Moderator und Reporter Maurice Gajda beim RTL Spendenmarathon "Wir helfen Kindern" am 17. bis 18. November 2022, Foto: IMAGO / Sven Simon

Köln | RTL News beendet mit sofortiger Wirkung fristlos die Zusammenarbeit mit dem freien Reporter und Moderator Maurice Gajda, 40. Das teilte der Sender heute mit. Es geht um einen Beitrag am 5. August in „Explosiv Weekend“, der mit den journalistischen Grundsätzen des Kölner Senders nicht vereinbar sei.

Die Frage:

Der Moderator las am 5. August einen Tweet von Frauke Petry im Boulevardmagazin „Explosiv Weekend“ in einem Bericht über den Sänger Trong Hieu Nguyen vor, der an einem ESC-Vorentscheid teilnahm. Diesen Post soll Petry auf „X“, vormals Twitter veröffentlicht haben. Hat Moderator Gajda diesen Post von Frauke Petry den er in dem Fernsehbeitrag vorlas erfunden? Der Tweet soll rassistische Äußerungen enthalten haben. In dem Videobeitrag ist der RTL-Reporter zu sehen und es wird ein Tweet eingeblendet der folgenden Text zeigt mit dem Bild von Frauke Petry: „Ich glaube, kein normaler Deutscher will einen rosa gefärbten Asiaten beim ESC sehen.“

Schon am Vortag räumte RTL News ein, dass die eingeblendete Visualisierung ein Nachbau im Stile des Petry-Accounts und kein echter Screenshot sei. Schon der Nachbau des Twitterprofils verstoße gegen die journalistischen Guidelines des Senders.

Gajda erklärte gegenüber dem Medienmagazin dwdl.de: „Ein Freund aus der LGBTQ-Bewegung hat mir kurz nach der Veröffentlichung den Link zu diesem Post zugeschickt. Da ich meinen Augen kaum trauen konnte, habe ich den Text aus dem Tweet rauskopiert und mit Freunden darüber diskutiert. Kurze Zeit später wurde diese Nachricht wieder gelöscht und der Link, der heute noch besteht, führt ins Leere.“ Die Info, dass der Tweet gelöscht worden sei, brachte der Reporter schon in seinem TV-Beitrag.

Die Reaktion 1

RTL News spricht von schweren Verfehlungen des Reporters. Weiter heißt es in einer schriftlichen Reaktion des Senders: „Bei den weitreichenden Prüfungen konnte bisher auch keinerlei Hinweis darauf gefunden werden, dass es den in dem Beitrag nachgebauten Tweet so jemals gegeben hat.“

Martin Gradl, Co-Geschäftsführer RTL News: „Wir entschuldigen uns bei Frau Dr. Petry. Wir haben Maurice Gajda als engagierten und leidenschaftlichen Reporter kennengelernt. In diesem Fall gibt es aber zahlreiche eklatante Verstöße gegen die journalistische Sorgfaltspflicht. Sie schaden der wichtigen und verantwortungsvollen Arbeit unserer rund 1.300 Journalistinnen und Journalisten. Die RTL News stehen mit ihren Nachrichten und Magazinen tagtäglich für journalistische Glaubwürdigkeit, Wahrhaftigkeit und Sorgfalt.“

Die Reaktion 2

Petry schreibt dazu auf „X“: „Wie man mit politisch unbequemen Personen umgeht, demonstriert @RTL_com hier eindrucksvoll. Man denkt sich einen rassistischen Tweet aus, ein Grafiker setzt das um und fertig ist das Fake.“ In einem weiteren Posting kündigt sie juristische Schritte an.

Allerdings hatte Petry zum ESC einen ähnlichen Text getwittert zur Band „Lord oft he Lost“, die für Deutschland beim ESC antrat.  Dieser wurde allerdings unter dem Hinweis niemanden den Spaß verderben zu wollen gelöscht.

ag