Tradition: Die kölschen Funkentöter bilden mit ihrer historischen Spritze immer die Spitze des Zuges

11:07 Uhr > Mikrofon-Batterie alle – Der Zug rollt
Pünktlich um 10:30 Uhr blies die Kölner Torwache den Rosenmontagszug in Köln 2012 unter dem Motto „Jedem Jeck sing Pappnas“ an. Unten im Tor eine Reihe Kölsche Funkentöter, die die Spitze ihrer Pickelhaube mit einer roten Pappnase verziert hatten. Christoph Kuckelkorn, Leiter des Kölner Rosenmontagszuges übergab das Mikrofon an ein, wie er es nannte Urgestein des Kölschen Fasteleer, den Trötenmann Karl Heinz Jansen. Der erklärte gleich zu Beginn wie kölscher Fasteleer funktioniert: „Jestern waren wir fidel und löstig und heut schmeckt et noch besser. Und nur den Kölsche versteht den Fastelovend wirklich.“ Der Trötenmann sei froh den Schalter gefunden zu haben, mit dem er die Sonne strahlen lassen könne, damit der Zoch noch mehr glänzen könne. Mit zwei Worten wollte Jansen dann den Zug eröffnen, wobei Kuckelkorn ihn daran erinnerte, dass man dazu in Köln drei Worte brauche, denn es heißt auch 2012 immer noch dreimol Kölle alaaf…  Als dann auch die Technik noch ein wenig streikte, kommentierte Jansen auf seine Art trocken: „Ich hab zuviel gesprochen, jetzt ist die Batterie alle…“

Nach den Funkentötern, die zum ersten Mal keine mobile Einsatzleitung im Zug mitführten, leiteten traditionell die Plaggeköpp mit den Fahnen der Kölner Traditionsgesellschaften den Zug ein, bevor der rot-weiß gestreifte Bus der Zugleitung unter Konfettiregen die Severinstorburg passierte und etwa Festkomitee-Vorstand Bernd Höft ein Kamellegewitter auf die Jecken am Straßenrand niederregnen ließ. Und die Severinsstraße war proppenvoll mit bunt kostümierten Jecken. Dahinter stellen sich in der gesamten Südstadt die Gruppen auf, alleine die Roten Funken brauchen eine ganzen Platz und setzen sich jetzt schon in Bewegung.

11:10 Uhr > Das Dreigestirn hat einen guten Draht nach oben
Seit Weiberfastnacht kündigten Prinz Marcus II und Jungfrau Olivia an Rosenmontag scheine die Sonne und die Temperatur läge bei 5 Grad Plus. Und was ist passiert. Der Zoch rollt seit gut 40 Minuten und die Sonne lacht über der Südstadt. Da hat das Trifolium aber eine Standleitung in den Himmel.

Promitipp: Bei den Plaggeköpp lief mit der Kölschen Narrengilde Gerd Rück die legendäre Type des Weltenbummlers mit, zumindest in der Severinsstraße

23:55 Uhr > Der Kölner Rosenmontagszug ist gut und sicher in der Mohrenstraße gelandet. 58 Gruppen, ein großes Loch bei den Reitern von Jan von Werth und viele tausend Tonnen Kamellen die aus mehr als einer Million Kehlen angefordert wurden. Der Kölner Oberbürgermeister und die VIP´s aus der Stadt wurden mit Kamellen, Schokolädchen und Strüßjern Kartonweise überschüttet, während die Jecken gegenüber oft leer ausgingen. Verrückte Kölner Jecken aus dem vierten Stock hatten sogar eine Kamelleangel herabgelassen, die sich von Zeit zu Zeit auch füllte. Die Sonne schien bis zum Schluss und verwöhnte die Jecken. Die Wagen des Rosenmontagszuges waren wie immer handwerklich und künstlerisch toll gemacht, aber doch eher arg brav in diesem Jahr.

Viel Applaus und Geschrei erntete natürlich Lukas Podolski auf dem Wagen des Ehrengardepräsident Frank Remagen. Aber auch Hannelore Kraft, die Ministerpräsidentin des Landes NRW hatte sichtlich Spaß auf dem Wagen der KG Blomekörfge. Ein wenig Aufrischung könnten einige Kostüme des Zuges vertragen, denn sie sind doch in die Jahre gekommen und könnten kleine Highlighttupfer in die doch oft ähnlichen langen Uniformen der Traditionskorps bringen. Hier täte mehr Kreativität und Modernität gut.

Der Verkehrs- und Ordnungsdienst der Stadt zum Rosenmontag:  In der vergangenen Nacht waren 35 Kräfte des Verkehrsdienstes im Einsatz, um den Weg für den größten Karnevalsumzug Kölns zu bereiten. Insgesamt 78 Autofahrerinnen
und Autofahrer (Vorjahr 84) hatten nach Auflösung der Schull- und Veedelszöch am gestrigen Sonntag die dortige Beschilderung nicht beachtet und ihr Fahrzeug im absoluten Haltverbot abgestellt. 25 (Vorjahr: 26) Halterinnen und Halter, die in unmittelbarer Nähe wohnhaft waren, konnten persönlich erreicht werden und ihr Fahrzeug rechtzeitig wegstellen. Damit haben sie sich das Abschleppen, nicht aber das Verwarnungsgeld erspart. 43 (Vorjahr: 49) weitere Fahrzeuge mussten jedoch abgeschleppt werden, damit der Rosenmontagszugs pünktlich und gefahrlos starten konnte. Zudem wurden im Verlauf des Zugwegs 27 Fahrräder sichergestellt, die zu gefährlichen Stolperfallen hätten werden können oder wichtige Fluchtwege behinderten. Die Fahrräder können ab kommenden Mittwoch, 22.02.2012,von ihren Eigentümerinnen und Eigentümern im Fundbüro des Amtes für öffentliche Ordnung, Ottmar-Pohl-Platz 1, 51103 Köln abgeholt werden.

Auch die Bundespolizei zieht eine positive Bilanz
"Wir verzeichnen insgesamt einen friedlichen und harmonischen Ablauf am Rosenmontag", so Polizeidirektor Helge Scharfscheer, Inspektionsleiter der Bundespolizeiinspektion Köln. Etwa 350.000 Jecken nutzten die Bahn zur An- und Abreise, die störungsfrei und ruhig verliefen, so die Beamten der Bundespolizei.

Auch Malteser zufrieden
"Unterm Strich sind wir zufrieden mit dem Einsatz beim Rosenmontagszug", erklärte Gesamteinsatzleiter Klaus Albert von den Maltesern. Insgesamt hätten sie 212 Hilfeleistungen gehabt, 60 Patienten seien in einer Kölner Klinik gelandet. Eine Zuschauerin habe der Rettungsdienst nach einem Pferdetritt gegen den Kopf mit dem Notarzt ins Krankenhaus transportiert. Alkohol sei bei insgesamt 14 Jecken im Spiel gewesen. Die Einsätze wegen Schnittverletzungen durch Glas habe sich mit vier Hilfeleistungen auf dem Niveau des Vorjahres bewegt. Die Hilfsorganisationen waren nach eigenen Angaben mit 523 ehrenamtlichen Helfern entlang des gesamten Zuges im Einsatz.

Rettungdienst weniger gefordert als 2011
Der Rettungsdienst war 2012 weniger gefordert als im letzten Jahr. Trotzdem waren immer noch weit mehr Notfälle zu bewältigen als einem normalen Tag. Die Brandschutzkräfte waren ebenfalls häufig gefordert: in Ostheim ereignete sich ein Unfall zwischen einem Passanten und einer Straßenbahn, im U-Bahnhof Akazienweg wurde eine Verrauchung gemeldet und in der Nacht sowie am frühen Morgen wurden in Köln vier Feuer gemeldet. Die meisten Einsätze waren weniger dramatisch als zunächst befürchtet. Nur in der Christophstraße waren durch einen Kellerbrand 14 Menschen in ihren Wohnungen eingeschlossen. Insgesamt rückte der Rettungsdienst zu 445 Einsätzen aus. Im letzten Jahr waren es 500 gewesen. Die Hilfsorganisationen behandelten in ihren Unfallhilfsstellen 236 Patienten (Vorjahr: 198), von denen 60 (57) in Krankenhäuser gebracht werden mussten. Ein mobiler Trupp leistete auch die erste Versorgung bei einer Frau, die beim Rosenmontagszug von einem Pferd getreten worden war. Sie hatte rücklings zum Zug gestanden, als das Pferd scheute und sie mit einem Huf am Rücken traf. Nach der Erstversorgung wurde sie mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht.

Polizei: Weniger Gewalt als in den Vorjahren
Die Polzei Köln zog ein insgesamt positives Fazit für die karnevalstage. Vereinzelt kam es allerdings auch zu unschönen Szenen. So zum Beispiel während des Zugverlaufs am Karl-Berbuer-Platz in der Altstadt. Dort sollen sich cirka 30 polizeibekannte und alkoholisierte Fußball-"Fans" aufgehalten und die Karnevalisten provoziert haben. Auch dank der Polizeipräsenz sei es jedoch nicht zu einer Eskalation gekommen. Gegen 16.20 Uhr kam es an der Hohe Straße zu einem tragischen Verkehrsunfall. Eine Kölnbesucherin (63) hatte dort von einem Hauseingang aus den vorbeiziehenden Zug beobachtet. Plötzlich löste sich die Seniorin aus der Personengruppe, um sich unvorsichtigerweise im Bereich einer stehengebliebenen Reitergruppe nach "Kamelle" zu bücken. Eines der Pferde trat sodann mit dem Huf gegen den Kopf der Frau. Diese erlitt schwere Verletzungen und musste im Rettungswagen in eine Klinik gefahren werden, wo sie stationär verbleiben muss. Darüberhinaus erlitten sieben Personen leichte Verletzungen. Drei Kinder, die den Anschluss an ihre Eltern verloren hatten, wurden den Erziehungsberechtigten von der Polizei wieder zugeführt. Ein viertes Kind wurde in die Obhut eines städtischen Kinderheims übergeben.

Nach der Zugauflösung gegen 18.15 Uhr verlagerte sich der Schwerpunkt des karnevalistischen Geschehens wie bereits in den Vorjahren in Richtung Zülpicher Viertel und Altstadt. Überwiegend im Zusammenhang mit Schlägereien wurden während des Einsatzes bis Mitternacht 15 Personen festgenommen, 25 Personen mussten in Gewahrsam genommen werden. 66 Platzverweise wurden erteilt. Die Polizei fertigte 34 Strafanzeigen wegen Körperverletzungsdelikten. 14 Taschendiebstähle wurden aufgenommen. Im Vergleich zu den Vorjahren stellten die eingesetzten Kräfte eine insgesamt geringere Gewaltbereitschaft fest.

[ag]