Geplant war, dass im kommenden Jahr das Schauspielhaus abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden sollte. Darüber hinaus sollten das Opernhaus und der Offenbachplatz saniert werden. Im vergangenen Juni entschied sich die Verwaltung nach einem ausgeschriebenen Wettbewerb für einen Entwurf. Eine erste Kostenanalyse ergab, dass die Realisierung maximal 270 Euro kosten würde. Neuen Berechnungen zufolge muss man nun mit 364 Millionen Euro für die Umsetzung des Entwurfes rechnen. Vorgesehen und im Rat der Stadt beschlossen war jedoch eigentlich ein Budget von 230 Millionen Euro. Ein abgeschlossener Bericht dazu wird in den kommenden Wochen erwartet, erklärte Baudezernent Bernd Streitberger heute. „Sollte sich diese Zahl in der nächsten Woche bestätigen, rate ich der Stadt Köln von einem Bauwerk in dieser Größe ab“, sagt Streitberger.

Quartier wird größer als gedacht
Grund für diese Kostenexplosion ist nach Streitberger eine erhebliche Flächenmehrung des Gebäudes. So war ursprünglich errechnet worden, dass das neue Gebäude insgesamt eine Fläche von 355.000 Kubikmeter Rauminhalt umfassen würde. Derzeitige Planungen gehen nun aber von einer Größe von 471.000 Kubikmetern aus. Gründe für diese Flächenmehrung seien unter anderem zusätzliche Räume für die technische Gebäude-Ausrüstung, aber auch dickere Wände und Decken als vorher gedacht. Darüber hinaus seien die Kosten für einen Kubikmeter deutlich gestiegen, insbesondere da eine aufwendigere Technik nötig geworden sei. Habe man zuvor mit 650 Euro für einen Kubikmeter gerechnet, müsse man nun von 720 Euro ausgehen.

Bleibt das Schauspielhaus doch stehen?
Ein weiterer Grund für die deutlich gestiegenen Kosten sei die notwendige akustische Entkoppelung der Räume. Bei den Planungen wurden festgestellt, dass die Konzertsäle als Raum im Raum-Konzepte gebaut werden müssten. Nur so könnten sie gegen den Lärm von der Nord-Süd-Fahrt und der U-Bahn geschützt werden. Bernd Streitberger betonte, dass nun zunächst der abschließende Bericht abgewartet werden müsse. Danach müsse sich die Politik zusammensetzen. Baudezernent Streitberger persönlich geht jedoch davon aus, dass sich die Kosten für die Realisierung des Entwurfes nicht mehr deutlich senken ließen und diese Planungen daher aufgegeben werden müssten. Denkbar sei stattdessen eine Sanierung der vorhandenen Gebäude ohne Neubau.

Aktualisiert am 8.7.2009, 09:35 Uhr
Stimmen zur Oper

"Ich bin entsetzt darüber, dass innerhalb von 12 Monaten wir mit einer Kostensteigerung von circa 60 Prozent konfrontiert werden, die angesichts der Finanzlage der Stadt Köln das gesamte Neubauprojekt gefährdet. Für diese Planungsqualität fehlt mir jegliches Verständnis ", erklärte gestern Oberbürgermeister Fritz Schramma. Die Planungen werden nun zunächst gestoppt, bis eine genaue Analyse der Mehrkosten erstellt worden ist. Auf Basis dieser sollen dann auch Alternativen durchkalkuliert werden, um dem Rat eine Entscheidungsgrundlage für das weitere Vorgehen zu liefern. Als mögliche Alternative käme beispielsweise eine Bestandssanierung von Oper und Schauspielhaus mit Optimierung der Technik und Betriebsabläufe in Frage. Auch müsste überdacht werden, ob der Neubau an einem anderen Ort finanziert werden könnte.

„Köln ist eine der führenden Kulturmetropolen in Deutschland. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, braucht Köln ein modernes und funktionales Opern- und Schauspielhaus. Die jetzt offenkundig gewordene Kostenexplosion i.H.v. 170 Mio. Euro über dem vom Rat der Stadt Köln „gedeckelten“ Ansatz ist angesichts zu erwartender Steuerausfälle (rund 600 Mio. Euro in den nächsten beiden Jahren) den Bürgerinnen und Bürgern nicht zuzumuten. Damit ist die Grundlage für die bisherigen Entscheidungen entfallen. Jetzt müssen alle Entscheidungsvarianten wieder auf den Tisch“, so Peter Kurth, Oberbürgermeisterkandidat der CDU Köln.

In der letzen Ratssitzung am 30. Juni forderten die Freien Wähler einen Planungsstopp und eine Kostendeckelung von 100 Millionen Euro. Ihr Antrag wurde abgelehnt. Nun kritisieren sie die Planungsarbeit der Verwaltung als "sinnlos verpulverte Planungsmittel", so Andreas Henseler, Vorsitzender der Freien Wähler. Maretin Müser, Ratsmitglied und Oberbürgermeisterkandidat der Freien Wähler foderte gestern einen sofortigen Planungsstopp. Der wurde inzwischen von Oberbürgermeister Fritz Schramma durchgesetzt.

Aktualisiert am 14. Juli 2009, 09:30 Uhr
Jörg Frank, stv. Fraktionsvorsitzender und finanzpolitischer Sprecher: "Vor allem vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltslage der Stadt Köln, die aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise einen erheblichen Einbruch der Steuereinnahmen erleiden muss, ist die Finanzierung von 364 Millionen Euro für das neue Opernquartier undenkbar. Wie bereits im Finanzausschuss dargelegt, ist für 2009 mit einem Fehlbetrag von 225 Mio Euro, in 2010 von 351 Mio Euro und 2011 von 286 Mio Euro zu rechnen. Wir erwarten nun von Oberbürgermeister Schramma und den zuständigen Beigeordneten Quander (Kultur) und Streitberger (Planung), dass die vom Rat beschlossenen Investitionsdeckels von 230 Mio Euro und entsprechende Modifikation der Planung eingehalten werden und eine strikte Überprüfung aller kostentreibenden Faktoren und Darlegung von Einsparoptionen. Zur Generalsanierung des Riphan-Baus gibt es aus denkmalschützerischen, zeitlichen und finanzpolitischen Gründen keine realistische Alternative. Vorausgesetzt der Rat würde sich noch in 2009 für einen Neubau an anderer Stelle entscheiden, hätte dies allein eine Zeitverzögerung von mindestens zwei Jahren zur Folge, was wiederum zu erhöhten Kosten, u. a. auch durch längere Nutzung von provisorischen Spielstätten, führen würde."

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung