Infolge der vor allem im Bereich der Architektur lang verbreiteten schwarz-weiß Fotografie nehmen wir Architektur häufig zunächst in Grau wahr, so der stellvertretende Landeskonservator vom LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Ulrich Stevens. Dabei seien insbesondere Kirchen, Zunft- und Bürgerhäuser in früheren Jahrhunderten vorwiegend farbprächtig gestaltet worden. Während die St. Maria Lyskirchen in Köln noch heute rosa-weiß gestreift ist, sind andere Kirchen und Bauten nach ihrer Restauration oder im Original steinsichtig gehalten, wie zum Beispiel der Limburger Dom.

Ob und wie die originale Farbgebung wieder hergestellt werden kann, bedarf einer umfangreichen Befunduntersuchung. Und selbst dann mag man sich zuletzt gegen einen Neuanstrich entscheiden, weil dieser nicht in das Stadtbild passt. Oder weil das Bauwerk in sich nicht einheitlich ist; es verschiedene Baustile vereint, die im Laufe von Jahrzehnten oder – hunderten von Architekten und Restaurateuren an das Gebäude herangetragen wurden.  

Auf der Suche nach der Originalfarbe
Wie Stevens erklärt, gäbe es zwei Möglichkeiten für die Bestimmung der neuen Farbgebung eines denkmalgeschützten Gebäudes: die erste, und seriösere bestehe in einer Befunduntersuchung. Dabei untersucht ein Restaurateur Schicht für Schicht die Bausubstanz, um die Eigenfarbigkeit des Gebäudes zu ermitteln. Je bedeutender das Bauwerk, desto gründlicher sei auch die Befunduntersuchung. Denn die Denkmalpflege sei in erster Linie an der Erhaltung der historischen Substanz interessiert. Lässt sich diese nicht einwandfrei ermitteln, bleibe die Alternative einer Analogiefassung: der Restaurateur untersucht den bauhistorischen Kontext und entscheidet sich sozusagen für die ehemalige „Mode-Farbe“.     

„Mit Farbe kann man ein Gebäude schädigen“
Die zweite, und leider die häufigere Möglichkeit zur Farbbestimmung, so Stevens, sei die Erwägung darüber, welche Farbe zu dem jeweiligen Gebäude passen könnte, damit es sich zum Beispiel in das Stadtbild einreiht. Entscheidend sei bei beiden Varianten allerdings häufig nicht nur der Farbton, sondern vor allem die Farbtechnologie. Bauphysisches und – chemisches Verständnis sei dafür unerlässlich: denn „mit Farbe kann man ein Gebäude durchaus schädigen“, so Professor Norbert Schöndeling vom Institut für Baugeschichte und Denkmalpflege der FH Köln. Eine Neufärbung zur Restaurierungszweck habe dagegen eine konservatorische, weniger eine gestalterische Funktion.

„Pigment ist teuer“
Vor 300 Jahren waren die Städte viel grauer und eintöniger als heute, so Schöndeling. Umso farbprächtiger waren die damaligen Kirchen oder die Gebäude von Adeligen, die sich einen Farbanstrich leisten konnten. Heute gehe der Trend in eine vorwiegend ‚farblose’ Fassadenoptik. So, dass die Denkmalpflege sich vor einigen Jahren den Ruf gefallen lassen musste, die Städte wieder grau und trist zu machen, schmunzelte Stevens. Bei einer Farbrestaurierung stehe die Preisfrage nicht ganz außer acht. Denn „Pigment ist teuer“, so der Diplom-Restaurateur Christoph Schaab. Vor allem, wenn die Farbe darüber hinaus Qualitativmaßstäben gerecht werden soll, um das zum Teil jahrhundertealte Baumaterial nicht zu zerstören.

„Denkmalpflege und Farbigkeit“ ist die inzwischen 13. Tagung im Rahmen der Reihe „Kölner Gespräche zu Architektur und Denkmalpflege“, die das LVR-Amt für Denkmalpflege und die FH Köln jährlich zwei Mal organisieren. 150 Fachkräfte aus der Architektur, dem Ingenieurwesen und der Denkmalbehörden nahmen heute daran teil.

[il, Foto: Rolf Handke|www.pixelio.de]