Der zweite Aktionsabend gegen Homophobie im deutschen Fußball im RheinEnergie-Stadion Köln erhielt durch den Trainer des 1. FC Köln, Christoph Daum, eine Steilvorlage. Daum rückte in einem
Fernseh-Interview Homosexuelle in die Nähe von Pädophilen: "Da wird es sehr deutlich, wie sehr wir dort aufgefordert sind, gegen jegliche Bestrebungen, die da gleichgeschlechtlich ausgeprägt ist, vorzugehen", sagte er. "Gerade den uns anvertrauten Jugendlichen müssen wir mit einem
so großen Verantwortungsbewusstsein entgegen treten, dass gerade die, die sich um diese Kinder kümmern, dass wir denen einen besonderen Schutz zukommen lassen." (DSF-Dokumentation "Das große Tabu – Homosexualität und Fußball", Erstausstrahlung am Mittwoch, dem 28. Mai, 18.45 Uhr).

Christoph Daum belegt damit stellvertretend, wie wichtig und notwendig der Kampf gegen Homophobie und Vorurteile ist. Prominentester Unterstützer der Arbeit der European Gay and Lesbian Sport Federation (EGLSF) ist der Präsident des Deutschen Fußball Bundes (DFB), Dr. Theo
Zwanziger, dem die Bemühungen gegen alle Formen der Diskriminierung ein persönliches Anliegen sind. "Wir sind alle unterschiedlich", sagte er. "Unterschiede dürfen jedoch nicht zu einer unterschiedlichen Bewertung und Diskriminierung führen. Die Würde des Menschen ist unantastbar,
unabhängig von allen Unterschieden."

Einig war sich das Podium – neben Dr. Theo Zwanziger besetzt mit dem Ex-Profi Yves Eigenrauch, dem Fanbeauftragten des 1. FC Köln, Rainer Mendel, der Sozialwissenschaftlerin Dr. Tatjana Eggeling, dem Sprecher der Queer Football Fanclubs, Christian Deker, und der Mit-Organisatorin
der Gay Games Köln 2010 Dagmar Ziege – darüber, dass die wichtigste Aufgabe darin besteht, Menschen für das Thema Homophobie zu sensibilisieren. "Gerade der Sport hat das große Potential, viele Menschen und Bevölkerungsschichten zu erreichen. Das sollte der Fußball unbedingt nutzen", sagte Dagmar Ziege.

Yves Eigenrauch unterstützt diesen Optimismus: "Es ist ein guter Weg eingeschlagen, aber er ist noch lang", sagte er. Ein erster Schritt auf dem langen Weg ist getan: 68 Organisationen, darunter 25 Profi-Vereine und DFB-Landesverbände, haben die Erklärung gegen Diskriminierung
mittlerweile unterzeichnet. Namhafte Organisationen wie DFB, DFL, UEFA, FARE, Am Ball Bleiben sowie das Bündnis für Demokratie und Toleranz standen dem Orgateam des Aktionsabends Tanja Walther (EGLSF) und Andreas Stiene (u.a. Gründer des FC-Fanclubs: Andersrum Rut-Wiess) unterstützend zur Seite.

Eine Atmosphäre im Fußball zu schaffen, in der sich Lesben und Schwule auf und um den Platz wohlfühlen, trägt auch dazu bei, dass sich andere Minderheiten im Fußballkosmos wohlfühlen können. "Fußball muss sich gegen jede Art der Diskriminierung stellen. Das ist eine große
Verpflichtung", sagte Dr. Theo Zwanziger. "Wenn uns das im Fußball gelingt, tun wir etwas Gutes für die Gesellschaft." Christian Deker von den schwul-lesbischen Fanclubs sagte: "Lesben und Schwule leisten bereits Basisarbeit in der Fankultur durch das sichtbare Auftreten als
schwul-lesbische Fanclubs. Diese Arbeit muss noch mehr unterstützt werden." Dr. Theo Zwanziger schätzt die bereits geleistete Arbeit der EGLSF und der lesbisch-schwulen Fanclubs und sagte: "Wir müssen die Bildungsarbeit voranbringen und wir brauchen junge Leute in den Verbänden, um etwas zu verändern und zu bewegen."

Auch der 1. FC Köln distanzierte sich umgehend von diesen Äusserungen von Christoph Daum. Der 1. FC Köln hat die Gründung des FC-Fanclubs "Andersrum Rut-Wiess" (über 140 Mitglieder seit Nov. 2007) durch den FC-Stadionsprecher Michael Trippel sogar mit angeregt und die komplette
Organisation und Durchführung des 2. Aktionsabends vorbildlich u.a. in Person von FC-Geschäftsführer Claus Horstmann und dem FC-Fanbeauftragten Rainer Mendel unterstützt und damit seine gelebte Weltoffenheit und Toleranz auf ganz selbstverständliche Weise zum Ausdruck gebracht. Auch die "Erklärung gegen Diskriminierung" wurde vom 1. FC Köln unterschrieben und soll zukünftig mit Leben gefüllt werden!

Die Erklärung gegen Diskriminierung haben am 23. Mai neu unterschrieben:

1. FC Köln
Andersrum Rut-Wiess
Bayer04-Junxx
Borussia Dortmund
Bund Lesbischer uns Schwuler JournalistInnen
Fanbeirat Bayer 04 Leverkusen
FFC Brauweiler Puhlheim
Fraktion Bündnis 90/Die GRÜNEN im Rat der Stadt Köln
Fußball- und Leichtathletik Verband Westfalen e.V.
Fußballkreis Köln
Fußballverband Rheinland
Institut für Soziologie der Uni Freiburg
LAG Lesben in NRW
Racaille Verte Bremen (Ultragruppe Werder Bremen)
SC Bad Neuenahr
Schwul-lesbischer FCK-Fanclub Queer Devils
TUS Köln rrh. 1874 e.V.

Die Erklärung mit allen bisherigen Unterzeichnern gibt es im Internet unter:

http://queerfootballfanclubs.com/qff/content/view/17/34

[nh; Quelle: queerfootballfanclubs]