Bundeskanzler Olaf Scholz (2.v.l.) und William Clay Ford jr (3. v.l.) im Gespräch mit Ford-Mitarbeiterinnen und - Mitarbeitern. Foto: Eppinger

Köln 1931 eröffneten Henry Ford und Oberbürgermeister Konrad Adenauer in Niehl das Kölner Ford-Werk. Seitdem liefen dort mehr als 18 Millionen Autos vom Band. Zuletzt stand der Kleinwagen Fiesta für Köln, dessen Produktion Ende Juli eingestellt wird. Nun wird in Niehl ein neues Kapitel der Geschichte aufgeschlagen. Künftig sollen im Kölner Werk nur noch Elektroautos produziert werden.

Eröffnet wurde das neue Electric Vehicle Center am Montagnachmittag von Bundeskanzler Olaf Scholz und dem Urenkel des Firmengründers William Clay Ford jr., der als Aufsichtsratsvorsitzender aus den USA an den Rhein gereist war. Zu Gast waren außerdem neben zahlreichen Ford-Mitarbeitern auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

Das erste Kölner E-Auto: der Ford Explorer. Foto: Eppinger

“Das ist der Beginn einer neuen Generation von sauberen Produktionsverfahren und Elektrofahrzeugen in Europa. Dieses Werk wird eines der effizientesten und umweltfreundlichsten in der gesamten Automobilindustrie sein”, sagte Ford. Andere US-Autobauer seien gegangen, aber Ford bleibe in Europa und investiere hier, betonte er. Im neuen “Electric Vehicle Center” sollen pro Jahr bis zu 250.000 Stromer vom Band rollen.

Das neue Werk ist zwar bereits eröffnet, bis zum Start der Serienproduktion des Ford Explorer, dem ersten Elektroauto aus Köln, dauert es aber noch: Die soll laut Ford erst am Jahresende erfolgen. Davor laufen noch Vorarbeiten mit Prototypen, um einen reibungslosen Betrieb der Massenproduktion zu gewährleisten. Geplant ist, dass in Niehl mit dem kommenden elektrischen Sport-Crossover auch noch ein weiterer E-Fahrzeugtyp vom Band rollt. Insgesamt hat Ford mit zwei Milliarden Euro, die größte Investition in seiner Kölner Geschichte getätigt.

Blick in das Ford Electric Vehicle Center. Foto: Eppinger

„Das ist ein unmissverständliches Bekenntnis zum Standort, zur Autoproduktion in Deutschland, zur E-Mobilität, zum Aufbruch. Die Firmenentscheidung ist ein großer Vertrauensbeweis gegenüber der gesamten Belegschaft von Ford in Köln”, erklärt Scholz. Beim Ausbau der Ladeinfrastruktur seien weitreichende Entscheidungen getroffen worden. Dazu komme die Ansiedlung von Produktionsstätten für Batterien für E-Fahrzeuge in Deutschland. Bis 2030 sollen nach den Plänen der Bundesregierung 15 Millionen Stromer in Deutschland unterwegs sein, das bis 2045 klimaneutral sein will.

“Für den Standort NRW ist diese Investition ein starkes Signal und zeigt auch die Wertschätzung für die Mitarbeiter in Köln, die so in ihrer Lebensplanung mehr Verlässlichkeit bekommen”, betont der Ministerpräsident, der sein Land auch bei der Ladeinfrastruktur auf einem guten Weg sieht. “Ford ist der größte private Arbeitgeber in Köln. Diese Investition hat eine riesige Bedeutung für die Stadt und auch für deren Verkehrswende, der wir mit einem Werk, in dem nur E-Auto gebaut werden, näher kommen”, sagt die OB.

Der Bundeskanzler und der Ford-Urenkel bei der Eröffnung in Köln. Foto: Eppinger

Auch der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Ford-Werke, Benjamin Gruschka, zeigt sich erleichtert: “Das ist ein großartiger Tag für den Kölner Standort. Dass nach 47 Jahren Fiesta-Produktion gleich zwei Elektroautos von Niehl kommen, ist wichtig. Das bedeutet für die Kölner Belegschaft die Zukunft.”

Dabei gab es zuletzt nicht nur gute Nachrichten vom Kölner Ford-Standort. So wurde bekannt, dass Teile der Entwicklungsabteilung von Köln in die USA verlagert werden sollen. In diesem Rahmen sollen von den 14.000 Arbeitsplätzen 2300 Stellen wegfallen. Betroffen ist neben der Entwicklungsabteilung auch die Verwaltung.

Die Produktion ist von den Einsparplänen nicht betroffen, dieser Bereich ist mit der Eröffnung der Kölner E-Auto-Fabrik gestärkt worden. Bis 2030 soll beim US-Autobauer der Verkauf von Fahrzeugen mit Verbrennermotoren komplett eingestellt werden.