"Veedelszoch"
Dietmar Kobboldt, der Vorstand der Kölner Theaterkonferenz beschreibt in seinem Vorwort die Intention der siebten Kölner Theaternacht: "Die Vielfalt der Kölner Theaterlandschaft ist etwas bundesweit Einzigartiges – nicht nur in der Vielfältigkeit des Angebotes, sondern auch in der ästhetischen Bandbreite, dem Reichtum an Phantasie und Kreativität. Überall in unserer Stadt finden Sie Theater, kleine und größere für kleinere und größere Menschen. Ganz bewusst haben wir deshalb die siebte Kölner Theaternacht unter das Motto »Veedelszoch« gestellt. Wir wollen Ihnen damit zeigen, dass Theater nicht nur im Stadtzentrum zu finden ist, sondern das nahezu jedes Stadtviertel seine »eigenen« Theater hat."

In sechs Bustouren, darunter der Partybus, konnte man Stadtteile wie Mülheim, Altstadt Nord, Ehrenfeld, Südstadt und Kwartier Lateng erfahren und erleben. So startete die Ehrenfelder Tour am Friesenplatz und stoppte am Biomöbelhaus Genske, dem Artheater, dem Arkadas Theater, dem Büze, dem Theaterhaus und dem Kölner Künstlertheater.

Im Bürgerzentrum Ehrenfeld, das den Schwerpunkt in dieser Theaternacht auf Kabarett legte, gab es natürlich Ausschnitte aus Fatal Banal zu sehen, der Kultveranstaltung im Büze Ehrenfeld zu Karneval. Besonders gut kam von Anfang an "Volk- und Knecht GBR – Eine Personengesellschaft zum Verlieben" an. Wir konnten zwei Frauen erleben, die alleine schon urkomisch sich permanent "siezten" und dabei ihren nahenden Theaterauftritt besprachen. Wer ist wann, wie besser, wer kann wo und was besser vortragen, aber nicht nur allein dies, beide Damen waren wohlgekleidet in großer Abendgarderobe mit Lockenwicklern und Puschen erschienen. Von einer Roy Black Persiflage über Briefe an eine ostdeutsche Versicherung um den Selbstbeweis mittels Spagat, das man es auch als alternde Theaterdiva noch was drauf hatte, ging es rasant durch das Brainstorming der beiden Damen. Parodien über Rapper Sido, auf Frank Sinatras New York, New York und Top of the Büze rundeten einen wohlgelungenen Auftritt ab.

Escht Kabarett!, verschiedene Spitzenkünstler im Zehn-Minuten-Takt. Stefan Denzer intonierte am Piano witzige Texte über die Wiedervereinigung, Homosexualität und Rundfunkgebührensender ZDF und Privatsender RTL. Dabei wird Stefan Denzer die Entscheidung nicht leicht gemacht, wenn er sagt: "Ich muss entscheiden ob ich verhungern oder verblöden will." Exakt 10 Minuten später betrat Renate Coch die Bühne und die  "CochTe vor Liebe" und entführte das Publikum in die skurrile Welt von "Parship" einer Online-Dating-Plattform. Für Renate Coch gibt es weltweit 2 Millionen Treffer und in Köln 2678 Männer die zu ihrem Profil passen und dann offenbarte sie mit wievielen sie davon E-Mail-Verkehr hatte, mit wievielen sie sich regelmässig trifft, telefoniert, blind datet und den einen mit dem sie das Bett teilte. Die Besucherinnen in der Büze weinten vor Freude und des optimalen Programms von Renate Coch.

Die Theaternacht ist zum vierten Mal im Bürgerzentrum Ehrenfeld zu Gast, verriet Christian Bechmann, der Initiator von Escht Kabarett! Dafür hat Heinrich Pachl die Schirmherrschaft übernommen. Das Motto von Escht Kabarett! ist "Verschiedene Kleinkünstler im 15 Minutentakt". Die Veranstaltung findet einmal im Monat in der Büze Ehrenfeld statt und hat natürlich eine eigene Homepage auf der sich alle Termine finden lassen: www.eschtkabarett.de. Der nächste Termin ist am 2.November 2007. Das Programm zur Theaternacht wählt jeder Veranstalter selbst aus und muss es bis Juni an den Veranstalter der Theaternacht senden.

Bis Mitternacht gabs noch viele andere Hilights im Bürgerzentrum Ehrenfeld, das ChaosKomplott, Improtheater mit den "scharfen Hüpfern" Lars und Alex, "Pee Wee und Peter Rodemeyer" mit einem Ausschnitt aus ihren Programmen, dem Oscar für das beste Foltervideo und fundamentalistischer Büttenrede, Risikogruppe Blankenberg ,Frauenkabarett der unfeinen Art und den Kabarettclub Schimpf zum Krauts Day. Ein gelungener Theaterabend an der Venloerstrasse.

Suzanne Wood für report-k.de / Kölns Internetzeitung