Herr Kahlen, der Einzelhandelsverband, die Handwerkskammer und auch City Marketing haben die Umweltzone massiv kritisiert. Wie sehen sie deren Vorwürfe?
Kahlen: Ich halte konstruktive Kritik immer für richtig, wenn sie auf Verbesserungen aus ist. Ich glaube aber, dass die Rolle Kölns als erste Umweltzone zu kritisch eingeschätzt wird. Wir stellen aber fest, dass die Menschen zunehmend Wert auf saubere Luft in den Innenstädten legen. Eine ADAC-Studie hat zum Beispiel herausgefunden, dass 70 Prozent der Autokäufer darauf achten, welche Schadstoffe die PKWs produzieren.

Sie befürchten also keinen Rückgang der Besucher- oder Kundenzahlen?
Ich denke, wir haben als Wirtschaftsstandort auch in der Umlandsituation genügend attraktive Angebote. 2007 war auch die Schildergasse die meistfrequentierte Fußgängerzone in Deutschland. Ich glaube nicht, dass nur wegen der Umweltzone weniger Menschen in die Stadt kommen.

Nehmen Sie denn einige Vorschläge der Kritiker auf?
Ja, voraussichtlich ab Mitte März können die Bürger bei Politessen Plaketten kaufen, wie es ja City Marketing gefordert hatte. Ich versuche auch durchzusetzen, dass das Bußgeld von 40 Euro oder der eine Punkt in Flensburg nur für diejenigen gilt, die unerlaubt mit einem „Stinker*“ in die Zone reinfahren. Ich habe einem Kunsthaus auch die Einrichtung einer Internetseite angeboten. Darüber kann der Eigentümer nun Plaketten für seinen ausländischen Kunden bestellen. Wir haben aber auch andere Instrumente: Zum Beispiel arbeiten wir an der Änderung der Ampelschaltung und wir haben wir ja auch ein ehrgeiziges U-Bahn-Projekt, das die Menschen dazu bringen soll, umzusteigen.

Es wurde der Stadt ja auch vorgeworfen, die Einführung der Plaketten schlecht kommuniziert zu haben…
Ich habe beobachtet, dass immer mehr Autos Plaketten führen. Rund 400.000 Plaketten wurden bereits gekauft, so schlecht waren wir also nicht. Aber wir sind eine lernende Organisation und für Kritik offen. 100.000 Euro haben wir bereits in die Kommunikation ausgegeben, aber wir müssen ganz klar noch was tun. Mitte des Monats werde ich dazu eine Pressekonferenz geben, um den Bekanntheitsgrad zu steigern.

* Mit „Stinker“ meint Stadtdirektor Kahlen die Fahrzeuge die gar keine Plakette mehr bekommen dürfen.

Das Gespräch führte Nadin Hüdaverdi für report-k.de/ Kölns Internetzeitung