Köln | Mit schwerem Gerät rückten heute Wissenschaftler der Fachhochschule Köln insgesamt acht mittelalterlichen Holzfiguren zu Leibe. Mittels eines modernen Röntgengeräts wurden die sogenannten Kölner Rathauspropheten, die als Dauerleihgabe der Stadt Köln im Museum Schnütgen untergebracht sind, auf ihr „Innenleben“ hin untersucht. Die aus dem „Durchleuchten“ der Figuren gewonnenen Ergebnisse sind teil einer Masterarbeit über den Werdegang der Propheten aus kunsttechnischer Sicht.

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„Am Ende der Arbeit soll feststehen, wie die Figuren wann aussahen.“, umreißt Master-Studentin Sarah Grimberg die Zielsetzung ihrer wissenschaftlichen Arbeit, die sich erstmals mit einer kunsttechnischen Untersuchung der Skulpturen auseinandersetzt.

Das sei deshalb so spannend, weil die rund 1,15 Meter hohen Statuen aus massivem Eichenholz, die seit 2012 als Dauerleihgabe zur Sammlung des Museum Schnütgen gehören, hinsichtlich der Werkstoffe, Herstellungstechnik und ursprünglicher Farbgebung bis auf wenige Ansätze bisher noch unerforscht sind, so  Regina Urbanek, Leiterin des Fachbereichs Gemälde, Skulpturen und moderne Kunst am Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft der Fachhochschule Köln, die die Masterarbeit begleitet. Zudem sei das Figurenensemble gemessen an seinem Alter –  es entstand zu Beginn des 14. Jahrhunderts in Köln – in einem bemerkenswert guten Zustand. Nach Abschluss der Arbeiten soll der Versuch folgen, das ursprüngliche farbliche Erscheinungsbild der acht Skulpturen virtuell zu rekonstruieren. Ziel der Untersuchung, bei der die heutige Röntgenanalyse nur einen Teil der Ergebnisse liefert, sei es, sagen zu können, was wann mit den Figuren geschehen sei, so die Professorin. Erste Ergebnisse auf Basis einer der acht untersuchten Figuren sprächen dafür, dass eine erste Bearbeitung bereits im 15. Jahrhundert stattgefunden habe, eine zweite zur Zeit des Barock.

Zur näheren Entstehungsgeschichte der Figuren, die bis zum Herbst 2011 den Hansasaal des Historischen Rathauses schmückten und die Ratsherren zur Tugendhaftigkeit ermahnen sollten, ist bisher wenig bekannt. Die Untersuchungen sollen daher auch helfen zu klären, ob die Figuren aus der Hand eines oder mehrerer Künstler beziehungsweise aus ein und derselben Werkstatt stammen.  

Diplomrestaurator Hans Portsteffen, ebenfalls vom Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft der FH Köln, ist für die Durchführung der Aufnahmen und deren anschließende Umwandlung in digitale Bilder verantwortlich. Dabei werden phosphorbeschichtete Platten, die hinter den Figuren platziert werden, mit Röntgenstrahlen beschossen. Dadurch entsteht ein Abbild der Figur, das Aufschluss über das „Innenleben“ der Propheten geben soll.  Die mit Röntgenstrahlen beschossenen Platten werden anschließend in einem sogenannten „Digitizer“ gescannt und in Bilder umgewandelt, die mit denen einer Röntgenaufnahme im Krankenhaus verglichen werden können.  Wo die Strahlen auf metallischen Material – unter anderem auch bleihaltige Farbpigmente  – treffen, ergeben sich hinterher auf dem Bild signifikante Spuren, anhand derer die Wissenschaftler ebenfalls Rückschlüsse auf die Entstehungsgeschichte sowie verschiedene Restaurations- und Reparaturarbeiten ziehen können. So könne die Untersuchung zeigen, aus wie vielen Stücken die Skulpturen bestehen, ob Teile nachträglich ergänzt wurden und ob es von Insektenfraß geschädigte Bereiche im Inneren des Holzes gebe, erläutert Portsteffen.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Wurden heute im Laufe des Tages geröntgt: Die mittelalterlichen Rathauspropheten aus dem Historischen Rathaus.