Köln, 25.9.2006, 22:00 Uhr >
Die große Eventhalle im Karnevalsmuseum gehört am Freitag Abend der Jugend. Und das obwohl ein, so darf man ihn in diesem Fall liebevoll nennen, ein Pauker der besonderen Art ausgezeichnet wird, Schulrektor Karl Becker von der katholischen Hauptschule Großer Griechenmarkt. Ausgezeichnet für die Vermittlung von kölscher Kultur an Jugendliche mit der Willy Millowitsch Medaille.

Verleihung der Medaille: Prof. Gerhard Herkenrath, Pfarrer von St. Alban und Preisträger 2003, Ernst Bley Stifter der Medaille, Markus Ritterbach, Präsident Festkomitee Kölner Karneval, Hans Hachenberg und Grete Zimmermann.

Fotostrecke: Verleihung der Willi-Millowitsch-Medaille an Karl Becker >>>

Und dies gelingt Karl Becker auf eindrucksvolle Art. Immerhin war er der Erste der mit den Bläck Fööss Musikern Bommel Lückerath und Hartmut Pries Jugendlichen und Kindern kölsche Tön näher gebracht hat. Das Faszinierendste aber ist, das Selbstbewusstsein mit dem die jungen Kölnerinnen und Kölner singen und Puppenspielen. Hier sind junge Menschen mit dem Herzen dabei und sie tragen „Sagens Bloodwosch“ oder „Achterbahn“ herzerfischend locker und professionell vor. Am auffälligsten ist aber das Lied für ihre Schule, wenn sie alle singen, dass sie verspottet werden mit „ihr seid doch nur en Hauptschull und im Refrain dann stolz verkünden „ is unser Schull auf die wir all drop stonn“. Das war beeindruckend und zeigte auf eindrucksvolle Weise wie Kultur, Musik und Heimat positiv stolz machen.  

Kölsch als zweite Fremdsprache?
Beeindruckend war aber auch die Rede von Hartmut Pries, der ein Plädoyer für kölsche Kultur, den Karneval und Heimat hielt. Pries, Berliner Jung, erinnerte an die Zeit als in den Veedeln Kölsch gesprochen wurde, wie das tägliche Brot. Heute verkümmert die Sprache, nicht zu Letzt dadurch das Kölsch in vielen weiterführenden Schulen verpönt ist, schlimmer noch belächelt wird, sagt Pries. Die kölsche Zweisprachigkeit wäre eine Lösung, sonst wird Kölsch in dieser Stadt zur Fremdsprache. Pries macht diesen Mangel auch an der Gründung der „Akademie för uns Kölsche Sprache“ offenbar, die für ihn sichtbares Zeichen ist, das etwas nicht mehr stimmen kann, wenn man eine Akademie für die Heimatsprache braucht. Kölsche Kultur, „Jeck lass Jeck elans“, „sei schlau aber stell Dich dumm“, die guten Songs, die die Stadt richtig zeigen, die manchmal auch kritisch sind, die muss man pflegen und nicht zum Schlager verkommen lassen, so das Fazit von Hartmut Pries. Sich um Kinder und Jugendliche zu kümmern ist keine Last sondern macht einfach Spaß. Einem Plädoyer dem man sich uneingeschränkt anschließen kann. Dies tat auch Markus Ritterbach, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval. 

Die „Willy Millowitsch-Medaille“ wird an Persönlichkeiten verliehen, die sich um die kultivierte kölsche Rede besonders verdient gemacht haben. Sie ist eine ehrende Anerkennung und nicht mit einem Preisgeld verbunden. Natürlich erinnert die Medaille auch an den großen Volksschauspieler und Karnevalisten Willy Millowitsch. Als die Fleischersänger Kölns, das Lied das keiner mehr so interpretieren kann wie Millowitsch selbst es konnte, „ich bin ne kölsche Jung…“ vortrugen wurde es ganz still im Karnevalsmuseum.

Der Preisträger Karl Becker

Karl Becker ist der Rektor der Städtischen Katholischen Hauptschule Großer Griechenmarkt. Kölschkurse und eine Hänneschen Gruppe hat er an seiner Schule aufgebaut. Ohne viel Aufhebens nach außen zu betreiben, bringt Becker den Kindern und Jugendlichen kölsche Werte und Kultur bei und weckt so deren Verständnis für ihre Heimatstadt. Vor ihm wurden ausgezeichnet Schmitze-Grön, Hans Hachenberg „Die Doof Noss“, Prof. Gerhard Herkenrath, Grete Zimmermann-Schmaglowski.


Das Kuratorium der „Willy Millowitsch-Medaille“: Markus Ritterbach, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval von 1823, Dr. Joachim Wüst, Vizepräsident des Festkomitees Kölner Karneval, Christoph Kuckelkorn, Vizepräsident des Festkomitees Kölner Karneval, Josef Müller, Bürgermeister der Stadt Köln, Ernst Bley, Prägeform GmbH, Peter Millowitsch, Theatermacher, Dr. Gerhard Kock, Leiter der Akademie för uns kölsche Sproch, Heribert Malchers, Intendant der Puppenspiele der Stadt Köln und Prof. Gerhard Herkenrath, Pfarrer von St. Alban.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung