Köln | Am 11. September 2015 starten die Kölner Haie in die neue DEL Saison 2015/2016 mit einem Heimspiel in der Lanxess Arena gegen EHC Red Bull München. Report-K sprach mit dem Geschäftsführer der Kölner Haie Peter Schönberger über die Vorbereitung auf die neue Saison, das erste Etappenziel die Play Offs, den neuen BISSnes Club und die Nachwuchsarbeit.

Dies ist die erste Saison als Geschäftsführer der Kölner Haie, bei der Sie auch die Vorbereitung mit begleiten können. Was macht den Unterschied und wie haben Sie die Vorbereitung erlebt?

Peter Schönberger: Ja, es ist ein Unterschied. Ich bin seit September 2014 operativer Geschäftsführer. Zuvor war ich in der Geschäftsführung der SHC Sport Holding Cologne GmbH. Damit wusste ich zwar, was bei den Haien vor sich geht, aber wenn sie jeden Tag hier sind, dann können sie wirtschaftliche und sportliche Themen ganz anders selbst mit anpacken. Das ist jetzt der Unterschied: Von Anfang an begleite ich das Thema Neuaufbau Team, Verbesserung der Strukturen für Sponsoren und Partner intensiv mit.

Natürlich suchen Trainer und Co-Trainer sich ihr Team zusammen, was sie aus meiner Sicht perfekt gemacht haben. Aber man ist als Geschäftsführer an ihrer Seite, verhandelt die Verträge. Man erlebt den neuen Spieler von Anfang an als Menschen. Jetzt habe ich das Gefühl, das Team ist unser aller gemeinsames Baby. Das war letzte Saison noch nicht so möglich. Das war zu Beginn größten Teils nur reines Krisenmanagement. Diese Saison kann ich von Anfang an mit aufbauen. Das macht natürlich viel mehr Spaß.

Sehr erfolgreiche Clubs im Sport sind ja oft ein fest zusammengeschweißtes Team aus Spielern, Trainern und Management. Spüren Sie bei den Kölner Haien derzeit einen solchen Team-Spirit?

Das Trainerteam kennt sich ja schon sehr gut. Niklas Sundblad und Petri Liimatainen haben schon zusammen gespielt und sind über ihre Erfolge zusammengewachsen. Franz Fritzmeier und Sundblad kennen sich perfekt. Fritzmeier arbeitet wiederum sehr viel mit der Jugend. Wir haben einen Fitnesscoach, der ein Jahr die deutsche Nachwuchsliga betreut hat und unser Physio Michael „Knete“ Schulten ist schon fast eine Legende. Also hier treffen Menschen aufeinander, die sich und das Eishockey in und auswendig kennen. Das ist sehr positiv. Jeder weiß ganz genau was er tun muss. Niklas Sundblad ist in der Kabine der Boss, der sagt auf dem Eis wo es lang geht und wer welche Aufgaben hat. Und das funktioniert bislang sehr gut.

Nach der letzten Saison haben Sie immer von spontanen Lösungen gesprochen, die Sie finden mussten. Glauben Sie dass sie die nach der aktuellen Vorbereitung nicht mehr brauchen werden?

Letzte Saison war – wie schon gesagt – öfter einmal Krisenmanagement gefordert. Wir mussten kurzfristig auf unangenehme Situationen reagieren. Der Verein ist erfolgshungrig und braucht auch den Erfolg. Unten mitzuspielen, wie letzte Saison, das ist viel zu wenig. Wir mussten ständig überlegen, was ändert man schnell. Jetzt hatten wir die Möglichkeit, nachdem wir Anfang März nicht mehr in den Playoffs vertreten waren, den sportlichen Bereich und den wirtschaftlichen Bereich völlig umzukrempeln. Jetzt stehen wir auf einer solideren Basis, was die Spieler betrifft, aber auch was die Partnerstrukturen betrifft. Ich hoffe daher, dass wir keine kurzfristigen Lösungen mehr brauchen.

Es gibt immer Veränderungen in einem Verein. Es wird auch immer neue Spieler geben. Aber das es gleich 12 oder 13 Neue von einer Saison auf die andere sind, das ist ungewöhnlich und sollte nicht die Regel sein. Sie brauchten aber auch andererseits irgendwann einen kompletten Cut. Es musste ein neuer Wind rein.

Wir haben zum Beispiel auch den Trainingstrakt deutlich umgestaltet um gerade für die Spieler die sehr lange hier sind neue Impulse zu schaffen. Es gibt in vielen kleinen Details Änderungen. Diesen stetigen Veränderungsprozess werden wir auch beibehalten, um das Team über 52 Spiele hinweg mental frisch zu halten. Die Jungs sind jetzt absolut heiß. Sie haben auch bereits erfahren, was es bedeutet für die Kölner Haie zu spielen. Man sah das im ersten Training. Die neuen Spieler kamen raus und blickten auf eine Wand von 600 Fans. Letzten Samstag standen sie am Schokoladenmuseum auf der Bühne vor 4.000 Fans. Die neuen Spieler sollten fühlen, dass die Kölner Haie ein besonderer Verein sind. Ich glaube das haben wir aktuell sehr gut vermittelt.

Kommen die Kölner Haie in dieser Saison in die Play Offs?

Das ist unser Etappenziel, gar keine Frage. Ich bin der Meinung, dass wir uns von allen DEL Teams mit am besten verstärkt haben. Jeder will jedoch Meister werden und es gibt zumindest fünf bis sechs Teams, die auch das Potential dazu haben. Es kommt dann auch auf Punkte an, die man nicht vollständig in der Hand hat.

Der wichtigste Punkt sind Verletzungen. Glücklich ist, wer wenig Verletzte hat. Den Punkt kann man ein wenig beeinflussen. Wir haben zum Beispiel diese Saison sehr früh mit dem Training begonnen, aber nicht so hart wie in der letzten Saison. Wir haben die Spieler langsam aufgebaut und wir lassen den Spielern im Moment auch ein bisschen mehr Zeit zu regenerieren. In der Schweiz hätten Spieler wie Per Aslund und Jean-Francois Boucher spielen können. Aber die Trainer haben entschieden, dass wir kein Risiko eingehen und diese Spieler noch nicht einsetzen. Hier haben wir gelernt, die Spieler nicht gleich unter voll zu belasten und zu überlasten. Wir hoffen, dass dieses etwas veränderte Vorgehen dazu führt, dass wir weniger Verletzte haben und wenn dann alles passt, dann wird es auch mit den Playoffs klappen. Mehr können wir aktuell dafür nicht tun.

Sundblad spricht ja von Hamburg und Mannheim als starken Teams in der kommenden DEL -Saison würden Sie ihm bei dieser Einschätzung folgen?

Klar, Mannheim ist immer gesetzt. Mannheim hat einen ganz tiefen und starken Kader. Hamburg hat sich sehr, sehr gut verstärkt. Und München würde ich nicht vergessen wollen. Hamburg, Mannheim, München und Köln sehe ich im engsten Favoritenkreis. Und dann kommen aber auch weitere Teams die das Potential haben oben mitzuspielen, wie Ingolstadt, Berlin oder Düsseldorf, die sich auch gut verstärkt haben. Wer letztlich Deutscher Eishockey Meister wird ist nicht abzusehen. Es wird da sicher deutlich spannender als im Fußball.

Das heißt nach ihrer Einschätzung dürfen sich die Fans auf tolle Derbys mit der Stadt im Kölner Norden freuen?

Absolut. Ich finde das auch sehr gut. Wir hatten ja zwei Jahre, in denen Düsseldorf sehr zu kämpfen hatte. Es ist ganz wichtig, dass Teams wie Düsseldorf und Krefeld auch wirklich gut spielen. Wir sind heilfroh, dass sich Düsseldorf wieder gefangen hat. Sie waren in der letzten Saison ein Stück besser, als der Teamkader vermuten ließ. Diese Saison würde ich den Düsseldorfern ein Halbfinale zutrauen. Das hätte ich letzte Saison so nicht vorausgesagt.

Das ist ja auch gut für die Zuschauerzahlen?

Ja wir sind da sehr froh. Diese Konkurrenz lebt erst richtig auf, wenn der Gegner auch stark ist. Ich freue mich insbesondere auf die Derbys.

Also sie sind was die Zuschauerzahlen insgesamt betrifft positiv gestimmt?

Es gibt zwei Aspekte, die die Zuschauerzahlen beeinflussen: Der eine ist die Frage, wie gut das Team spielt. Da bin ich nach den ersten Eindrücken optimistisch. Wir haben in der Schweiz gesehen, dass das Team spektakulär spielen und nicht nur kämpfen kann. Und der zweite Aspekt ist: Wir haben im Sommer sehr viel daran gearbeitet die Reichweite der Marke Kölner Haie zu erhöhen. Mit Kooperationen, strategischen Partnern wie Köln-Tourismus, der Stadt Köln, dem Köln-Marathon und verschiedenen kleineren Kooperationspartnern. Zum Saisonstart führen wir eine große Auto-Aufkleber-Aktion durch. Das Ziel ist: Einmal am Tag sollte jeder Kölner auf die Kölner Haie stoßen. Wir haben im VRS Gebiet weit über eine Million potentielle Zuschauer und es gibt kein Gesetz welches bestimmt, dass maximal 12.000 Zuschauer zum Spiel in der Lanxess Arena kommen und nicht 18.000. Da kann man daran arbeiten und das machen wir, so gut es geht und immer weiter.

Es gibt eine neue Website und eine verbesserte App soll kommen. Warum?

Die neue Website ist seit vergangenen Freitag scharf geschaltet und hat, sieht man die Reaktionen der Fans, bereits überragende Kritiken. Das ist ja eher selten, meistens wird so ein Relaunch nur zur Kenntnis genommen. Die ganze Emotion, die Eishockey in sich trägt, kommt jetzt mit den großen Bildern stärker rüber. Wir bieten mehr Information und die neue Website ist besser vermarktbar. Auch Partner können viel besser werben. Sie können nicht nur einen Banner schalten, sondern können die neuesten technischen Möglichkeiten einsetzen. Wir werden Gaming anbieten und wir sind noch nicht am Ende was das Thema betrifft. Wir werden im digitalen Bereich noch besser werden, obwohl wir ohnehin in Europa vorne sind.

Die neue App wird erst einmal wesentlich sicherer laufen und schneller sein. Auch hier bieten wir Gaming und eine bessere Vermarktung an. Die App ist der zweite Schritt, da sind wir gerade dran und hoffen bis zum Saisonstart mit einer ersten Version am Start zu sein, die später mit Updates und Upgrades verbessert wird.

Sie haben auch das Thema Business Club neu aufgesetzt. Bitte stellen Sie uns ihren, wie Sie ihn nennen BISSness Club, einmal kurz vor und was dahinter steckt?

Wir hatten Hauptsponsoren, dann Premiumsponsoren, Poolpartner und Supporter, letztere sind kleinere Unternehmen. Jeder, der nicht in die Kategorie Haupt, Premium oder Supporter fiel war Poolpartner. Dort versammelten sich sehr unterschiedliche Partner. Die einen haben pro Saison 3.000 Euro investiert, die anderen 60.000 Euro. Denen konnten wir nie richtig gute und zusätzliche Services bieten. Aus diesem Grund haben wir den BISSness Club eröffnet. Jeder der eine gewisse Summe in den Verein investiert, ist automatisch Mitglied im BISSness Club. Und er bekommt wesentliche Zusatzleistungen und zwar unentgeltlich. BISSness Club-Mitglieder werden zu regelmäßigen, hochwertigen Events eingeladen, sind näher dran am Thema Eishockey und können die Haie als Netzwerk-Plattform optimal nutzen. Es gibt ein Pokerturnier, eine Führung durch das DuMont-Medienhaus oder Speednetworking im Hard Rock Cafe. Zudem planen wir einen großen Empfang im Phantasialand. So versuchen wir die BISSness Club Partner zusammenzubringen und zu vernetzen. Das klappt sehr gut. Die Unternehmen sind begeistert und die Einstiegshürde für neue Unternehmen ist nicht zu hoch. Zwei Backstage-Dauerkarten wollen sich die meisten Unternehmen leisten und sind dann schon Teil dieses Netzwerkes. Unser Ziel ist es, dass wir die Lanxess Arena bei den Spielen auch im Business-Bereich so voll bekommen, dass jeder sagt, ich schaue mir nicht nur gerne Eishockey an, sondern ich will schon deshalb da hin, da ich dort Geschäfte machen kann.. Die Anzahl der BISSness-Club-Mitglieder steigt ständig. Die Haie werden so zur perfekten B2B-Plattform.

Ein Wort zur Nachwuchsarbeit. Wie geht es voran, wie fühlen sie sich von der Stadt Köln unterstützt?

Wir wissen, dass Köln nicht die reichste Stadt Deutschlands ist. Aber natürlich erhoffen wir uns mehr für unseren Sport. Wir bekommen derzeit aus einem Fördertopf einen Betrag. Für uns ist der Verteilungsschlüssel problematisch, den wollen wir auch geändert wissen. Eishockey ist gerade in Köln ganz besonders wichtig. Wir erhalten hier deutlich zu wenig Support von der Stadt.

Wir als Profi GmbH haben das Thema mit den anderen Profivereinen der DEL selbst in die Hand genommen. Wir haben uns ein 5-Sterne-System auferlegt. Es gibt einen gemeinsamen Fördertopf. Wer fünf Sterne hat, bekommt Geld zurück. Keine Sterne bedeutet, man muss eine sechsstellige Strafsumme in den Fördertopf zahlen. Wenn man fünf Sterne möchte, kostet dies den Verein aber auch einen knapp sechsstelligen Betrag denn man muss sehr viele Kriterien erfüllen. Wir als DEL-Clubs sagen, das lohnt sich, weil wir im Bereich des DEB mit Franz Reindl an der Spitze wieder eine Führung haben, die wirklich nur das Ziel hat das Eishockey nach vorne zu bringen. Beim DEB weht ein ganz frischer Wind und die Positionen werden mit den richtigen Menschen besetzt. Das ist der Grund warum die DEL-Clubs jetzt bereit sind in die Jugendarbeit zu investieren und sich dem Ziel, „Power Play 26“, verschrieben haben. Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft soll im Jahr 2026 um Medaillen mitspielen. Wir stellen der Jugend mehr Eiszeit zur Verfügung und stellen einen weiteren hauptamtlichen Trainer ein. Wir werden für die Laufschule werben, es gibt Recruiting-Days, also ganz viele Punkte, an denen auch die Profi-Clubs sehr viel arbeiten müssen. Wenn die Nationalmannschaft wieder oben mitspielt und zur Gallionsfigur wird, dann profitieren wir alle davon. Das sieht man im Fußball.

Vielen Dank für das Gespräch und Ihnen und dem Team eine erfolgreiche Saison.

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Den Spielplan der kommenden DEL-Saison 2015/2016 der Kölner Haie finden Sie hier bei report-K >

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Autor: Andi Goral
Foto: Peter Schönberger, Geschäftsführer der Kölner Haie