Spannende Einblicke gewähren die Tage der Offenen Ateliers. Der Künstler Bous rührt neue Farbe an.


Dazu muss man sich allerdings auch manchmal ein wenig bemerkbar machen, denn der ein oder andere liest auch dann weiter, wenn Besucher das Atelier betreten, aber so ist sie halt die Kölner Boheme.


Der begabte abstrakte Relief-Skulpteur und Farbmaler Bous in seinem Atelier


Schön ist am Kunstwerk, das man von einer Tür zur anderen in eine andere Kunstwelt geschickt wird. Da ist Bous, abstrakt mehrdimensional, seit Jahren an und in seiner Arbeit, das sieht man schon wenn man ins Atelier kommt. Ernsthafte Hängung, trotz Platznot gut gelungen, an die hundert verschiedenen Farben in kleinen Gläsern auf dem Malerwagen. Hier beschäftigt sich ein ernsthafter Abstrakter mit Form und Farbe.


Bous


Bous ist seit zwei Jahren im Kunstwerk. Er schätzt hier den Austausch, und vor allen Dingen, das man hier im Gegensatz zu einem Atelier, das man alleine auf der grünen Wiese betreibt, viel gesehen wird. Alleine auf der langen Nacht der Museen, sind Kunstinteressierte nur so hereingeströmt. Heute hielt sich der Andrang in Grenzen, vielleicht auch, weil die lange Nacht gerade mal 3 Wochen zurückliegt. Schlechtes Timing, Überangebot.


Zurück zum Maler und Reliefbildner Bous. Bous hat in Köln Malerei studiert. Seine sehr ästhetischen, zumeist in gebrochenen Farbtönen, bemalten Holzreliefs, sind nicht glatt, technisch perfekt geformt. Das müssen Sie auch nicht. Ganz im Gegenteil hier liegt der Reiz, Bous schafft seine Reliefmalerei aus der Form. Er beginnt mit der glatten Fläche, schichtet, erweitert den Raum. Nicht zwangsläufig muss die Form auch bemalt werden. Dann kommt die Farbe, sie ist das eigentliche Abstraktum. Sie schafft die Distanz zwischen der teilweise sichtbar gemachten „Handarbeit“ und der geistigen gebrochenen Farbe. So wie Bous Skizzen an der Wand hängen so ist der dreidimensionale Formkörper auch wie mit dem Pinsel gemalt, nur aus festem Material.


Genau an diesem Schnittpunkt zwischen Form und Farbe erreicht Bous mit seiner Arbeit allerhöchste Spannungsbögen, zieht er den Betrachter in Bann und erweitert dessen Dimension mit. Bous hat einen hohen Reifegrad an visueller Aussprache erreicht und dabei nicht die Leichtigkeit des Prozesses des Machens verloren.


Jung-Suk Ryu beschäftigt sich mit Veränderung und Struktur


Ein paar Türen weiter trifft man auf das Atelier von Jung-Suk Ryu und Marc Duveneck. Und ist in einer ganz anderen Parallel-Kunstwelt. Seit 13 Jahren malt Marc Jung-Suk. Die beiden sind Studienkollegen aus Ihrer Zeit an der Akademie Braunschweig. Die Porträts von Jung-Suk werden zuerst inszeniert, mit dem Fotoapparat. Dann bearbeitet Marc die Bilder im Computer, stellt die Fotos neu zusammen. Vor dem Malen zerlegt er förmlich die Bildinformationen in 0/1. Aber er sieht sich Jung-Suk noch häufig live an. Ob er auch jede Sommersprosse getroffen hat. Mit seiner Art der Malerei stellt sich Marc in die Reihe der realistischen Porträtmaler, nur die Sujets haben sich gewandelt, Jung Suk im blauen Trainingsanzug statt der König mit Halskrause. Damit liegt Marc im Trend. Nach den großen Fotos eines Gursky, liegt realistische Malerei seit ca. 2 Jahren im Trend.


Marc und Jung-Suk erklären sich das mit der konservativeren Grundhaltung in den Gesellschaften, der Globalisierung. Auch Jung-Suk Ryu, die aus Korea stammende, Malerin ist gegenständlich. Meistens drei Jahre arbeitet sie an einem Thema. Zur Zeit ist es die „Verwandlung“, daher das Chamäleon als Tiersymbol, das aber synonym für den Menschen steht.


Jung-Suk Kim ist als Asiatin nach Europa gekommen, weil sie vor Ort die europäische Malerei und Lebensart studieren wollte. Jetzt sagt sie hat sie sich selbst verändert, daher das Chamäleon, aber auch aus Ihrer Liebe zu Kafka. In Ihren Bildern greift Sie das Thema auf, die Muster definieren hier, anders als bei Bous, auf der zweidimensional gebliebenen Leinwand imaginäre Räume, Umfelder. Das Chamäleon paßt sich an, aber auch umgekehrt paßt sich das Umfeld dem Chamäleon. Jung-Suk sucht Ihre Wurzeln, als Asiatin hier in Köln. Im Februar hat sie eine Ausstellung in Aachen in der Galerie Stricker. Der genaue Termin steht aber noch nicht fest.



Die farbigen Arbeiten von Ostholz markieren den Weg zu seiner Atelier Bar für Freunde


Ganz am Ende des Flurs, kommt man zur Neon Pop Art von Ostholz. Seine aktuellen Arbeiten tituliert er mit dem Begriff „Battleground“, was auch für seinen seelischen Zustand im letzten Jahr steht. Ostholz ist Autodidakt und legt eine ungeheure Spielfreude mit starkfarbigen Bildern und Formen an den Tag.



Ostholz vor seiner neuesten Arbeit, seine Atelierwand




Neon Pop Art von Ostholz, dessen Arbeiten den illustrativen Stil von Malern wie Lichtenstein, Wharhol und Oldenburg aufnehmen


Dabei bleibt er kostengünstig. Da gibt es die Sonnebrille in pinker Farbe, signiert natürlich für 7,00 Euro. Sein Hauptwerk derzeit ist allerdings eine Wand die er zum US-Wahlkampf begonnen hat in seinem Atelier zu bemalen und mit Objekten zu versehen. Die Arbeit wächst, eventuell auch über das Atelierfenster hinaus. Zu Anläßen wie den offenen Ateliers verwandelt er sein Atelier in eine Bar für Freunde.


Es lohnt sich auf alle Fälle, wenn Sie heute am 28.11.2004 noch nichts anderes vorhaben einen Abstecher in die Ateliers rechtsrheinisch zu unternehmen und das ein oder andere Talent zu entdecken.


Künstler können Sie heute im Kunstwerk noch von 14-20 Uhr. Kunstwerk, Deutz-Mülheimerstr. 127-129