raum 19 des Museums Kolumba. Sie zeigen auch, so Hausherr Stefan Kraus, dass es in jeder Kultur – ob heidnisch oder christlich – die Frage gibt: Was passiert nach dem Tod? Nach solchen mehr oder weniger tiefgründigen thematischen Aspekten wurden die Schätze aus beiden Museen zu einem fröhlich tanzenden „pas de deux“ zusammengestellt.
Da sind etwa die 91 karikaturähnlichen Köpfe von Benedicte Peyrat, die auf Urnen blicken, die mit fratzenartigen Gesichtern verziert sind. Diese sollten in der Antike böse Geister von den Verstorbenen abhalten. Die Gesichter von heute dagegen sind alles andere als abschreckend. Frappierend auch die Informel-Malerei eines Hann Trier, die sich mit den „Kölner Schnörkeln“ messen, einst Markenzeichen der hiesigen römischen Glasbläser.
Zueinander gefunden haben eine Porträtköpfchen des Kaisers Augustus aus schwarzem Glas, dünn mit Türkis überzogen, und das Porträt einer jungen Frau aus Lapislazuli. Es ist – davon sind die Kunsthistoriker überzeugt – ein ein Porträt von Livia, der Frau von Augustus. Entstanden im 1. Jahrhundert, wurde es ein gutes Jahrtausend später für das berühmte Kreuz Herimanns recycelt.
Marcus Trier, Direktor des Römisch-Germanischen Museums, lobt die gute Zusammenarbeit der beiden Institutionen. Und die ist durchaus ungewöhnlich, denn die Kuratoren durften sich im jeweils anderen Haus die schönsten Stücke aussuchen. Das Ergebnis ist nicht nur ein Streifzug durch 2.000 Jahre Kunst- und Geistesgeschichte, sondern auch durch die Geschichte der Stadt Köln.
[infobox]„Pas de deux“ – bis 20. August 2018, Museum Kolumba, Kolumbastr. 4, Mi-Mo 14-17 Uhr, Eintritt: 5/3 Euro, bis 18 Jahre frei
[/infobox]
Autor: ehu
Foto: „De drie naakte vrouwen (Friesischer Gruß)“: Skulptur von Felix Droese. Davor in der Vitrine ein Bernsteinschiffchen.