Köln, 17.7.2006, 23:00 Uhr > Claudia Roth schaffte es fast zu Zugabe Rufen, so emotional überzeugte sie das Publikum auf dem Kölner Heumarkt. „100% NRW – nur mit uns“, die Kürzungspläne der Düsseldorfer Landesregierung war der eine Schwerpunkt der Reden, die Menschenrechtsverletzungen die es immer noch in der Welt gegen Lesben- und Schwule gibt das andere.


Christian Lang, der Vorstand des Kölner Lesben- und Schwulentag e.V. führte die politischen Forderungen des CSD 2006 aus. Die neue schwarz-gelbe Landesregierung plante alle Haushaltsbereiche nach dem „Rasenmäher-Prinzips“ um 20% zu kürzen, der Topf für die gleichgeschlechtlichen Lebensweisen allerdings um 37,18%. Lang nennt diesen Vorgang diskrimierend und das ist er. Durch massive Proteste erreichte man, dass die FDP umschwenkte und die Kürzungen für lesbische und schwule Selbsthilfegruppen auf den Durchschnitt von 20% heruntergefahren wurden. Die Begründung des Ministers Laschet ist, dass sich die Bedingungen und die Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Lebensweisen erfreulich verbessert hat.

Lang macht die mediale Allgegenwärtigkeit von Lesben und Schwulen für diese Fehleinschätzung verantwortlich und verweist auf das immer noch schwierige Coming Out in Landstrichen wie Ostwestfalen Lippe und dem Sauerland. Homosexuelle Jugendliche haben eine vielfach höhere Suizidquote als gleichaltrige heterosexuelle Jugendliche. Ein Zustand den es in einem aufgeklärten und demokratischen Land eigentlich nicht geben darf.

Fünf Thesen leitet Christian Lang ab, die die Forderung des KLUST erklären: 100% Fortsetzung der landesweiten Akzeptanzarbeit, 100% Aufklärung bei HIV und AIDS, 100% Gleichberechtigung, 100% Anerkennung der gesellschaftspolitischen Arbeit und 100% Selbstbewusstsein. Den Cologne Pride 2006 wertet Lang als Anerkennung durch die Gesellschaft: „Gemeinsam werden wir weiterhin stark sein, damit auch der letzte Landesvater irgendwann versteht: 100% NRW – das gibt es nur mit uns!“


Elfie Scho-Antwerpes bestätigte das die Stadt Köln auch weiterhin die Planungssicherheit für die Community sicherstellen wird und ging einen Schritt weiter, 100% Gleichberechtigung bedeutet auch das Homosexuelle im Steuer und Beamtenrecht gleichgestellt werden. Auch sind lesbische oder schwule Paare gleich gute Eltern wie Homosexuelle, Zeit sie im Adoptionsrecht gleichzustellen. Gerade diese Aussage wurde von donnerndem Applaus begleitet. Zudem forderte Scho-Antwerpes, wie auch alle Redner nach ihr, dass es weltweit keine Todesurteile und Diskrimierung mehr geben darf.


Christian Lindner, Generalsekretär der NRW-FDP und stellvertretender Vorsitzender der FDP Landtagsfraktion bestätigte das lesbisch schwules Leben NRW bunt macht: „Ohne Euch ist NRW bieder“. Die Förderung der lesbisch, schwulen Selbsthilfe muss nach Lindner dauerhaft gesichert werden und er ging noch weiter: „Das Land wird uneingeschränkt fördern, ihr habt Euren Beitrag geleistet, jetzt gibt es keine Kürzungen mehr“.


Claudia Roth, Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen traf den Nerv der Zuhörer. Jeder Mensch hat das Recht „den zu lieben, den du lieben willst.“ Roth forderte Lesben und Schwule auf nicht bescheiden zu sein. Fordern Sie keine Schnuppergleichstellung, verlangen Sie 100% Gleichstellung und Diskriminierungsschutz. Auch forderte Roth ein lautes Signal an die Stoibers und Kochs, Schwule und Lesben nicht mehr wie Menschen dritter Klasse zu behandeln. „Es ist nicht überall Köln, es gibt auch Altötting und andere schwarze Löcher der Gleichstellung“ illustrierte Koch ihre Forderungen. Universelle Einhaltung der Menschenrechte forderte auch Roth und sandte eine eindeutige Botschaft an den Vatikan und den „lieben Landsmann Benedetto“, sich dem Thema endlich zu öffnen und lobte die spanische Regierung, die nicht beim ersten Papstbesuch einknickt. In Richtung Polen sagte Roth: „Diskriminierung ist keine innere Angelegenheit eines Staates, den die Würde des Menschen ist unantastabar, und weiter Polen muss sich als EU Mitglied an die Verträge halten.


Marc Ratajczak, Mitglied der CDU Fraktion im Landtag von NRW und offen lebender schwuler Mann hält es für ein gutes Zeichen, daß die Beratungsarbeit weitergehen kann.

Dann kündigte Markus Dannuser, Vorstand im KLUST den „Veteranen der Schwulenpolitik“ an, Volker Beck. Vehement forderte Volker Beck endlich Schluss zu machen mit der Diskriminierung der eingetragenen Lebenspartnerschaft, wo nur die Pflichten aber nicht die Rechte 100% gleich sind. Das ist unsozial sagte Beck, vor allem wenn man an das Arbeitslosengeld II denkt.

Zudem forderte Beck 100% Menschenrechte in allen Ländern dieser Welt. Die Bundesregierung forderte Beck auf „keine falsche Duckmäuserei zu betreiben“, vor Regierungen die offen diskriminieren wie Polen und Rußland. „Bei Menschenrechtsverletzungen brauchen wir eine klare Sprache“: Die Schwulen und Lesben in Deutschland forderte Beck auf 100% solidarisch mit den Communitys anderer Länder zu sein. „Und wenn wir nicht nach Rußland gefahren wären, hätte keiner erfahren das in Moskau Schwule und Lesben zusammengeschlagen werden. Diesen Skandal haben wir öffentlich gemacht.“


Philipp Braun, LSVD Bundesvorstand und Ko-Generalsekretär der ILGA ( International Lesbian and Gay Association) spricht von nachhaltig gesellschaftlicher Akzeptanz., die man erreichen muss, wie es in Spanien der Fall ist. Für AIDS fordert der LSVD eine ehrliche Diskussion. Wie schwierig auch das internationale Parkett ist zeigt das Beispiel, dass ILGA, ILGA Europe, der LSVD und der LBL Dänemark zumindest im Moment der Zugang zum Beraterstab der UNO verweigert wird. Die Blockierer kommen unter anderem aus den afrikanischen Staaten.


Tomasz Baczkowski, der Vorsitzende der Gleichheitsstiftung aus Polen schilderte die Situation in seinem Land und wies darauf hin, daß ohne die Solidrität aus den anderen EU Staaten die polnischen Lesben und Schwulen, nicht da wären wo sie heute sind.

Auch wenn die Reden am Stück gehalten zu lang waren, ständig zwischen den Themen gesprungen wurde,  was manchmal die Grenze dessen überschritt  was man nach 6 km Paradeweg und praller Sonne noch aufnehmen kann,  wurde doch eines überdeutlich, in der EU, in Deutschland, in der gesammten Welt werden Schwule und Lesben diskriminiert, mal sind es die kleinen Nickeligkeiten, dann wieder die großen Verfehlungen, die ein 100% gleichberechtiges Leben nicht möglich machen. Es gibt immer noch viel zu tun, gemeinsam angepackt kann man Berge versetzen. Hut ab vor dem großen Engagement und der unermüdlichen Arbeit die hier einige Viele für ganz viel andere tun.

Der Ausklang des ColognePride 2006 fand statt im Rahmen einer wundervollen Party, die einen genossen Schlager und die Boore und schunkelten zu Rut, rut, rut sin de Rosen, derweilen die anderen sich bei Techno vor dem alten Rathaus in die vierte Dimension beamen ließen, hier die Eindrücke >>>

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung