Zurück im deutschen Fußball-Himmel, internationales Flair durch einen portugiesischen EM-Teilnehmer, über 40.000 Mitglieder und ein neuer Geißbock: Beim 1. FC Köln kennt die Euphorie seit dem Aufstieg in die Bundesliga keine Grenzen mehr. Schon das erste Pflichtspiel bringt die Karnevalshochburg am Rhein in Wallung. Gegner ist aber nicht etwa Real Madrid oder Juventus Turin, am heutigen Donnerstag (20.30 Uhr, live bei Premiere) muss der erste Bundesliga-Meister vielmehr die erste Hürde im DFB-Pokal nehmen – beim fünftklassigen Oberliga-Aufsteiger SV Niederauerbach.

Daum: "DFB-Pokal ist unsere Champions League"
FC-Trainer Christoph Daum, der seit seinem Amtsantritt im November 2006 trotz anfänglicher Transferflops und sportlicher Rückschläge mit dem Traditionsklub die Kurve bekommen hat, weiß aber, wie wichtig der Erfolg bei diesem scheinbaren Selbstgänger ist. Deswegen haute "Cassius" Daum auch voll auf die Pauke. "Der DFB-Pokal ist unser Europacup, unsere Champions League. In keinem anderen Wettbewerb kannst du so schnell viel erreichen", sagte der Motivationskünstler der Bild-Zeitung. Wer so spricht, überlässt selbstverständlich nichts dem Zufall. Zusammen mit seinem Co-Trainer Roland Koch hat Daum den Gegner aus Zweibrücken in Rheinland-Pfalz vor Ort beobachtet und studierte dann das Video zusammen mit seinen Spielern. 9000 Zuschauer werden erwartet, einen Tag vor dem Spiel informierte Niederauerbach auf der Klub-Internetseite, dass Eintrittskarten zum "Pokalhit noch in ausreichender Menge" an den Kassen zu erhalten sind. Das Stadion Husterhöhe erlebte bereits eine Pokalsensation, 2006 schaltete der benachbarte FK Pirmasens Werder Bremen im Elfmeterschießen aus. Man ist beim FC also gewarnt – aber nicht nur deswegen, sondern weil man schon 2007 in der 1. Runde trotz 2: 0-Führung bei Werder Bremen II scheiterte.

Euphorie bei den "Geißböcken dank PetitDie Aufbruchstimmung beim dreimaligen deutschen Meister und viermaligen DFB-Pokalsieger soll nicht ausgerechnet durch eine Erstrundenpleite bei einem David zerstört werden. Schließlich hat es Daum zusammen mit den weiteren Verantwortlichen geschafft, in dem defensiven Mittelfeldspieler Petit einen portugiesischen EM-Teilnehmer in die Domstadt zu locken. FC-Präsident Wolfgang Overath gibt dies die Hoffnung, dass sein Klub in "zwei, drei Jahren viel mehr andere gute Spieler" bekommen kann. "Dieser Klub ist etwas Besonderes. Das jüngste Beispiel ist Podolski. Einer der weltbesten oder in Europa besten Fußballer möchte von dem besten Verein in Deutschland weg, zum 1. FC Köln. Und ich bin sicher, dass wir eine Chance haben werden, ihn irgendwann zurückzuholen", sagte der Weltmeister von 1974, dem am Sonntag am Rande der Saisoneröffnung das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen wurde. Der 64-Jährige setzt sich seit vielen Jahren für Obdachlose ein und hat den "Overath-Fonds" für Menschen in Not gegründet. Der 1. FC Köln ist in der Tat etwas Besonderes, nicht umsonst bewegt sich nach dem Stadionneubau der Zuschauerschnitt stets über 40.000 – auch in der 2. Bundesliga. Kölsches Liedgut, Skurrilitäten, die Tradition, Erfolge, Spieler wie Overath, 54er-Weltmeister Hans Schäfer oder Bernd Schuster, Trainer wie Hennes Weisweiler oder Präsidenten wie Franz Kremer tun ihr übriges. Ach ja, nicht zu vergessen das Maskottchen. Bei der Saisoneröffnung wurde der neue Geißbock vorgestellt, Hennes der VIII. tritt seinen Dienst offiziell beim 1. Heimspiel am 24. August gegen Eintracht Frankfurt an.

[jb; Quelle: sid]