Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff nannte für sich zwei Erkenntnisse: „Die Sicherheitsanforderungen für Großbauten müssen sich ändern“ und schlug in das gleiche Horn wie Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, das Bauherrenschaft und Bauaufsicht zukünftig zu trennen seien. Der zweite Punkt, sei, dass man ein anderes Bewusstsein für Archive und Archivgut entwickeln müsse. Für Archivgebäude müssen besonders strenge Sicherheitsanforderungen gelten. Grosse-Brockhoff zeigte sich beeindruckt von einem Londoner Projekt bei 300 Risikofaktoren berücksichtigt und abgearbeitet werden. Ähnliches kann sich der Staatssekretär nun auch für die Archive in NRW vorstellen und will jetzt nach Köln beim Bau des neuen NRW Landesarchivs in Duisburg klären lassen, ob nicht vielleicht genau dort mal ein Flöz war.


Prof. Dr. Wilfried Reininghaus, Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen und 1. Vorsitzender der Historischen Kommission für Westfalen

Prof. Dr. Wilfried Reininghaus, Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen und 1. Vorsitzender der Historischen Kommission für Westfalen, forderte für die Zukunft regelmäßige Inspektionen von Archivgebäuden und kündigte für September diesen Jahres eine „Kölner Erklärung“ an. Für Archive werde es keinen Einheitsbau in Zukunft geben, so der Wissenschaftler, jeder Standort müsse einzeln geplant und kontrolliert werden. Neben Monitoringmaßnahmen zur Standsicherheit forderte Reininghaus, ähnlich wie dies die USA nach dem Wirbelsturm Katharina gemacht hätten, einen bundesweiten Notfallplan. In Köln werde einen neue Ära der Archive beginnen, denn alleine schon bei der Digitalisierung werde Köln dann ganz weit vorne stehen: „Köln bekommt Europas neuestes Archiv.“ Reininghaus regte auch die Bildung eines Beirates, der international besetzt sein sollte, an.

Kölns Kulturdezernent Quander sieht sich mit seiner Einschätzung der Dimension der Katastrophe vom 3. März 2009 in der Diskussion der internationalen Fachöffentlichkeit bestätigt und wertete die Konferenz als ein Zeichen internationaler Solidarität. Quander geht davon aus, dass das zukünftige Kölner Archiv ganz anders als bisher aufgestellt sein wird. Gerade durch die „Digitalisate“ könnten mehr Nutzer in Zukunft auf das Archiv zugreifen und damit stünde die Beschäftigung mit der Geschichte einer breiteren Öffentlichkeit offen.

Bettina Schmidt-Czaia,, die Leiterin des Kölner Archivs will den Notfallverbund unter Einbeziehung der Feuerwehr intensivieren. Zudem habe man aus dem Kölner Fall gelernt in Zukunft jedes einzelne Stück zu signieren um eine spätere Identifikation möglich zu machen. Czaia forderte mehr Übungen für den Ernstfall und regelmäßige Überprüfungen und das aus diesen Überprüfungen auch Konsequenzen gezogen würden. Zudem werde es ein Portal im Internet geben, in das auch das Kölner Bürgerarchiv einfließen soll, kündigte Schmidt-Czaia, an. Die Leiterin regte ebenfalls einen Beirat an, in dem neben Historikern, Archivaren, auch IT-Spezialisten oder die Deutsche Forschungsgemeinschaft Platz finden könnten.

Klar ist, auch wenn sich die Kölner Politik heute nicht auf einen Standort einigen konnte, dass das Haus in zentraler Lage entstehen soll. Quander ließ offen, ob es noch einen europaweit ausgeschriebenen Investorenwettbewerb geben werde. Das Grundstück am Eifelwall bezeichnete er als nicht optimal. Die Landesregierung wird nach der ersten Hilfe mit 100.000 Euro kurz nach dem Zusammensturz des Archivs, nun weitere 200.000 Euro zuschießen. Dies geschehe auch, um das Kölner Archiv den Bürgern, Historikern und Wissenschaftlern möglichst schnell wieder zugänglich zu machen.

Nun müssen Erklärungen und Worten nur noch Taten folgen.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung