„Man liebt das alte Mädchen, weil man nicht anders kann“
„coLOGneBUCH II“ ist eine Fortsetzung von Rolly Brings erstem Buch „Logbuch eins“, in dem er Texte aus den Jahren 1949 bis 1973 veröffentlichte. Das neue Buch enthält nun Texte und Gedanken-Fragmente aus den Jahren 1974 bis 1990. Für die neue Ausgabe hat Rolly Brings über 320 Texte aus seinen Tagebüchern durchforstet. 90 von ihnen sind nun in dem Band versammelt. Zusammen ergeben sie eine ganz persönliche Sicht auf die Stadt. Dabei will der Liedermacher seinen Lesern einen neuen Blick auf Köln vermitteln und die Aufmerksamkeit auch auf Details in der Stadt lenken. Über Jahre hinweg, so musste Brings selbst feststellen, suchte er dabei die gleichen „Trampelpfade“ in der Stadt auf – etwa vom Rathenauplatz über den Rudolfplatz bis zum Neumarkt.

Natürlich darf in dem persönlichen Stadtführer auch der Dom nicht fehlen. „Dabei mag ich ihn eigentlich nicht. Aber wenn ich drei Woche lang seinen Schatten nicht gesehen habe, kriege ich Heimweh“, so Brings heute. Ähnlich gehe es ihm mit der gesamten Stadt. „Man liebt das alte Mädchen, weil man nicht anders kann“, versuchte der Liedermacher sein Verhältnis zur Heimat in Worte zu fassen. Und sog hinge er an Köln – auch wenn die Stadt „dreckig, verbaut und verplant“, so Brings, sei.

“Schadstoffe und Juwelen der Stadt“
Die kurzen Texte im Buch reichert Brings durch ausführliche Anmerkungen an, in denen er seine Anspielungen auf historische Fakten und Mythen in Köln erklärt und kommentiert. Zur Sprache kommt so etwa das Schicksal der Edelweißpiraten und Edith Stein sowie die Historie der Jawne, der Hohe Straße und der Antoniterlirche. Darüber hinaus stellt Michael Maye jedem Text ein aktuelles Foto der Stadt gegenüber. Dabei folgen die Aufnahmen der Perspektive der Schrift und zeigen vor allem, Detailaufnahmen in Köln. „Brings und Maye beobachten die Stadt und arbeiten auf ihren Wanderschaften Schadstoffe und Juwelen der Stadt heraus“, fasste heute Michael Euler-Schmidt, stellvertretender Direktor des Kölnischen Stadtmuseums zusammen. Dabei würden die Fotos von Maye genau den Nerv der Texte treffen. „Sie sind ein konzentrierter, aber behutsamer Kommentar zu Rolly Brings“, so Euler-Schmidt.

Maye selbst wurde in Köln geboren und lebt noch heute hier. Dennoch, so berichtete der Fotograf heute, hat auch er mit dieser Arbeit seinen Blick auf die Heimat verändert. Denn erstmals habe er Straße, Brunnen und Gebäude wahrgenommen, an denen er jahrelang vorbei ging. „Mir wurde klar, wie blind ich vorher durch meine Stadt gegangen bin“, schreibt Maye im Vorwort des Buches. Ähnlich mag es manchem Leser gehen.

Ein Traum wird wahr
Auszüge aus dem Buch sind nun vom 14. April bis zum 8. Mai im Kölnischen Stadtmuseum zu sehen. Insgesamt werden dort 25 Texte und die dazu gehörenden Fotos gezeigt. Für Rolly Brings geht damit ein Traum in Erfüllung, wie der Kölner Liedermacher heute verriet. „Das Stadtmuseum war in meiner Kindheit mein Wohnzimmer, das wir Zuhause nicht hatten“, so Brings heute. Gefühlte drei Mal sei er in der Woche mit seinem Vater und seinem Bruder im Stadtmuseum gewesen. Heute Abend kann er nun seine eigene Schau in den Räumen eröffnen. Dazu wird er aus dem Buch Texte verlesen und mit seiner Band spielen.



Infobox
Rolly Brings – Mein Köln
14. April bis 8. Mai 2011
Kölnisches Stadtmuseum
Zeughausstr. 1-3, 50667 Köln

Öffnungszeiten
Di: 10 bis 20 Uhr
Mi bis So: 10 bis 17 Uhr

Eintritt:
Erwachsene 4 Euro, erm. 1,50 Euro.
Kombiticket mit Ständiger Ausstellung: 6,50 Euro, erm. 3,50 Euro

coLOGneBUCH II
Rolly Brings
Mit Fotos von Michael Maye
1. Auflage 2010
269 Seiten
Verlag Ralf Liebe
ISBN: 978-3-941037-65-6
15 Euro

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung