Köln | „Neun Gute Helden“, darunter König Arthur, Julius Caesar und König David, wachen über den Hansesaal im Kölner Rathaus. Einst sollten die steinernen Skulpturen den Ratsherren ein Ideal aufzeigen, an dem sie sich orientieren konnten. Heutzutage sind die Kunstwerke vor allem von historischem Wert. Doch die Abbildungen der „Neun Guten Helden“, die auch an anderen Orten zu finden sind, seien kaum erforscht, so der russische Kunsthistoriker Andrey Egorov. Der Kurator des Museums für Moderne Kunst in Moskau interessiert sich vor allem für die Symbolik und die Funktion der Skulpturen. Report-k sprach vor Ort mit dem Experten.

„Im Spätmittelalter begannen Kirche und Politik sich voneinander zu trennen. Gleichzeitig suchten die weltlichen Herrscher aber auch nach einer Legitimation ihrer Macht.“, erklärte Egorov. Diese fanden sie beispielsweise in den „Neun Guten Helden“. Die Präsenz von Abbildern berühmter und mächtiger Personen wie Gottfried von Bouillon, Heerführer des ersten Kreuzzugs, sollte Eindruck schinden, so Egorov. Die „Neun Guten Helden“ im Kölner Rathaus setzen sich aus drei Heiden, drei jüdischen und drei christlichen Vertretern zusammen. „Somit waren trotz beginnender Säkularisierung weiterhin christliche Figuren und Symbole präsent.“, erläuterte der Historiker.

Steingewordene Vorbilder

Die Skulpturen sollten allerdings auch als Idole für die Ratsherren dienen, so Egorov. „In manchen Rathäusern des 14. Jahrhunderts waren die Abbildungen sogar mit Sprüchen versehen, die die Politiker zu Wahrheit und Gerechtigkeit ermahnten.“ erklärte Egorov. Diese Vorbildfunktion sei auch durchaus angenommen worden. „Die Politiker wollten so sein wie die guten Helden“, so Egorov. Der Kunsthistoriker verfasst derzeit eine Dissertation zum Thema. Dabei will Egorov auch die Ausstrahlung der Figuren behandeln. „Aus den Gesichtsausdrücken, der Kleidung, den Gesten und dem Rahmen ergibt sich ein komplexer Gesamteindruck, der eine bestimmte Wirkung entfaltet.“, erklärte Egorov. Neben Köln will Egorov unter anderem auch die Rathäuser von Brüssel, Lüneburg und Mechelen besuchen.

Autor: Christian Bauer
Foto: Andrey Egorov vor den „Neun Guten Helden“.