Michaela und Christiane Weber zeichneten ein Bild von Theodor Eicker, der bei der Planung von Konzentrationslagern beteiligt war.  (v.l.n.r.)

„Jeder ist wertvoll und wichtig“, sagt Sofia und und ein anderer meint: „Man darf keinen verspotten, nur weil er anders ist“- damit fassen die beiden Kinder das zusammen, was sie im Vorfeld zum 11. Schülergedenktag an der Grundschule Overbeckstraße in Neu-Ehrenfeld gelernt haben. Die Schule gehört zu einer von zehn Schulen in Köln und aus dem Umland, die sich mit der NS-Zeit auseinandergesetzt haben und ihre Ergebnisse seit heute bis zum 11. Februar im Stadthaus Deutz präsentieren. Mit dem Gedenktag erinnern Schüler an die Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz am 27. Januar 1945. Mit einem Bühnenprogramm begehen Schulen, Initiativen und Theatergemeinschaften diesen Tag am 24. Januar im Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. In Deutschland ist dieses Konzept einzigartig.


Tamara Gengnage und Sabine Derdan erforschten die Geschichte der Zeugen Jehovas zwischen 1933 und 1945. (v.l.n.r.)

Die Grundschüler aus der Overbeckstraße orientierten sich an Gerhard Demnigs Stolpersteine, und erstellten solche aus Pappe, mit denen sie auf das Schicksal von umgekommen Juden aufmerksam machen. „Unsere Schule hatte in den 30er Jahren einen linientreuen Direktor. In einem Brief an die Nazi-Zeitung „Der Stürmer“ prahlte er sogar damit, wie er Schüler für die Ideologie benutzte“, erklärte Schulleiterin Elisabeth Koßmann. „So etwas Schrecklichem möchten wir etwas entgegensetzen.“ Deshalb gehört die kindgerechte Aufbereitung zur Geschichte des Dritten Reichs mit zum Unterricht von Viertklässlern in der Schule, die sich in der Nähe des Jüdischen Gemeindezentrums befindet.
Aus eigener Initiative beteiligten Sabine Derdan und Tamara Gengnage für den Gedenktag. „Wir haben uns mit der Verfolgung der Zeugen Jehovas beschäftigt, weil wir selbst diese Religion haben“, erzählte Sabine, die in die 12. Klasse der Katharina-Henoth-Gesamtschule besucht. Zwar wusste sie schon viel über diese Zeit, zumal auch ihr Urgroßvater in einem KZ war, erfuhr aber dennoch viel Details: „Die persönlichen Geschichten haben mich immer wieder erschüttert.“ Zwei Monate lang recherchierte sie mit Tamara etwa in Biografien von Opfern und entwarf Plakate mit den Lebensläufen der Verfolgten.


Dinh-Vu Van und Vanessa Schlöder hatten Schwierigkeiten Informationen zur Architektur der Nazis herauszufinden.
 
Ein Gebiet zu dem es kaum Informationen gibt, ist offenbar die Architektur zwischen 1933 und 1945. Diese Erfahrung machten jedenfalls die Schüler der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule in Porz. Durch Zufall fanden Christiane und Michaela Weber etwas über Theodor Eicker, der maßgeblich an der Planung von KZs beteiligt war. „Über die direkten Täter weiß man eine Menge, doch über die Täter im Hintergrund ist kaum etwas bekannt“, meinte Christiane. Informationen über den Produzenten der Öfen vom KZ in Ausschwitz entdeckte ihr Mitschüler Dinh-Vu Van: „Einerseits belieferte Ludwig Topf das KZ, andererseits versteckte er Juden. Das ist ein großer Widerspruch.“ Bei Bedarf unterstützte das NS-Dokumentationszentrum die Schüler bei ihrer Arbeit. „Es ist klasse, wie unterschiedlich der Zugang von den Schülern zu diesem Thema ist“, fand Zentrumsdirektor Werner Jung, der die Ausstellungseröffnung besuchte. „Das Bühnenprogramm am 24. Januar werde ich mir auf jeden Fall ansehen.“

Nadin Hüdaverdi für report-k.de/ Kölns Internetzeitung