Das Symbolbild zeigt Container für den Export

Köln | Der Mittelstandsverband BVMW mit seinem Ableger in NRW (Bundesverband mittelständische Wirtschaft) sieht Nordrhein-Westfalen in einer tiefen Rezession. Der NRW-Landesregierung wirft er vor, dass ihr eine Strategie zur Stärkung der freien Marktwirtschaft fehle. Die Politik habe zu viele Metaziele im Blick, müsse aber vor dem Hintergrund der Rezession die Wachstumskräfte stärken.

„Die nordrhein-westfälische Wirtschaft ist in eine tiefe Rezession geraten. Wir warnen seit langem vor den Folgen des enormen Reformstaus, der unseren Wirtschaftsstandort hemmt und das Investitionsklima schwer in Mitleidenschaft gezogen hat. Der ausschließliche Fokus auf Klimaziele, ESG (Environment, Social, Governance Anlagekriterien) und zum Teil weltfremde Regulierungen wie das Lieferkettengesetz vernebeln die Tatsache, dass wir im Hier und Heute investieren müssen, um Wirtschaftswachstum zu generieren und Jobs zu schaffen. Nur freie Marktwirtschaften können im Übrigen diese gesellschaftlichen Ziele erreichen, Regulierung und Verbotspolitik verenden stets auf halber Strecke“ so NRW-Landesgeschäftsführer Herbert Schulte vom Bundesverband mittelständische Wirtschart (BVMW)

Der BVMW befürchtet, dass vor dem Hintergrund der Lockdowns und Wirtschaftssanktionen vor allem Industrie und industrienaher Mittelstand international nicht wettbewerbsfähig bleiben. Der Verband spricht von einer Abwanderungswelle, die Staatsfinanzen, den Arbeitsmarkt und das soziale Gefüge in eine Schieflage bringen könnte.

Kölner Fakten

In der Kölner Region sind laut Industrie- und Handelskammer Köln (IHK Köln) mehr als 5.000 Unternehmen aus der Industrie ansässig, die rund 130.000 Menschen beschäftigen. Direkt und indirekt arbeiten, so die Kammer sogar 250.000 Menschen im oder für den Industriesektor. Dabei bestimmt ein Mix aus weltweit operierenden Konzernen und familiengeführten mittelständischen Industrieunternehmen die Region.

Die Corona-Pandemie hinterließ Spuren in der Kölner Region. Zwar nahm 2020 die Region mit 48,9 Milliarden Euro Umsatz den vierten Platz unter den Industrieregionen Deutschlands ein und davon macht der Auslandsumsatz 25,9 Milliarden Euro, also etwas mehr als die Hälfte aus. Die Exportquote der Kölner Region liegt mit 53,1 Prozent sowohl über der in Gesamt-NRW mit 43,7 und der bundesweiten Industrie-Exportquote von 48,2 Prozent. Im ersten Corona-Pandemie-Jahr sank der Auslandsumsatz im Vergleich zu 2019 um 13,7 Prozent und der Gesamtumsatz um 14,7 Prozent.

In Köln selbst ist der Anteil der Industrie und industrienahen Unternehmen mit 14 Prozent am Geringsten. Diese Unternehmen siedeln vor allem in den angrenzenden Kreisen und Leverkusen.

Die NRW-Schuldenbremse

Die NRW-Landesregierung setzte die Schuldenbremse aus. Das schätzt der BVMW als richtigen Schritt ein, vor dem Hintergrund fehlender Bemühungen um eine rasche Normalisierung des Wirtschaftslebens. Der Verband fordert die NRW-Landesregierung auf ihren Kurs um 180 Grad zu ändern. Um den negativen Trend einer Rezession umzukehren müsse sie für fiskalische Entlastungen kämpfen, Bürokratie abbauen und eine neue Gründerzeit initiieren.