Im Stadion von Nizza spielten sich schlimme Szenen ab. Foto: privat

Nizza/Köln | Was für ein grauenhafter Fußball-Abend…

Das 1:1 des 1.FC Köln bei OSG Nizza zum Auftakt der UEFA Conference League-Gruppenphase geriet angesichts der Randale im Vorfeld der Partie vollends in den Hintergrund. Das Sportliche (Tor: Sebastian Tigges) interessierte aufgrund der schrecklichen Prügel- und Absturzbilder eines Beteiligten nachher kaum jemanden.

Stattdessen drohen erneut Konsequenzen, wie so oft in der Vergangenheit.

Ausschreitungen in Nizza: 1.FC Köln droht ein Nachspiel

Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi fordert vom FC eine Entschädigung. Der Franzose postete in den sozialen Netzwerken: „Ich bedaure das unhöfliche und skandalöse Verhalten der Kölner Fans und die Respektlosigkeit gegenüber der Stadt, die sie großzügig und brüderlich aufnimmt. Rechnungen über Beschädigungen und Reinigungen öffentlicher Räume senden wir an den Kölner Klub.“

Dabei hatte der Tag so friedlich begonnen, mehr als 10 000 FC-Fans hüllten die Stadt in rot, Videos machten die Runde, in denen man Präsident Werner Wolf in bester Laune mitsingen sieht.

Doch im Stadion zeigte sich dann die Fratze des Fußballs, als selbsternannte Anhänger beider Lager aufeinander losgingen. „Wahnsinn was hier los war“, sagt ein aus Köln mitgereister Fan, der die Szene aus nächster Nähe erlebte, „von den Kölnern wurde einer lebensgefährlich angestochen, dann sind die rüber, Pariser waren auch dabei.“

FC-Boss Christian Keller zu den Vorkommnissen bei RTL konsterniert: „Ich habe keine Worte dafür. Diese paar Leute, die das gemacht haben, auf beiden Seiten, die dieses Fußball-Fest fast zerstört haben, die muss man ausfindig machen und entsorgen.“

Die Videoaufzeichnung, auf der der Sturz eines Zuschauers von der Tribüne geradezu bejubelt wird, macht mich fassungslos.

Polizeipräsident Falk Schnabel

Nach den Ausschreitungen im französischen Nizza am Donnerstag (8. September) hat die Polizei Köln noch am Abend eine Besondere Aufbauorganisation eingerichtet und erste Recherchen veranlasst.

Polizeipräsident Falk Schnabel äußert sich entsetzt über die Bilder der Ausschreitungen beim Conference League Spiel in Nizza: „Es wird einmal mehr deutlich, dass wir Gewalttäter von den Stadien fernhalten müssen. Die Videoaufzeichnung, auf der der Sturz eines Zuschauers von der Tribüne geradezu bejubelt wird, macht mich fassungslos. Ich bitte alle, die Aufnahmen von Gewalttaten gemacht haben, diese der Polizei Köln zur Verfügung zu stellen. Sie helfen uns damit, Gewalttäter zu identifizieren und friedliche Zuschauer, insbesondere beim Rückspiel, zu schützen.

Wir werden alles daran setzen, dass sich die Szenen von Nizza in unserer Stadt nicht wiederholen. Mit dem 1. FC Köln gab es bereits einen ersten Austausch. Der Verein hat zugesagt, die Polizei Köln bei der Aufklärung der Vorfälle vollumfänglich zu unterstützen.“ Inzwischen hat die Polizei Köln eine Ermittlungsgruppe beim Kriminalkommissariat 45 eingerichtet und folgendes Hinweisportal freigeschaltet:

Zeugen, die Fotos oder Handy-Videos gefertigt haben, werden dringend gebeten, diese auf das Portal hochzuladen. Alle sonstigen Hinweise nimmt die Polizei Köln unter der Telefonnummer 0221/229-0 oder per Mail an poststelle.koeln@polizei.nrw.de entgegen.

Auch die UEFA reagierte bereits. Laut der französischen Sportzeitung L´Equipe hat der mächtige Verband die Eröffnung zweier Disziplinarverfahren gegen beide Klubs angekündigt.

(red02)