Auf diesen Moment warteten am Dienstag Abend alle Jecken im Kwartier Lätäng gespannt, während sich die Nubbel aus den Veedelskneipen Piranha, der Kölschbar, der Flotte, Mannis Rästorang, dem Schmelztiegel, der Tankstelle, der Furchtbar, dem Zwoeins, dem Ding, dem Stiefel, der Roonburg und dem Engelbät ihren Weg durch die Menschenmassen auf der Roonstraße zu der vom Hellers Brauhaus veranstalteten Nubbelverbrennung bahnten. Im Gegensatz zum Rosenmontagszug trug die Gemeinde Trauer. Unter lautem Heulen und Klagen wurden die schuldigen Strohpuppen zum Schafott getragen, wo schon der Henker auf Sie wartete, um sie der gerechten Strafe zu zu führen.


Der Zeremonienmeister mit Kasalla auf der Bühne an dern Roonstr

Wie schad, dat dat all ald am Eng is …
Als der Zeremonienmeister das Podest betrat, wurde es schlagartig still in der Menge. Tausende von Jecken hingen an den Lippen des weiß geschminkten Priesters. Gemeinsam wurde das Nubbelgebet gesprochen. Nach jeder Sünde schallte es aus den Kehlen der Jecken "Dat wor der Nubbel!" Gänsehaut-Atmosphäre im Kwartier Latäng. Es gibt keine Ausreden mehr, alles ist der Nubbel Schuld, so wie …

… das der Winter dieses Jahr so erbarmungslos zugeschlagen hat
… das wir dieses Jahr so ein tolles Dreigestirn haben und das allen kölschen Jecken viel Freude gemacht hat
… das unser Ex-Bundespräsident Wulff nix getan hat, dafür aber 200.000 Euro Ehrensold kassiert
… das der 1.FC Köln, Prinz Poldi und Trainer Solbakken momentan die Krise haben
… das sich der Grieche trotz EU-Rettungsschirm kaputt sparen soll
… das sie endlich den Bürgermeister von Duisburg wegen der Loveparade abgewählt haben
… das der Kapitän der Costa Concordia mit seinem Kreuzfahrtschiff einen Landausflug machen wollte
… das die glücklich Käthe Prinz William geheiratet hat, aber Pippas Popo den beiden die Schau gestohlen hat
… das die Stadt den Remmidemmi auf dem Brüsseler Platz Nachts nicht stoppen kann
… das das Leben von den Studenten immer härter wird, weil jetzt Anwesenheitspflicht für Bachelor und Master besteht
… das die Rosa den Max immer mit dem Moritz verwechselt hat
… das in unserer Geldbörse kein Cent mehr drin ist
… das wir morgen alle wieder Fisch essen müssen
… das wir uns schon wieder wie Jeck auf den nächsten Karneval freuen

Kasalla für ein letztes Mal Karnevals-Stimmung
Dann war es endlich soweit. Der Bösewicht wurde seiner Bestimmung zugeführt und angezündet – Zeit doch noch einmal zu feiern. Die Jungs von Kasalla enterten die Bühne und sangen ihren Saisonhit "Pirate" und rissen damit noch einmal das ganze Kwartier Latäng in den Bann der vergangenen Tage. Tausende Jecken brüllten dem Nubbel ein spöttisches und dennoch vergnügtes "Hey, Hey, Ho!" entgegen. Ein wenig ruhiger wurde es bei "Mer losse der Dom in Kölle" und geradezu rührselig beim traditionell letzten Lied der Session: dem Fööss-Klassiker "En unserem Veedel". Alle hakten sich ein, ein letztes Mal schunkeln und dem Nachbarn verträumt anschauen. Bei manch einem Jeck war ein feuchtes Glitzern in den Augen zu erkennen. Dann war die Session 2012 beendet, auch wenn es einige noch einmal in die Kneipen zog. So langsam stellte sich dann doch die Katerstimmung ein und auf dem Weg nach Hause, mit einem Blick auf die langsam verglühenden Nubbel ging den meisten Jecken ein Satz durch den Kopf: Wie schad dat doch es, dat dat all ald am Eng is …

[sp]