Übrigens ist dies die zweite Auflage der Reihe "USA MEETS EUROPE" in Zusammenarbeit mit dem Amerika Haus Köln mit Konzerten in Bonn, Köln und Düsseldorf. Es ist ein kollegiales Aufeinandertreffen von Ausnahmemusikern. Und das dieses kleine Festival, so wollen wir das jetzt mal bezeichnen, einen tollen Charakter hat, mag der Satz zeigen, den Haunschild zu der nicht gerade üppigen Zuschauerzahl sagte: "John und ich hätten heute Abend bei mir auf der Couch sowieso Musik gemacht und uns gegenseitig inspiriert, also was ist der Unterschied. Wir freuen uns auf ein gutes Set" Und so kamen die Gäste in den übrigens tollen Räumen mit guter Akustik des Kunstsalons am Anfang der Brühlerstrasse, gleichsam zu einem inspirierenden Wohnzimmerkonzert. Frank Haunschild, Hochschullehrer (in Köln), Buchautor und bekannter Gitarrenspezialist seit Jahren am Rhein, hat aus seiner Vorliebe zu den Klängen eines Pat Metheney nie einen Hehl gemacht – ohne aber seine musikalische Eigenständigkeit hinter diesem großen Namen zu verstecken. Seit einigen Jahren ist eines seiner Projekte das Duo mit dem amerikanischen Gitarristen John Stowell, einem Gleichgesinnten im besten Sinne. Mit der CD „Listen to This“ haben sie diese harmonische Kommunikation bereits erfolgreich dokumentiert.


John Stowell an der Bariton-Gitarre

Das Konzert war Wellness und Inspiration für den Geist zugleich. Zwei Ausnahmesologitarristen spielten ihre Gitarrenläufe, brillant und klar, gegeneinander, übereinander, miteinander und harmonierten dabei als würden sie jeden Tag miteinander auf der Couch sitzen. Aber genau das ist es auch wieder nicht, wenn Haunschild seine toskanischen Impressionen einfließen lässt und man trotz des kühlen Kölner Mitfrühlingswindes dem man vor den Fenstern des Kunstsalons zusehen kann spürt wie gerne man einen Morgen zwischen Pinetas chillen würde und dabei von den Klängen des "Early Morning Waltz" von Haunschild begleitet würde. Oder "High-Q" die Komposition von John Stowell, die er aus Japan in Form eines japanischen Gedichtes mitgebracht hat einen einen Augenblick später, nach Fernost hören lässt. John Stowell reist fast andauernd, in den USA ist er immer nur ein halbes Jahr und tauscht sich mit seinen Musikerfreunden in der ganzen Welt aus und trägt so unterschiedlichste Ideen, Styles und Inspiration um den Globus. Die beiden Musiker, nur mit ihren beiden Gitarren lassen an diesem frühen Freitagabend spüren, welch ein Klanguniversum man aus einzelnen Tönen schaffen kann, wenn man über Genialität verfügt sie zu verbinden. Und dabei, war der Abend nicht schwer sondern alles war so easy, frei und unbeschwert.


Frank Haunschild hochkonzentriert

Im Netz finden sich die beiden Musiker getrennt: www.frankhaunschild.de, www.johnstowell.com

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Das weitere Programm der Reihe "Jazz am Rhein":

21. Mai 2007 – 20:00
Duo Simon Nabatov (p) – Tom Rainey (dr)

Rheinisches Landesmuseum Bonn / Konzertsaal
Eintritt: 10 Euro, ermäßigt 5 Euro / Info: 0228-2070351

22. Mai 2007 – 20:30
Trio Simon Nabatov (p) – Ernst Reijseger (cello) – Tom Rainey (dr)

LOFT Köln / Wissmannstr. 30 / 50823 Köln / Karten 8, erm. 6 Euro / Info: 0221-9521555

23. Mai 2007 – 20:00
Duo Simon Nabatov (p) – Tom Rainey (dr)

Steinway Haus Heinersdorff Düsseldorf // Kronprinzenstraße 97 /
40217 Düsseldorf
Karten 10 Euro, ermäßigt 5 Euro / Info: 0211- 3006300

Eine wichtige Rolle der diesjährigen Jazz-Reihe „USA meets Europe“ spielt Simon Nabatov, der die transkontinentale Verbindung schon in seiner Person allein trägt: in Moskau geboren, mit dem Jazz musikalisch aufgewachsen in Moskau, lebt er seit 1989 in Köln, hat aber ein Appartement in New York und dort – wie er sagt – „einen Teil meines Herzens“.

Er hat mit Tom Rainey kürzlich beim NDR in Hamburg eine neue CD aufgenommen (Steady Now, Leo Records), voller Virtuosität und improvisatorischer Inspiration.
Nun gehen beide auf eine Europa Tournee, die sie unter anderem auch ins Bimhuis nach Amsterdam führt. Dort lebt Nabatovs langjähriger Partner Ernst Reijseger, den er nun ins Loft einlädt und so aus dem Duo ein Trio macht. Interessant ist, dass Nabatov mit beiden Musikern schon seit Jahren getrennt voneinander in unterschiedlichen Ensembles spielt, mit Michael Vatcher, Mark Helias oder Michael Sarin, um nur einige zu nennen. Nun ergibt sich eine neue Konstellation, auf die man gespannt sein darf.

Seinen im vergangenen Jahr mit viel Freude vollzogenen und vom Publikum ebenso aufgenommenen Ausflug nach Brasilien (Around Brasil, ACT) bringt Nabatov in das Konzert in Düsseldorf mit ein.

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Die Initiative "Jazz am Rhein"
Die Initiative "Jazz am Rhein" wurde im Jahr 2002 gegründet. Ziel ist es im Rheinland neue Akzente, die der Jazzszene am Rhein zu verstärkter Präsenz verhelfen zu fördern. Dabei soll ein regionales, aber auch überregionales, sogar grenzüberschreitendes Netzwerk gebildet werden. Dieses soll auch dazu helfen interessante und selten gespielte Kompositionen in Programmen und Konzertreihen zu fördern. Mehr Infos:
www.jazz-am-rhein.de

Die Reihe "USA MEETS EUROPE"
Dabei soll es wie immer nicht um die gängigen, am Mainstream orientierten Projekte gehen. Jazz am Rhein e.V. geht es um die feinen Töne – aber nicht um das Alltägliche – bei denen sich Musiker aus Amerika und Europa völlig unvoreingenommen und auf gleicher Augenhöhe freundschaftlich begegnen. Die gemeinsame Sprache ist die ihrer Musik, die, auch wenn sie von unterschiedlichen Seiten geprägt ist, im Jazz die Freiheit neuer Formen und Verständigung findet.

Natürlich ging der Anstoß für die Grundlagen dieser Musik von Amerika aus, die große künstlerische Leistung des 20. Jahrhunderts. Aber heute ist diese Kultur ein weltweit gemeinsames Kulturgut geworden. Wenn man so will, eine positive Art der Globalisierung, an der alle Menschen teilhaben können.

Im vergangen Jahr hatten die Konzerte mit vor allem Henry Grimes und seinem Trio u.a. mit Marilyn Crispell, dann Crispell im Quartet Noir des Schweizer Bassklarinettisten Urs Leimgruber und das New York-Schweiz Duo Mark Feldman-Sylvie Courvoisier viel Interesse des Publikums in Köln gefunden. In diesem Jahr wird das Programm ausgedehnt auf Bonn, Köln und Düsseldorf.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung