Köln, 10.9.2007, 8:30 Uhr > Belästigungen und sexuelle Grenzüberschreitungen gegenüber Jugendlichen sind im Sport nach wie vor ein Tabuthema und werden schnell als verharmlosende ‚Alltäglichkeit’ abgetan. Der Kölner Arbeitskreis ‚Rote Karte- gegen sexualisierte Gewalt im Sport’ will in diesem Jahr mit dem Pilotprojekt „Respekt vor Grenzen – mehr Spaß im Sport“ starten. Die Finanzierung steht noch auf wackligen Füßen und die Organisatoren sind auf Spenden angewiesen.

Das im Jugendsport zuweilen der zwischenmenschliche Umgang recht rau sein kann, liegt vermutlich in der Natur der Sache. Raufen, schupsen, rempeln, gehört dazu, schließlich ist der Sport, ob im Verein oder in der Schule, ein Baustein zur Sozialisation Jugendlicher, wo Teamfähigkeit und der respektvoller Umgang mit anderen Menschen trainiert werden soll. Soweit die Theorie. Die Praxis sieht oftmals anders aus. Verbale, persönliche oder körperliche Grenzen werden da leicht mal überschritten. Nicht nur untereinander sondern, sondern auch von Seiten der Trainer und Trainerinnen. Da kommt z.B. der Betreuer überraschend in die Umkleidekabine und taxiert die Mädchen oder Jungen auffällig lange. Oder es wird während des Sports eine zu intensive körperliche Hilfestellung geboten, die deutlich unter die Gürtellinie bis hin zur Genitalberührung geht, oder die Leistungen werden mit locker flockigen, anzüglichen Sprüchen kommentiert. „Obwohl das von den Jugendlichen als sehr unangenehm empfunden wird und sie sich belästigt fühlen, getrauen sich viele nicht, sich dagegen zu wehren. Aus Angst oder Scham und weil sie in einem Abhängigkeitsverhältnis stecken“ erklärt Frauke Mahr vom Mädchenhaus – Lobby für Mädchen in Köln den schwierigen Umgang mit dem Tabuthema sexualisierte Gewalt und Belästigung im Sport. Und ergänzt, dass das Thema aber keinesfalls ein spezifisches Problem des Sports ist, sondern tagtäglich und überall vorkommt – eben auch im Sport.

Das Pilotprojekt „Respekt vor Grenzen – mehr Spaß im Sport“ ist eigentlich ein Präventionsprojekt zum Schutze der Jugendlichen, gegen sexualisierte Gewalt und Belästigung im Sport. Finanziert werden soll das Vorhaben durch Spenden, nicht durch öffentliche Gelder. Die Bethe-Stifung zeigt ebenfalls die ‚Rote Karte’ hat eine Spendenverdopplung zugesagt, um die Umsetzung des Zertifikates zu ermöglichen. Das heißt, jede Einzelspende bis 2.000 Euro, die bis zum 4. Dezember 2007 eingeht, wird von der Stiftung bis zu einer Gesamtsumme von 12.000 Euro verdoppelt.

Gestartet wird das Projekt in Köln und soll später auf Nordrhein-Westfahlen und die Bundesrepublik aus geweitet werden. Ziel ist es, die Sportvereine für dieses Thema zu sensibilisieren und ihnen die Möglichkeit zugeben, durch ein Zertifikat auch nach Außen zu zeigen, das ihnen das Wohl der Kinder am Herzen liegt. Dabei geht es nicht nur um Lippenbekenntnisse, sondern die Vereine müssen auch im Rahmen eines Maßnahmekataloges nachweisen, das es ernst Meinen. Z.B. durch:
– Fortbildungen der MitarbeiterInnen zur Prävention sexualisierte Gewalt
– Vorweisen eines Führungszeugnisses für alle Mitarbeiter
– Einführung eines Beschwerdemanagements und
– Unterschreiben des Ehrenkodex des Landessortbundes NRW

„Wir haben hier eine große Verantwortung, schließlich sind Sportvereine, zusammen genommen die größte Jugendorganisation. Und wir wollen mit unserer Präventionsarbeit auch ein positives Signal an die Eltern geben, obwohl wir wissen, dass wir keine 100-prozentige Sicherheit vor Grenzüberschreitungen bieten können.“ sagt Dagmar Ziege, stellvertretende Geschäftsführerin des StadtSportBund Köln, Mitglied des AK ‚Rote Karte’. Unterstützt wird das Projekt auch von Prominenter Seite, unter anderem von der zweimaligen Olympiasiegerin Ulrike Nasse-Meyfarth, den Paralympicsiegern Volker Schmidt und Axel Hecker sowie von der TV-Moderatorin Bettina Böttinger.

Spendenkonto:
Spenden bitte an den Stadtsportbund Köln
Sparkasse KölnBonn,
Kto.Nr.: 4 19 29 51
BLZ 370 501 98
Stichwort „Rote Karte“.

Brigitte Maser für report-k.de / Kölns Internetzeitung
Foto: pixelio.de