Der Glaskasten


 


„Heinz Bähr ist Family“ und ein hervorragendes Beispiel für die Designerjugend


Gestalter, selbst die Großen, stehen oft nicht in der öffentlichen Wahrnehmung. Nur eine Clique von Fachleuten kennt Sie und man kennt sich dort. Vielen Menschen ist nicht bewußt wie stark Gestalter die visuelle Wahrnehmung der Öffentlichkeit beeinflussen.


 


Sie sind es, die den Geschmack, Zeitgeist, die Moden der Zeit prägen. Später historisch gesehen, helfen diese Arbeiten ganze Epochen visuell einzuordnen. Denken Sie nur mal an das Plakat „Die weiße Frau“ von Persil. (das ist nicht von Heinz Bähr, aber wahrscheinlich Ihnen unseren Lesern mehr vor Augen)


Prof. Dr. Michael Erlhoff




Erik Spiekermann, hielt seine Rede, nach anfänglichen Koordinationsschwierigkeiten mit seinem Manuskript, doch lieber frei


 


Heinz Bähr, geehrt von Prof. Erlhoff und der Design-Ikone der 90er Jahre Erik Spiekermann. Alte Weggefährten trafen und treffen hier aufeinander. Und auch ein bisschen Kölner Kultur-Geschichte wehte durch den Glaskasten.


 



In der Mitte Gigi Campi


 


Im Publikum Jazz-Freund Gigi Campi, der legendäre Eisdielen Besitzer im Funkhaus am Wallrafplatz. Für ihn und seine Jazz-Leidenschaft hat Heinz Bähr eine Reihe bekannter Plakate gestaltet und sich so einen Ruf als Plakatgestalter auch über die Grenzen Kölns hinaus verschafft.


 





Stefan Moritz hielt die studentische Laudatio und schloß mit den Worten „Heinz Bähr ist Family“


 


Vorgeschlagen hat Stefan Moritz, einer der ersten Absolventen des Studienganges European Design Studies MEDES, Heinz Bähr für den Kölner Klopfer. Und sein Vorschlag hat sich in der Studentenschaft durchgesetzt. Gegen Vorschläge wie die Typo-Ikone Kurt Weidemann, den manche auch den Typographie Papst Deutschlands nennen, gewann der Moritz´sche Vorschlag Bähr mit 63% der Stimmen.


 



 


Moritz hatte Bähr vorgeschlagen, da dieser emeritierte als Moritz als Erstsemester an die Kölner Hochschule kam. „Ich habe ihn noch ganz still und leise hinausgehen sehen“ erinnert sich Stefan Moritz. Und weil es über Bähr kaum Konkretes zu finden gibt. Moritz selbst wurde von Spiekermann auf den Gestalter Bähr aufmerksam gemacht. Eine der Bährschen-Arbeiten hängt zwar im MOMA in NEW YORK, aber hierzulande ist Bähr kaum erfasst, bekannt. So auch sein Werk nicht. Kaum eine öffentliche Institution hat Bähr gesammelt. Die meisten der Bähr´schen Arbeiten befinden sich in dessen Privatbesitz.


 


Stefan Moritz kam extra aus London zur Preisverleihung nach Köln. Dort beschäftigt er sich aktuell mit Service-Design. Im Rahmen seiner Ausbildung war Moritz auch zwei Jahre im Ausland, eines davon in Mailand und eines in Helsinki.




Geschäftsberichts-Design-Guru Klaus Kuhn aus Köln lauschte angeregt den Ausführungen von Spiekermann


Bähr bei der Preisverleihung


 


Um so erstaunlicher erscheint die Wahl der jetsettenden Studentenschaft, dass Sie gerade diesen zurückhaltenden, das Handwerk, wie die intellektuelle Auseinandersetzung gleichermassen fordernden und auch in der Umsetzung klassischen Gestalter auswählten. Auch im lokalen Bezug zu Köln. Einen, wie Heinz Bähr, der lieber andere reden läßt. Heinz Bähr, sagte gegenüber report-K sichtlich gerührt in der Ausstellung ganz bescheiden: „Ich freue mich über diese Bestätigung meiner Arbeit, jetzt weiß ich, dass ich es gut gemacht habe.“ Damit meint Bähr auch seine Tätigkeit als Lehrender. Und die hatte er sehr lautlos verlassen, er ist einfach aus der Tür rausgegangen. Und da hatte er sich dann in seinem Unruhestand schon gefragt, ob er alles richtig gemacht hat, schließlich kam erst einmal keine Resonanz mehr. Diese Selbstzweifel, machen Bähr sympathisch, dieses immer wieder Hinterfragen, auch der eigenen Person macht einen großen Gestalter aus. Denn nur hinterfragtes kann richtig umgesetzt werden und dann auch wieder vom Publikum, Leser, Rezipienten richtig gedeutet oder in den richtigen Kontext gesetzt werden. Dies hob auch Erik Spiekerman in seiner Laudatio hervor.


 


Bähr und die Kölner Szene 


Spiekermann brachte aber auch auf den Punkt, wieviel Bähr für die Kölner Szene getan hat. Und da nickten einige alte Hasen im Publikum, wie Klaus Kuhn, auch eine der prägenden Kölner Gestalterfigunren der 70/80/90er Jahre, zustimmend. Die Ironie im Werk Bährs, die Präzision lobte Spiekermann und fand prompt einen typografischen Fehler im Ausstellungsplakat für Heinz Bähr. Das hätte es bei Heinz Bähr nicht gegeben, reklamiert dann Spiekermann.


 


Die Laudatio von Spiekermann sehr persönlich. „Heinz der Kölner, Heinz der Freund, Heinz der Designer“, so betitelt Spiekermann seine Rede. Vor allem die intellektuelle Auseinandersetzung von Bähr und dessen Übersetzung ins Visuelle stellte Spiekermann in den Vordergrund. Bähr´s reflektierte, engagierte, präzise Arbeitsweise, gepaart mit leiser Ironie ist das, was den Gestalter ausmacht. Spiekermann bemüht hierzu das Motiv des Zimmers. Das Zimmer des Nichtwissens, Hinterfragens ist das Zimmer in dem Bährs Arbeit immer wieder beginnt. Schön wird es wenn Spiekermann persönlich wird und auch ein wenig lebendige Designgeschichte an uns vorüberzieht, der Rapidograph, Letraset, alles längst vergangene Hilfsmittel der Gestaltung. Und dann haben Spiekermann und Bähr nächtelang über die größte Revolution im Designerbusiness verbracht, den Macintosh. Auch dem hatte sich Bähr nicht verschlossen. Ganz im Gegenteil.




Bähr mit Klopfer auf dem Weg in die Ausstellung


und im Medienrummel


 


Es macht Spaß, den bescheidenen Heinz Bähr, charmant zurückhaltend, in dieser, seiner ihm gewidmeten schönen und interessanten Ausstellung, zu erleben. Das ein und andere Plakat-Schätzchen das man schon längst wieder vergessen hatte, wiedersieht. Vor allem sich einen Überblick verschaffen kann über das Design aus vier Jahrzehnten. Und das nicht in provinzieller, sondern in internationaler Flughöhe. Der Ausstellung wünschen wir viele Besucher.



Klatschspalte: 
Zu Essen gab es Leckereien aus der Campi´schen Küche und da wurden die Gäste, Studentinnen und Studenten auf höchstem Niveau verwöhnt: bruschettas vom Allerfeinsten > romana, messicana, fior di bosco, trevisana, calabrese und alla enrico. Dazu Sion Kölsch und klassische Weiss- und Rotweine.


 


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DIE AUSSTELLUNG


Prof. em. Heinz Bähr – Von Rastern und Elefanten


 


Vernissage und Preisverleihung mit dem Preisträger Heinz Bähr:


Freitag, 3. Juni 2005, 19 Uhr


Laudatio: Erik Spiekermann


 


Finissage


Freitag, 17. Juni 2005, 19 Uhr


 


Ausstellung Öffnungszeiten


Mo-Fr 17-21 Uhr und Sa 10-13 Uhr


Köln International School of Design


Südstadt
Ubierring 40


50678 Köln


 


Kontext:


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