Köln | So bringt man Street Art in eine Galerie: Bei 30works sind derzeit Street Art Künstler ausgestellt. Passend zum City Leaks Festival, dass derzeit in Köln läuft. „Dissident“ heißt eine Arbeit von Alias. Eine gesprühte Figur auf verrostetem Metall, eine coole Arbeit, die Outdoor und Indoor durch Materialität verbindet und gleichzeitig im realistischen Stil der Kunst von Sprayern stark expressionistisch wirkt. Auch eine beeindruckende Arbeit zu den Kölner Kranhäusern von Bananensprayer Thomas Baumgärtel ist zu sehen. Oberbürgermeisterkandidat Jochen Ott war zu Gast und versprach, sich für City Leaks in Chorweiler stark zu machen.

Es ist eine faszinierende Vorstellung, dass die riesigen Leerflächen der Fassaden in Chorweiler einmal Leinwand für Kunst sein könnten. Und ist dies nicht ein spannender Traum, dass Kunst befreit aus dem Museum und seiner bürgerlichen Aura, für alle Menschen zugänglich und erlebbar ist. Jochen Ott macht sich dafür stark, dass Street Art nicht nur in den als Kreativ-Veedeln geltenden Stadtteilen Ehrenfeld und Nippes zu sehen ist, sondern auch in einem wie er es nennt „belasteten Stadtteil“. Ott lobt das City Leaks Festival, dass die Stadt weltweit bekannt gemacht habe, da die Streetartszene global gut vernetzt sei.

Es gelte Räume für Kreative zu bewahren und nicht den gleichen Fehler wie im Rheinauhafen zu begehen und alles glatt zu bügeln. Dies, so Ott, gelte auch für die neu zu entwickelnden Quartiere am Hafen Mülheim und in Deutz. Bürgermeisterin Elfi Scho Antwerpes warf ein, dass man auch das verlassene Hertie-Kaufhaus in Porz City, so lange dies nicht genutzt wird, für Street Art Künstler hätte freigeben können. Köln müsse aufpassen nicht zu spießig zu werden, fordert Ott vor dem Galeriepublikum, sondern Freiräume für Kreative schaffen.

Daher macht er sich für die Idee eines Nachtbürgermeisters, wie Amsterdam dies vormache, stark. Der solle moderieren und nicht wie das Ordnungsamt in rechtliche Abläufe gezwungen sein. Und zwar lange bevor die Situation eskaliere, wie dies am Brüsseler Platz passiert sei. Also jemanden der zwischen urbanem Lebensgefühl, Kunst und Kreativität, aber auch Rechtslagen und Interessen von Anwohnern vermitteln kann.

Gérard Margaritis sammelte für den Kölner Appell gegen Rassismus und dessen Flüchtlingsarbeit. Acht Arbeiten wurden verlost. Allerdings musste man zuvor mindestens fünf Euro gespendet haben. Es gab niemanden, der nicht spendete und an der Verlosung teilnahm. Die Street Artisten, die derzeit in der 30works Galerie ausstellen, arbeiten normalerweise nur auf der Straße, aber auch Sprühdosen wollen bezahlt sein und daher dienen die Verkäufe der Künstler auch deren Finanzierung.

Thomas Baumgärtel zeigt eine spannende Arbeit. Auf den ersten Blick sind es die Kranhäuser. Auf den zweiten Blick erkennt man, dass Baumgärtel eine dicht geklebte Plakatwand abeglöst hat und diese als Bildträger genutzt hatte. So kommt die Straße auf die weiße Wand der Galerie. Eine tolle und spannende Arbeit die vor allem durch ihre Nah und Fernwirkung zwischen totaler Abstraktion und erkennbar abstrahiertem Realismus changiert. Von Baumgärtel hängt aber auch ein Klassiker „Dom mit Banane“. xxxhibition zeigt „Dark Disney – Bad Religion“ und Various + Gould Face Time 03 bis 0,8 eine sehr grafische Arbeit, die mit gerasterten Flächen und farbigen Flächen unterschiedliche Kopfporträts zeigt. Eine spannende Ausstellung die die hohe Qualität der Street Art auf den nahen Blick sichtbar macht, der sonst oft so nicht möglich ist.

Neben Elfi Scho-Antwerpes und Jochen Ott war auch Bürgermeisterkandidat Marcel Hövelmann auf der Ausstellungseröffnung, wie ein Leser auf Facebook berichtet.

30works
Antwerpener Str. 42
50672 Köln
0221 5700250
Link zur Website der Galerie 30works >

Autor: Andi Goral
Foto: Gérard Margaritis und Jochen Ott vor der Arbeit „Dissident“ von Alias