„Aus fernen Welten“- Perspektive 01: Der Fotograf
Der Titel ist gut gewählt, denn dort wo die Fotos entstanden sind ist oftmals nah. Nicht selten in Köln, in Magdeburg oder an nahen Orten in der Republik. Aber die Fotos erschließen weiße Flecken auf der schon bis in den letzten Winkel durchmedialisiert geglaubten modernen Zeit. Die Fotographien sind still und unglaublich erzählerisch. Nicht zu Letzt auch deshalb, weil Fotograf Manfred Förster auch einmal Kameramann war und mit unglaublicher Stilsicherheit mit den Mitteln der Totale, Halbtotale und dem Close up umzugehen weiß. Manfred Förster begleitet Künstler fotografisch bei Ihrer Arbeit und das über einen langen Zeitraum. Der längste Prozess dauert nun schon über 12 Jahre an. „Wir schauen ob wir es zusammen aushalten und wenn wir beide miteinander können, dann kann ich fotografieren“, beschreibt Manfred Förster die Zusammenarbeit. Dabei arbeitet Manfred Förster mit den Gegebenheiten, die er vorfindet. Er inszeniert nicht, es gibt kein künstliches Licht. Manfred Förster beobachtet und schafft es – neben den formal perfekt gesetzten Totalen und Halbtotalen – vor allem in den Porträts und in den nahen Fotos eine unglaubliche emotionale Nähe aufzubauen. Diese Fotos sammelt Manfred Förster in Kisten und trifft dann eine Auswahl. Diese Auswahl findet dann in Leporellos als Vorstufe Platz und wird am Schluss des Prozesses zu einem Buch. Ein Buch das von Hand gemacht wird und in Kleinstauflage – oder als Unikat – auf dem Kopiergerät entsteht. Damit stellt der Künstler auch sicher, dass der gesamte Prozess in seinen Händen bleibt. Die Bücher werden japanisch gebunden

Zwei Arbeiten faszinieren auf ganz besondere Weise. Die fotografische Arbeit zu Jonathan Messe, den Förster 1998 in Galerie Buchholz und 1999 im Kölnischen Kunstverein mit seiner Kamera auf Film festhielt. Bei der Pressekonferenz in Rolandseck in diesem Jahr zeigte Förster Jonathan Meese seinen kleinen Leporelloband, den dieser dann beschrieb. Eine Rarität der ganz besonderen Art. Der zweite Band der außerordentlich fasziniert, ist die fotografische Arbeit zu Heinz Breloh, der ihn bei seiner Arbeit zu einer „Lebendsgröße“ in Magdeburg zeigt. Unglaublich eindringlich dokumentiert Förster den Entstehungsprozess, mit unglaublichen Fotos, die den Künstler Gipsverschmiert zeigen, oder wie er mit der Figur und deren Formfindung kämpft. In der Ausstellung sind sie jetzt in dem postkartengroßen Leporello zu sehen und man wünscht sich diese Bilder im großen Format zu erleben. Förster so spürt man es förmlich führt einen fotografischen Dialog mit dem Künstler Breloh. Die Fotos die letztlich in die Leporellos publiziert werden, werden von den Künstlern autorisiert. Ausgangspunkt, ob Förster mit einem Künstler Kontakt aufnimmt, ist aber immer das Interesse und das fasziniert Sein von dessen Arbeit.

Perspektive 02: Der Künstlerbuchsammler
Manfred Förster ist nicht nur Fotograf und Künstlerbuchmacher, sondern er sammelt sie auch. Bestenfalls, wenn der Künstler noch keines gemacht hat, regt er an, verschenkt schon einmal eine Kladde. Die Leidenschaft für Bücher hat aber nicht nur künstlerische Gründe, sondern auch ganz pragmatische, etwa dass im heimischen Haus in Gummersbach der Platz mit den Jahren immer weniger wurde. Es sind wunderbare Stücke in unglaublicher Vielfalt dabei, Bücher von Malern, von Bildhauern, in einem Buch ist gar eine Drahtplastik zwischen den Buchdeckeln versteckt. In der Ausstellung in der Kunst- und Museumsbibliothek sind neben den Büchern und Leporellos von Manfred Förster auch Bücher von Heike Kati Barath, Victoria Bell, Heinz Breloh, Mic Enneper, Horst Hahn, Heinrich Küpper, Jonathan Meese, Peter Nagel, Norbert Prangenberg, Inge Schmidt, Vincent Tavenne, Michael Toenges, Peter Tollens, Ina Weber und Josef Wolf zu sehen. Ergänzend zeigt die Kunst- und Museumsbibliothek Buchwerke von Manfred Förster zur Arbeit von Jannis Kounellis, Hans Delfosse, Gerrit Göllner und Jon Shelton.

„Aus fernen Welten“
Andere und eigene Bücher von Manfred Förster

Kunst- und Museumsbibliothek
Lesesaal im Museum Ludwig
Heinrich Böll Platz
Köln-Innenstadt

19.9.2009-2.11.2009
Eröffnung, Freitag 18.9.2009, 19 Uhr
Bei der Ausstellungseröffnung führt Jens Peter Koerver in die Thematik ein. Manfred Förster und weitere Künstler sind anwesend.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung