Verleihung im Veedel
Im stilvollen Rahmen fand gestern Abend die Verleihung des Goldenen Römers statt. In Junkersdorf ist das Gehöft Kastanienhof sehr aufwendig und schön restauriert worden und bot sich für die Römergarde an, da man nach einer Alternative für die Flora suchte, die ja umgebaut werden wird. Eigentlich sollte Bernhard Paul, Circusdirektor Circus Roncalli, Preisträger aus dem Vorjahr die Laudatio halten, denn das ist Tradition. Der war aber verhindert, da sein Freund der frühere Wiener Oberbürgermeister (1984 bis 1994) im Alter von 81 Jahren verstorben war und gestern beigesetzt wurde. So hielt Ludwig Sebus die Laudatio.

Mit bewegenden Worten brachte Ludwig Sebus die Größe von Marita Köllner auf den Punkt: „Marita, Du hast etwas, was man nicht lernen kann. Du hast das Gespür für Glaubwürdigkeit und Lieder mit Tiefgang geschrieben und stehst seit 40 Jahren auf der Bühne.“ Sebus brachte charmant die Highlights der Karriere von Marita Köllner vor, die Nationalhymne aller Kölnerinnen „Mir sin kölsche Mädcher…“ stammt aus ihrer Feder, genauso wie Textzeilen „Alte Liebe hat Flügel im Bauch…“.

Geboren ist Marita Köllner im Vringsveedel und stand schon mit 10 Jahren auf einer Karnevalsbühne. Zunächst machte sie sich einen Namen als Büttenrednerin „Et Fussich Julche“. Nach 20 Jahren dann der Bruch. 1988 dann der Bruch und Wechsel, eigentlich als Gag gedacht sang sie „Denn mir sin kölsche Mädcher, han Spetzebötzjer an …“ und fortan rangierte sie in der ersten Riege der kölschen Sängerinnen. Eine beispiellose Karriere folgt, Moderatorin des Rosenmontagszuges beim WDR, die Närrische Hitparade, die Moderationen von der Sessionseröffnung am Altermarkt/ Heumarkt und tausende Auftritte auf karnevalistischen Bühnen bis hin zur Kölnarena. Aber nicht nur dort, auch auf Straßenfesten, Volksfesten, Tunesien, Mallorca oder auf der Hütte in Hintertux, dort wo Marita Köllner den Saal und die Bühne betritt herrscht in kürzester Zeit eine Traumstimmung. Und da es auf der Bühne ja auch zu langweilig ist, erobert sie Tische und Stühle mitten im Saal um da zu sein wo sie am liebsten ist, bei den Menschen die feiern und sie zu Recht anhimmeln.

Ludwig Sebus, Dr. Julius Utermann, Vorsitzender der RömerGarde und Hartmut Heese, der Senatspräsident der RömerGarde überreichten den handgearbeiteten und bronzenen Pokal an Marita Köllner, der eine Replik eines römischen Glases darstellt. Zugegen auch Horst Massau für den Männergesangsverein, der 1992 den goldenen Römer erhielt. Der Goldene Römer wurde zum 31. Mal verliehen. Die Liste der Träger des Goldenen Römer liest sich wie das Who is Who des Kölner Karnevals und der jüngeren Stadtgeschichte: Dr. h.c. Theo Burauen, Ralf-Bernd Assenmacher, Günter Eilemann, Ferdi Leisten, Willy Millowitsch, Norbert Burger, Dr. Gerhard Jussenhoven, Süper Duett, Bläck Fööss oder Reinhold Louis. Mit dem Goldenen Römer werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich um das Kölsche Brauchtum verdient gemacht haben.

Der Text der Urkunde an Marita Köllner:

Die RömerGarde CCAA verleiht den goldenen Römer 2008 an
Marita Köllner, Et Fussich Julche
Sie lebt ihren Namen mit Gefühl und Herz
Die erschuf die inoffizielle Nationalhymne Kölns:
„Denn mir sin kölsche Mädcher“
Sie ist Botschafterin unserer Heimatstadt im In- und Ausland
Sie ist eine Überzeugungstäterin in Sachen Stimmung – Fussich ist schön
Sie dieses Motto in Verbundenheit mit ihren Jecken auslebt

Colonia Claudia Ara Agrippinensis, VIII. Novembris MMVIII

Neben der Ehrung gab es natürlich auch ein Programm und Marita Köllner ließ es sich nicht nehmen sehr zur Freude der Anwesenden Stücke aus Ihrem Repertoire vorzutragen. Daneben trat die Rheingarde Wesseling, Fuhrmann und Kulik auf. Es spielte die Gruppe Teamwork. Der Kastanienhof und die Cateringfirma Aufgetischt verwöhnte die Gäste mit einem 5-Gänge Menu. Herbstliche Salatvariationen mit Sprossen, Nüssen und in Honig marinierten Hähnchenbruststreifen, Tranche vom Lachs im Blätterteigmantel gefüllt mit Blattspinat auf einer leichten Proseccosahne und Kalbsrückenbraten, gefüllt mit trockenen Tomaten und Pesto verwöhnten die Gaumen der RömerGardisten und ihrer Frauen.

Kein Römerball 2009 – Stadt in der Pflicht Vereine zu unterstützen
Eine Hiobsbotschaft aus dem Kölner Westen. 2009 wird es keinen Römerball geben. Der Ball am Karnevalssamstag war fester Bestandteil des Karnevalskalenders im Kölner Westen. Hintergrund ist nicht mangelnder Erfolg, sondern die Nachbarn des RheinCenters und die Stadt Köln. Das RheinCenter Weiden wurde aufwendig umgebaut und neu gestaltet. Diese Maßnahmen störten wohl einige der Anwohner, die daraufhin in alten Unterlagen kramten und eine Verfügung der Stadt Köln fanden die die Öffnungszeiten des RheinCenters Weiden regelt. Von 7-21 Uhr werktäglich. Damit können Herrenfrühschoppen und der Römerball nicht mehr im RheinCenter Weiden stattfinden und das obwohl beide Veranstaltungen außerhalb des RheinCenters gar nicht zu hören, bzw. zu spüren waren. Den Herrenfrühschoppen hat man jetzt in ein Zelt verlegen können und der kann auch planmäßig stattfinden. Für den Römerball konnte man so kurzfristig keine Ersatzlocation finden, so dass dieser 2009 ausfallen muss. Traurig, wie hier Stadt und Anwohner traditionellen Karnevalsveranstaltungen den Garaus machen und das obwohl es durch diese Veranstaltungen zu keinen Beeinträchtigungen der Anwohner kam. Gerade die Vereine in den Veedeln, wie die RömerGarde Weiden sind das Salz in der Suppe Karneval. Die Stadt Köln hat hier die Verpflichtung diese zu Vereine zu hegen und zu pflegen, denn gerade hier wird nicht nur gefeiert, sondern auch viel ehrenamtliche Arbeit für den sozialen Zusammenhalt der Stadtgesellschaft geleistet.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung