„Ich habe ganz neue Stärken an mir kennen gelernt“
Glücklich nahm heute Feray die Lizenz zur Übungsleiterin entgegen. Vor wenigen Monaten hatte sie mit Sport noch wenig zu tun. Im Frühjahr schloss sie sich dann bei der DITIB einer jungen Frauen-Gruppe an. Gemeinsam trainierten die 13 Kölnerinnen mit Migrationshintergrund seitdem mindestens einmal in der Woche. Hier entdeckte Feray nicht nur den Spaß an der Bewegung, sondern fand auch neue Freundinnen. Während der Herbstferien im Oktober 2010 ließen sie sich nun gemeinsam zu Übungsleiterinnen beim Kölner StadtSportBund ausbilden. „Ich habe ganz neue Stärken an mir kennen gelernt“, erzählte Feray heute. Und auch selbstbewusster sei sie durch die Erfahrung und den Sport geworden. Im kommenden Jahr will sie nun ihre Erfahrungen an andere junge Frauen weitergeben. Am liebsten würde sie dazu einen Basketball- oder Tanzkurs anbieten und noch mehr Mädchen davon überzeugen, dass Sport auch Spaß machen kann.

Köln braucht mehr Sportangebote für Frauen
Feray ist eine von 13 Kölnerinnen mit Migrationshintergrund, die in diesem Herbst eine Ausbildung zur Übungsleiterin absolvierte. Statt sich mit Freunden zu treffen, verbrachten sie die Herbstferien in der Halle. Zwei Wochen lang probierten die 16- bis 25-Jährigen dort ganz unterschiedliche Sportarten aus – von Tanz und Gymnastik über Schwimmen und Ausdauer bis hin zu Ballsportarten. Daneben lernten sie eine Menge Theorie, um selbst einmal Sportkurse leiten zu können. Insgesamt 120 Unterrichtseinheiten dauerte die Ausbildung. Nun folgt noch ein Erste-Hilfe-Kurs und im Frühjahr ein Kurs als Rettungsschwimmer. Denn bislang gäbe es kaum weibliche Rettungsschwimmer. „Beim Frauenschwimmen wäre es aber schön, wenn wir ganz unter uns wären“, meint Amine, ebenfalls frisch gekürte Übungsleiterin.

Die Idee zu dem Projekt hatte Meltem Yavuz. Sie sprach die jungen Kölnerinnen bei der DITIB an, begeisterte sie für den Sport und motivierte sie zur Ausbildung, an der sie selbst ein Jahr zuvor teilnahm. Yavuz kümmerte sich zusammen mit dem Kölner StadtSportBund auch um die Finanzierung. Für die Realisierung erhielt das Projekt Fördergelder vom Bund. Insgesamt hatten sich bundesweit 86 Sport-Projekte für die Fördergelder beworben. Acht von ihnen bekamen eine finanzielle Unterstützung zugesichert – darunter auch das Kölner Projekt.  Das überzeugte durch seinen interkulturellen Ansatz. Denn die neuen Übungsleiterinnen sollen nicht nur weitere junge Frauen mit Migrationshintergrund motivieren. Ziel des Projektes ist es, dass kulturell-gemischte Sportangebote für Mädchen und junge Frauen in Köln organisiert werden.

Ein erster Schritt
Heute erhielten die 13 Kölnerinnen nun ihre Lizenzen als Übungsleiterinnen. Überreicht bekamen sie diese von Kölns Sportdezernentin Agnes Klein und Klaus Hoffmann, Vorstandsmitglied des StadtSportBundes Köln. Klein zeigte sich von dem Engagement der jungen Frauen beeindruckt. „Ich wünsche Ihnen viel Freunde und Zuversicht, auch wenn es vielleicht einmal schwierig wird“, so Kölns Sportdezernentin. Gerade im Sport gelänge die Integration in Köln gut, erklärte Klein. Dennoch fehlten auch heute noch Angebote, die insbesondere junge Frauen mit Migrationshintergrund ansprächen. Das soll sich in den kommenden Monaten ändern. Wo genau die neuen Übungsleiterinnen ihre Sportkurse anbieten werden, ist heute allerdings noch unklar. Möglich wäre das etwa an ihren Schulen, im Rahmen der DITIB oder bei Kölner Vereinen. Ein erster Schritt ist nun getan.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung