Ein Raunen erschall heute Morgen hoch über den Dächern Kölns im KölnTriangle-Turm in Deutz als das Los feststand: Der THW Kiel wird am 29. Mai 2010 im Halbfinale der Champions-League auf keinen geringeren als Titelverteidiger Ciudad Real treffen. Bereits in den vergangenen beiden Jahren trafen die Norddeutschen in der Champions-League auf den spanischen Meister  – dann allerdings jeweils im Finale. Beide Spiele konnten damals die Spanier für sich entscheiden. "Wer kommt, ist egal", hatte Kiels schwedischer Kapitän Marcus Ahlm vor der Halbfinal-Auslosung im KölnTriangle gesagt. Insgeheim hatte man wohl jedoch darauf gehofft, bloß nicht auf die Iberer zu treffen. Doch Sabine Holdorf-Schust, Geschäftsführerin vom THW Kiel, konstatierte nach der Auslosung nüchtern: „Wer siegen will, muss gegen jeden gewinnen.“ Und schließlich ist auch Kiel kein unbeschriebenes Blatt. Die Norddeutschen sind nicht nur deutsche Rekordmeister, sondern gewannen zudem 2007 die Champions-League.

CL erstmals mit Final-Four-Turnier
In diesem Jahr gelten nun erstmals die neuen Austragungsregeln der Champions-League. Die Europäische Handball-Föderation EHF hat den Modus geändert und ermittelt den Champion in der Königsklasse zum ersten Mal in der 17-jährigen Geschichte des Wettbewerbs im Rahmen eines Final-Four-Turniers. Die beiden Halbfinals werden am 29. Mai ausgetragen, die Sieger stehen im Endspiel, das einen Tag später über die Bühne geht. Vorher wird im "kleinen Finale" der dritte Platz ausgespielt.

Dass sich der deutsche Rekordmeister aus Kiel mit den Spaniern diesmal nicht in Hin- und Rückspiel auseinandersetzen muss, könnte ein entscheidender Vorteil auf dem Weg zum angestrebten zweiten Gewinn der Champions League nach 2007 sein. In den Finalduellen der beiden letzten Jahre verpassten die Kieler den Triumph im wichtigsten europäischen Klubwettbewerb jeweils durch klare Niederlagen in Spanien. Eine Erfahrung, die Bundesliga-Spitzenreiter HSV Hamburg diese Saison im Viertelfinale machen musste. Trotz einer Vier-Tore-Führung aus dem Hinspiel scheiterte der deutsche Pokalsieger bei Ciudad Real klar.

Ob der THW, der in der Runde der letzten Acht Bundesliga-Konkurrent Rhein-Necker Löwen ausschaltete, im ersten (15.30 Uhr) oder zweiten Halbfinale (18.00 Uhr) antreten muss, ist noch nicht bekannt. Die Ansetzungen sollen erst nach Absprache mit den TV-Partnern bekannt gegeben werden.

Neuer Pokal angefertigt
Die Veranstalter haben für das "Nonplusultra das Handballs" in der 19.500 Zuschauer fassenden Arena in Köln keine Mühen gescheut. Für das Event wird extra ein neuer Pokal angefertigt, und der neue Spielball für die europäischen Wettbewerbe kommt erstmals zum Einsatz. Außerdem wurde ein Entertainment-Konzept aufgestellt, das unter anderem eine Fan-Area vor der Halle und den Auftritt von Live-Bands vorsieht.

[cs, sid]