Anlässlich des 100. Geburtstags des Museum Schnütgen hatten Besucher heute freien Eintritt in die Ausstellung. Am Abend findet in der zum Museum gehörenden Cäcilienkirche das Jubiläumskonzert „Rheinische Melismen“ statt. Unter musikalischer Leitung von Norbert Rodenkirchen werden die Sängerinnnen Lydia Brotherton und Sabine Lutzenberger mittelalterliche Gesänge aufführen. Mit Harfe und mittelalterlichen Traversflöten wird das Ensemble „Candens Lilium“ die Gesänge begleiten.

Nur noch Restkarten für das Konzert
Einige der heute Abend gebotenen Musikstücke haben einen lokalen Bezug: Auf dem Programm stehen Originalgesänge des damaligen Klosters Cäcilien, die erst kürzlich aus einer Handschrift des Gebetsbuchs der Anna von Hachenberch erschlossen wurden. Die Handschrift aus dem Jahr 1520 befindet sich in der Sammlung des Museum Schnütgen. Außerdem werden unter anderem Gesänge der Hildegard von Bingen und Instrumentalversionen rheinischer Liedweisen und Sequenzen aufgeführt. Für das Konzert gibt es nur noch Restkarten an der Abendkasse. Der Eintritt kostet 10 Euro, ermäßigt 6 Euro.

Am Mittag Empfang geladener Gäste
Norbert Rodenkirchen, Leiter der Konzerte des Museums Schnütgen, gab bereits heute Mittag bei einem Empfang für geladene Gäste eine musikalische Kostprobe. Neben Oberbürgermeister Jürgen Roters waren Angehörige zweier dem Schnütgen Museum verbundenen Institutionen anwesend: Dr. Stefan Kraus, der Leiter des Diözesanmuseums und Thomas Böhm, Programmleiter des Literaturhauses. Auch zahlreiche Mitglieder des Fördervereins „Pro Arte Medii Aevi – Freunde des Museum Schnütgen e.V.“ sowie deren Vorsitzender, Konrad Adenauer, waren geladen. Oberbürgermeister Roters erinnerte in seiner Ansprache an die wechselvolle Geschichte der Sammlung Schnütgen.

Alexander Schnütgen schenkte seine Sammlung der Stadt Köln
Mehr als 10.000 Objekte kirchlicher Kunst umfasste Alexander Schnütgens (1843-1918) Sammlung, als der Kölner Domkapitular eine folgenreiche Entscheidung fällte: Am 14. April 1906 unterbreitete er dem damaligen Kölner Oberbürgermeister Wilhelm Bernard von Becker das Angebot, die Sammlung der Stadt Köln zu übereignen. Nur fünf Tage später nahm die Stadtverordnetenversammlung die großzügige Schenkung an. „Damals war der Rat noch schnell“, scherzte Roters beim heutigen Empfang. Sein erstes Domizil fand die Sammlung Schnütgen in einem eigens errichteten Anbau zum bereits bestehenden Kunstgewerbemuseum am Hansaring. Nach nur zweijähriger Bauzeit eröffnete das Museum am 26. Oktober 1910. An der Ersteinrichtung war Alexander Schnütgen selbst noch maßgeblich beteiligt.

Museum Schnütgen nach dem Zweiten Weltkrieg erstes wiedereröffnetes Kölner Museum
1932 bezog das Schnütgen-Museum als eigenständige Einrichtung das neu aufgebaute ehemalige Deutzer Heribertkloster. 1945 war das Museumsgebäude zerstört, die Rückkehr der ausgelagerten Bestände nicht mehr möglich. Am 5. Mai 1956 eröffnete das Schnütgen-Museum als erstes aller Kölner Museen – in der Cäcilienkirche, ergänzt durch einen von Karl Band an der Südseite errichteten Bibliotheksanbau. Der besondere Ort prägte in den Folgejahren Profil und Wahrnehmung des Museums, das zu den wichtigsten Horten mittelalterlicher Kunst weltweit zählt.

Das neue Museum Schnütgen
Nach umfassender Sanierung der Cäcilienkirche ist seit 23. März 2003 die neu konzipierte Schausammlung zu sehen. Bis zur Eröffnung der bereits mitgeplanten neuen Schausammlungsräume im Doppelmuseum am Neumarkt am 22. Oktober 2010 vergingen mehr als siebeneinhalb Jahre. Nun verfügt das Museum Schnütgen über völlig neue Präsentationsmöglichkeiten: Es gibt eine 1.300 Quadratmeter große Wechselausstellungsfläche, einen großen Vortragssaal, in dem der heutige Empfang anlässlich des 100. Geburtstags stattfand, und eine neue Bibliothek für die rund 35.000 Bände umfassende Spezialbibliothek zur Kunst des Mittelalters. Neben der Cäcilienkirche sind die mittelalterlichen Kunstwerke jetzt auch in einer modernen Ausstellungshalle zu sehen. Zusätzlich ist der Museumsanbau von Karl Band aus den 1950er Jahren zur Präsentationsfläche geworden. Mit dem Cäciliengarten hat das Museum Schnütgen auch noch eine Ausstellungsfläche unter freiem Himmel hinzugewonnen. Die Sammlung konnte das Museum mittlerweile um zahlreiche kostbarste Stücke erweitern, sie umfasst heute rund 13.000 einzigartige Objekte aus rund 1.000 Jahren.

Mit 100 Jahren endlich "groß"
Die kommissarische Direktorin des Museum Schnütgen, Dr. Dagmar Täube, äußerte in ihrer Rede zum heutigen 100. Geburtstag des Hauses einen Wunsch: Das Museum Schnütgen, das trotz seiner international bedeutenden Sammlung mittelalterlicher Kunst in der Kölner Museumslandschaft immer noch als „kleines Haus“ gelte, möge nun endlich zu den großen und wichtigen Museen der Stadt gezählt werden.

Infobox
Konzert in der Cäcilienkirche anlässlich des 100. Geburtstags des Museum Schnütgen
Mittelalterliche Gesänge und Instrumentalmusik
Lydia Brotherton, Sabine Lutzenberger
musikalische Leitung Norbert Rodenkirchen

Dienstag, 26.Oktober 2010
19:00 Uhr

Eingang über das
Museum Schnütgen
Cäcilienstraße 29-33
50667 Köln


Alexandra Spürk für report-k.de/Kölns Internetzeitung