Die Aufnahme vom 9. Mai 1945 zeigt den ausgebombten Turm des historischen Rathauses in Köln mit Dom. Foto: IMAGO/United Archives/ Jakob Volk

Köln | aktualisiert | Es ist die Nacht vom 28. auf den 29. Juni 1943 um 1.10 Uhr als einer von 262 Bombenangriffen auf Köln startete. Am Tag vor dem katholischen Festtag für Peter und Paul. Davon erhielt der Angriff seinen Namen. Es war der schwerste Angriff auf Köln, mehr als 10.000 Menschen verletzt, 230.000 obdachlos und 4.377 Menschen verloren ihr Leben. Heute Nacht jährt sich das Ereignis zum 80 Mal.

Köln als Ziel der „Operation Millenium“

Deutschland war der Aggressor und Auslöser des Zweiten Weltkriegs. In der Nacht vom 30. auf den 31. Mai setzte die Royal Air Force (RAF) zum ersten Mal über 1.000 Bomber ein, um die deutsche Großstadt Köln zu bombardieren. Es ist der erste „1.000 Bomber-Angriff“. Dieser fußt auf der Entscheidung des britischen Luftfahrtministeriums vom 14. Februar 1942 mit der Area Bombing Directive, also dem Flächenbombardement auf der Grundlage der Trechard-Doktrin den Kampfeswillen in der Zivilbevölkerung zu schwächen. Das Ziel waren ab sofort nicht mehr nur Industrieareale, sondern bebaute Gebiete. Der erste „1.000 Bomber Angriff“ sollte eigentlich Hamburg treffen, wurde aber auf Köln wegen der herrschenden Wetterbedingungen umgeleitet. Bei diesem Bomberangriff erreichten von 1.047 gestarteten Bombern 890 Köln und warfen 1.455 Tonnen Bomben ab, davon zwei Drittel Brandbomben. An rund 2.500 Stellen in der Stadt brannte es und rund 1.700 wurden von der Feuerwehr Köln als groß bezeichnet. Durch die weitläufigen Straßen kam es nicht zu einem Feuersturm. Bei diesem ersten Großangriff auf Köln starben 469 Menschen und 5.027 wurden verwundet. 45.132 Menschen wurden obdachlos und 13.010 Gebäude komplett zerstört. In der Folge verließen rund 150.000 Menschen Köln.

Der Peter und Paul Angriff

Der Peter und Paul Angriff vor 80 Jahren zerstörte die Kölner Innenstadt. Auch der Dom erleidet erste Schäden, die vier Gewölbefelder des nördlichen Querschiffs stürzen ein. Die Domorgel aus dem 16. Jahrhundert wird zerstört. Auch die Dombauhütte auf der Südseite wurde getroffen. Das Rathaus, das Wallraf-Richartz Museum und der Gürzenich werden zerstört und brennen aus. Rund 500 Bomber griffen Köln an. Die Bomben werden immer größer und tödlicher. Sie durchschlagen jetzt die Luftschutzkeller. Die Luftminen erzeugen ungeheure Druckwellen die Häuser einfach zum Einsturz bringen können. Bis in die Neuzeit fanden sich in alten Kölner Häusern, wie in Ehrenfeld etwa Durchstiege zwischen Kellern.

KZ-Häftlinge bergen die Toten

Zwischen 1939 und 1945 errichteten die Nationalsozialisten das sogenannte Messelager in Köln-Deutz, das von der Stadt Köln betrieben wurde. Es diente als Sammel-, Auffang- und Gefangenenlager. Es ist ein Außenlager des KZ-Buchenwald und war zentraler Ort der NS-Zwangsherrschaft. Zur Zeit des Peter und Paul Angriff auf Köln dient es vor allem als Außenkommando des KZ Buchenwald und der SS-Baubrigade III. Zwischen 300 bis 1.000 Häftlinge sind hier zwischen September 1942 und Mai 1944 untergebracht. Sie werden jetzt für die Bergungsarbeiten der Leichen eingesetzt oder zu Aufräumarbeiten und Trümmerbeseitigung. In Bombensprengkommandos werden die Häftlinge gezwungen Blindgänger zu beseitigen.

Am 2. März 1945 griff die RAF Köln zum letzten Mal an. 858 Bomber flogen in zwei Wellen auf die Stadt, die bis dahin über 1.000 Luftalarme erlebte. Am 6. März 1945 standen die US-Truppen am Rhein auf der linken Rheinseite. Das linksrheinische Köln war befreit. Nicht vergessen werden sollte, dass auch die Deutsche Luftwaffe Angriffe auf London, Rotterdam oder Belgrad mit der gleichen Intention und Flächenbombardements geflogen war.

Erinnern an den Peter und Paul Angriff

Stadtdechant Robert Kleine feiert einen Gottesdienst im Gedenken an den „Peter und Paul“-Angriff auf Köln vor 80 Jahren in der Kirche der Stadtpatronin St. Ursula. Kleine: „Dieser verheerende Angriff während des von Deutschland begonnenen Zweiten Weltkriegs hat unsere Stadt auf Jahrzehnte geprägt, viele Menschen haben ein Leben lang unter den Folgen gelitten“, sagt Stadtdechant Kleine. „Heute, 80 Jahre später, erleben wir weiterhin, dass Bomben auf Städte abgeworfen und Raketen abgeschossen werden. Dass Menschen sterben, verletzt werden und alles verlieren. Ich denke in diesen Tagen vor allem an die Ukraine, aber auch an den Jemen, an Syrien und andere Kriegsorte in der Welt. Das ,Nie wieder‘, das sich die Weltgemeinschaft nach dem Grauen und den Gräueln des Zweiten Weltkrieges ins Stammbuch geschrieben hat, wurde leider nie verwirklicht. Umso mehr müssen wir Christen und Christinnen und alle Menschen guten Willens uns heute für den Frieden einsetzen – in unserem täglichen Zusammenleben genauso wie im Einsatz für Demokratie und Menschenrechte.“

Gedenkgottesdienst in St. Ursula als Friedensgottesdienst
29. Juni 2023
Beginn 18 Uhr

Aktualisierung: Der Veröffentlichungszeitpunkt wurde aus technischen Gründen von 09.23 Uhr auf 14.23 Uhr verlegt.

ag