Die Gebetsmatte

Spürsinn führte auf die Fährte

So eine Entdeckung gibt es nicht alle Tage. Wer aber nun denkt, Museumsarbeit hat vor allem mit Staub und langweiligen alten Gegenständen zu tun, der irrt. Adele Schlombs Spürsinn und pragmatischer Zugang zu Kunstgegenständen führte jedenfalls auf die Spur des kostbaren Gebetsteppichs. Schlombs: "Man muss auch mit Kunstgegenständen leben, sie nutzen und nicht nur hinter Vitrinen stecken."

Für ihre Ausstellung "Glanz der Himmelssöhne" stellte sie im Museum für Ostasiatische Kunst kaiserliche chinesische Teppiche zusammen. In dieser Weise setzte sie sich mit allen Formen und Arten der Teppiche Chinas vom 14. Jahrhundert bis 1750 auseinander und sammelte einiges an Sachkunde zusammen. Mehrere Besuche im Auktionshaus Lempertz und Gespräche mit deren Mitarbeitern Anfang Dezember führten sie dann auf die ungewöhnliche Spur zum Kölner Dom. Bei einer Begutachtung vor Ort mit der Dombaumeisterin Prof. Barbara Schock-Werner wurde ihr dann schnell klar, dass es sich bei dem Teppich im Dom um einen bislang unbeachteten Schatz handelte.


Schock-Werner und Schlombs  mit dem Kleinod: "Verbanden kostbare Teppiche immer mit etwas Goßem und Viereckigen."

Die Gebetsmatte: Platz für zehn Mönche

Die Gebetsmatte aus dem 18 Jh. im Kölner Dom ist 5,25 m lang und 0,53 m breit und zeigt zehn Quadrate mit einem Swastika Medaillon in der Mitte. Die Swastika ist im Buddhismus das Zeichen für Unendlichkeit, so wie die Buddhistische Lehre in ihrer Absolutheit keinen Anfang und kein Ende kennt. Dieses Symbol findet sich auch im Dekor der Palastteppiche, da es sich in China als Symbol für "Glück ohne Ende" oder zehntausendfaches Glück" großer Beliebtheit erfreute. Je Quadrat ist Platz für einen Mönch – insgesamt also für zehn Mönche.

Kulturrevolution führte in China zum Kunst-Ausverkauf

Gemeinsam mit der Dombaumeisterin Professor Barbara Schock-Werner nahm Adele Schlombs den Teppich dann genauer unter die Lupe und enthüllte die Geschichte und den weiten Weg nach Köln.
Die chinesische Kulturrevolution war Auslöser eines von der Staatsführung herbeigeführten Bruchs mit der alten Zeit. Kunstgegenstände wurden nach Europa und Amerika verhökert. China war damals ein armes Land und die Devisen Willkommen. Der bedeutende und heute noch lebende chinesische Teppichhändler Sammy Lee stiftete dann eben diese Gebetsmatte aus einem buddhistischen Tempel am 18. Oktober 1960 dem Kölner Dom aus einer großen Bewunderung für dieses Bauwerk heraus. Schock-Werner: "Wir hielten diesen Teppich für nicht besonders alt und wervoll und dachten es sei was modernes." Umso mehr dankte die Dombaumeisterin dem Spürsinn der Musumsdirektorin. "Jetzt werden wir ihn mit größerer Erfurcht betreten."

Teppich ist nur für kurze Zeit in der Öffentlichkeit

Der Teppich wird bis zum 15. Januar im Museum für Ostasiatische Kunst gezeigt und dann wieder vor den Schrein der Heiligen Drei Könige gelegt. Dann wird der Teppich nicht mehr für die Öffentlichkeit sichtbar sein und wieder zu einem profanen Nutzgegenstand auf dem Messen zelebriert werden. Seidenschühchen werden aber wohl nicht angezogen werden müssen, so Schock-Werner, wenn man den Teppich betritt. Das passiere sowieso selten. Übrigens haben Papst Johannes Paul II. und Papst Benedict auch bereits auf dem Teppich gestanden, ganz unbuddhistisch, denn die Mönche beten im Knien – auch im Kölner Dom, so erzählte Schock-Werner nebenbei. Denn die Buddhisten hätten kein Problem andere Religionen als Weg zum Ziel zu sehen. So sei es denn andersherum auch selbstverständlich im Dom zu beten.

Nach der Ausstellung wird der Teppich fachgerecht gereinigt, gefestigt und konserviert. Die Kosten von wahrscheinlich rund 1.000 € trägt die Dombaumeisterin aus ihrem Etat. Bisher hatten Putzfrauen den Teppich gereinigt. Jetzt wird ihm die Aufmerksamkeit zuteil, die er verdient. Adele Schlombs hofft nun auf viele Besucher zu ihrer Ausstellung, die auch den Gebetsteppich aus dem Kölner Dom sehen möchten.


Viele Journalisten kamen zur Präsentation – rund 20.  Der Teppich wurde zig Male fotografiert und gefilmt.

Museum für Ostasiatische Kunst, Universitätsstraße 100, 50674 Köln
Öffnungszeiten: Dienstags bis Sonntags 11 – 17 Uhr
Verlängerte Abendöffnung vom 12. – 15. Januar bis 20.00 Uhr
Eintritt 6,50 Euro, ermäßigt 3,50, Familienticket 13,50 Euro

Sonderführung mit Gastkurator Michael Franses:
14. und 15. Januar, jeweils 14.00 und 16.00 Uhr

Link: Das Museum für Ostasiatische Kunst im Web
Report-K.de über die Eröffnung der Ausstellung im Museum für Ostasiatische Kunst "Glanz der Himmelssöhne">>> 

Text: Björn Troll für Report-K.de
Fotos: Björn Troll