Die Situation ist ein wenig vergleichbar mit der im Boxsport. Da dreht sich meistens alles nur ums Schwergewicht. Je weniger die Kämpfer wiegen, desto geringer scheint das Interesse außerhalb der Fangemeinde. Ausgenommen sind natürlich alle wirklichen Experten, die tatsächlich jeden auch nur halbwegs bekannten Fighter  kennen. Namen wie Quijano, Saddex, Adlerflug oder Kamsin repräsentieren im deutschen Turf quasi das Schwergewicht. Sie sind  selbstverständlich auch Leuten geläufig, die nicht jeden Tag zum Galopprennen gehen. Von Abbadjinn jedoch werden  vermutlich nur wenige schon mal etwas gehört haben. Nichtsdestotrotz ist der vierjährige Wallach einer der großen Aufsteiger der Saison 2008. Gewissermaßen abseits der Schlagzeilen ging sein Steilflug vonstatten. Und er startete tatsächlich durch, nahezu aus dem Stand. Es passierte in diesem Frühjahr in einem Rennen in Baden-Baden, welches für Abbadjinn im Prinzip gleich mehrere Nummern zu groß zu sein schien. Abbadjinns Wetter brauchten im 37. von Wert – Benazet-Rennen um ihre Einsätze dennoch aber nie zu zittern. Der Wallach gewann souverän und übersprang dabei gleich ein paar Klassen, bestand gewissermaßen sein Abitur als Obersekundaner. Danach ging’s für ihn nach Hamburg, wo der von Peter Rau im westfälischen Warendorf trainierte Sprinter abermals gut lief. Denn vom dreijährigen Overdose bezwungen worden zu sein, war alles andere als eine Schande. Der ungarische Hengst steht schließlich im Ruf, ein „Wunderpferd“ zu sein, und ist dementsprechend noch ungeschlagen.

Abbadjinns Konkurrenz
Der in der LOTTO-Hamburg-Trophy hinter Abbadjinn platzierte Franzose Mariol gewann in seiner Heimat später noch eine höher angesiedelte Prüfung, was den Wert des Hamburger Rennens im Nachhinein indirekt noch weiter aufwertete und mithin Abbadjinn am 10. August in Köln zum klaren Favoriten für die Oppenheim Fonds Trust Silberne Peitsche (17.10 Uhr) stempelt. In der Gruppe-III-Prüfung über 1.300 Meter wird ihn selbstverständlich wieder Torsten Mundry reiten, der bis dato ausnahmslos und stets in seinem Sattel saß. Abermals zählt auch ein Franzose zur Konkurrenz, wobei der gleichaltrige Prince Fasliyev von Maxime Guyon geritten wird. Der junge Mann ist Lehrling bei André Fabre, Frankreichs „Trainerpapst“. Aber schon so gut, dass Fabres Kollege Henri Alex Pantall  sich freute, ihn für die kleine Deutschland-Expedition „ausleihen“ zu dürfen. Ob das Satteltalent mit Prince Fasliyev allerdings dem Favoriten Abbadjinn das Fürchten lehren kann, muss abgewartet werden. Dazu sollte eher Iguazu Falls in der Lage sein, ein dreijähriger Hengst aus England mit Ted Durcan im Sattel. Der Südafrikaner gewinnt Jahr für Jahr bei den Meetings in Dubai mit schöner Regelmäßigkeit die meisten Rennen. Da Trainer Saeed Bin Suroor, der Chef des großen Godolphin Stalles von Sheikh Mohammed Al Maktoum, Iguazu Falls eigens für das Kölner Rennen nachgenannt hat, sollte eine gute Vorstellung  schon zu erwarten sein. Alaska River (Jockey: Andrasch Starke), Contat (Rastislav Juracek), Florado (Andreas Göritz), Key to Pleasure (Adrie de Vries),  Shinko’s Best (Terry Hellier), Lips Arrow (Jean-Pierre Carvalho) und Manipura (Andreas Suborics) heißen Abbadjinns Gegner aus Deutschland. Davon ist sicher kein einziger zu unterschätzen. Aber wirklich gefährlich dürfte – über die jüngste Hamburger Form gerechnet – für Abbadjinn keiner werden. Der Höhenflug kann also weitergehen.

Neun Starter beim Jacob Fleischhauer-Cup
Im Gegensatz zum mit 50.000 EUR dotierten Top-Rennen des Tages, bei dem kurz nach dem Start bereits der Schlussbogen kommt und es dann schon auf die Zielgerade geht, wird der Weg im Autohaus Jacob Fleischhauer-Cup (16.35 Uhr) weiter und weiter.  3.000 Meter liegen nämlich vor dem neunköpfigen Starterfeld. Wer am Ende die im wahrsten Wortsinn größte Pferdelunge besitzt, der gewinnt. Vielleicht wird es ja der auf Distanzen dieser Art bewährte Kölner Wallach Brisant sein. Mit Ryan aus Tschechien sowie den englischen Stuten Alleviate und Si Belle rückt indes auch hier internationale Konkurrenz an, sodass die Listenprüfung für den von Michael Trybuhl trainierten und von Andreas Suborics gerittenen Distanzspezialisten kaum im  Spaziergang zu gewinnen sein wird. Das Kölner Autohaus Fleischhauer hat obendrein noch diverse Patenschaften im Rahmenprogramm übernommen. Darunter befindet sich auch der Audi AG-Cup (14.30 Uhr), ein Weltmeisterschaftslauf der Amateurrennreiterinnen, die am Sonntag aus nicht weniger als 8 Nationen nach Köln kommen.

Weitere Rennen des Tages
Außerdem stehen drei Rennen für arabische Vollblüter auf der Karte mit insgesamt 11 Prüfungen. Die Rennen für Araber erfreuen sich hierzulande einer ganz besonderen Gunst von Sheikh Hamdan Al Maktoum. Der Al Maktoum Preis von Europa (16.05 Uhr) gehört sogar zu den wichtigsten Prüfungen der deutschen Saison. Aus diesem Anlass wird es im Weidenpescher Park wieder die obligatorische „große Bescherung“ für die Zuschauer geben. Bunte Regenjacken, Schirme, Reiseutensilien, T-Shirts, kleine Radios und Baseball-Caps. Dies alles liegt einmal mehr auf dem Gabentisch, und natürlich nicht zu knapp. Ein Ausblick auf den kommenden Kölner Turfsonntag wäre jedoch unvollständig, ohne das Oppenheim-Rennen (15.00 Uhr) erwähnt zu haben. Im alten Weidenpescher Traditionstitel war in all den vorausgegangenen Jahrzehnten oft schon „Zukunftsmusik zu hören“. Schließlich wendet sich die Listenprüfung ausschließlich an Zweijährige, die jüngsten vierbeinigen Akteure auf allen Rennbahnen der Welt. Spätere große Karrieren,  die im Oppenheim-Rennen ihren Anfang genommen haben, gibt es zuhauf. Diesmal sieht es danach aus, dass solle ein Hengst namens Zarrado die erste Geige in der diesjährigen Zukunftsmusik spielen. Aber der Junge ist allein auf weiter Flur. Schon der nicht vorhandene Proporz könnte sich als sein spezielles Handicap erweisen. Zarrado ist nämlich der einzige Hengst unter den sieben Startern. Dass ihn die sechs Vollblut-Teenies bereits vor dem Rennen aus dem seelischen Gleichgewicht gebracht haben könnten, ist also keinesfalls von der Hand zu weisen. Doch Dienst ist Dienst, und Schnaps ist Schnaps. Auch bei jungen Rennpferden.

Infobox:
Erster Start: 13.30 Uhr  
Letztes Rennen: 18.45 Uhr

Kölner Renn-Verein 1897 e.V.
Rennbahnstraße 152
50737 Köln

[jb; Quelle: Kölner-Renn Verein]